Im scheinbaren Chaos regiert der Spaß

Homburg. Es brummt wie ein Bienenstock, vereinzelt ein paar hohe Töne dazwischen gemischt, ein Quietschen, ein Schreien, aber nicht zu sagen, was dort so tönt und lärmt. Meterweit vor der Halle des Sportzentrums Homburg-Erbach ist es zu hören. Und erst wer in die Halle tritt, erkennt, woher der Lärm kommt

Homburg. Es brummt wie ein Bienenstock, vereinzelt ein paar hohe Töne dazwischen gemischt, ein Quietschen, ein Schreien, aber nicht zu sagen, was dort so tönt und lärmt. Meterweit vor der Halle des Sportzentrums Homburg-Erbach ist es zu hören. Und erst wer in die Halle tritt, erkennt, woher der Lärm kommt. Hunderte Kinder drängen sich auf dem Parkett, wo früher die Niederwürzbacher Handballer ihre Bundesliga-Spiele austrugen. Die Tore sind verschwunden, selbst die Basketball-Körbe der Saar-Pfalz Braves sind nicht zu sehen. Heute wird ausschließlich geturnt und gespielt. Oder besser gesagt: Seit 22 Jahren wird geturnt und gespielt. Seit 1988 gibt es den Salto-Cup der Saarländischen Turnerjugend, eine der größten Veranstaltungen dieser Art in ganz Deutschland. Die meisten Kinder stehen schön geordnet nach Vereinen. Manche tragen T-Shirts mit dem Aufdruck des Vereins, die meisten Mädchen in Turn-Kleidung - alles einheitlich. Rina Chand (6) schaut noch ein wenig überwältigt von der Masse der Kinder durch die Halle. Für sie ist es ihre erste Teilnahme mit dem TV Saarlouis. Ihr Fazit steht aber schon nach kurzer Zeit fest: "Es macht alles viel Spaß hier."Ein paar Meter weiter wartet Mascha Vogelgesang vom TV Böckweiler gerade mit ihrer Gruppe am Schwebebalken: "Es ist schön. Hier sind so viele Kinder. Am schönsten ist aber das Trampolin-Springen." Also der Abschnitt, wo ein Zopf nach dem anderen im namensgebenden Salto durch die Luft fliegt. Das Trampolin scheint dann auch tatsächlich so etwas wie die Lieblingsübung der meisten Kinder zu sein. Lara Keller (6) vom TV Hangard sagt das gleiche wie die anderen: "Das hat am meisten Spaß gemacht." Der Salto ist also nicht nur im Namen vertreten.Eigentlich ist der Salto-Cup als Spaß-Veranstaltung gedacht. Ohne Wettkampf-Druck, das Miteinander steht im Vordergrund. Was nicht heißt, dass kein Ehrgeiz dabei ist. Wie bei Annika Schultz (11) vom TV Altstadt: "Ich finde, das ist wie in einem Wettkampf. Wir wollen richtig gut sein." Die meisten Kinder, die aus dem ganzen Saarland kommen, sind Stammgäste in Homburg, haben in jedem Jahr ihres Turner-Lebens teilgenommen. Und so ist auch Trauer im Spiel bei einigen, die jetzt zwölf sind und damit zu alt, um nächstes Jahr noch einmal mitzumachen. "Ich finde es schade, dass es mein letztes Mal ist. Es ist immer so schön aufgebaut, und man kann alles ausprobieren", sagt Annabelle Weber (12) vom ATV Dudweiler. Ihr Gesichtsausdruck passt zum Abschied. Bis dann wieder ein Lächeln auf ihre Lippen kommt, sie ist dran am Schwebebalken. Dabei ist es durchaus beeindruckend, wie geordnet alles abläuft, wenn man das scheinbare Chaos erst durchschaut hat. Knapp zwei Stunden hat es gerade einmal gedauert, bis alle Kinder ihre Geräte durchgeturnt haben. "Das ist schon beeindruckend, wie gut das läuft", sagt auch Christian Maas, der Vorsitzende der Saarländischen Turnerjugend. Und das, obwohl auch Ungewohntes, aber nicht minder Unterhaltsames wie der Eierlauf oder der Hindernis-Parcours dabei sind. Auch darum soll es gehen, Neues und Ungewohntes auszuprobieren. Für die meisten steht aber tatsächlich die eigentliche Sportart im Vordergrund. Und auch wenn es eigentlich eine Erklärung war, warum es ihr so viel Spaß macht, liefert Katja Lammert (10) vom TV Heusweiler auch gleich die Erklärung mit, warum der Salto-Cup schon seit 22 Jahren läuft: "Weil Turnen einfach Spaß macht."

Auf einen Blick Der Salto-Cup der Saarländischen Turnerjugend fand 1988 zum ersten Mal statt. In diesem Jahr wurde die Teilnehmerzahl des vergangenen Jahres mit 600 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren aus 35 Vereinen aus dem ganzen Saarland wieder übertroffen. Sieben Vereine davon waren zum ersten Mal vertreten. jbö

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