Im Schatten der Doping-Diskussion

Balve. Knapp zwei Wochen nach der spektakulären Auflösung der Nationalmannschafts-Kader hat Außenseiter Philipp Weishaupt die deutsche Meisterschaft gewonnen. Der 23 Jahre alte Springreiter aus Riesenbeck siegte gestern in Balve mit Souvenir vor Thomas Mühlbauer mit Asti Spumante

Balve. Knapp zwei Wochen nach der spektakulären Auflösung der Nationalmannschafts-Kader hat Außenseiter Philipp Weishaupt die deutsche Meisterschaft gewonnen. Der 23 Jahre alte Springreiter aus Riesenbeck siegte gestern in Balve mit Souvenir vor Thomas Mühlbauer mit Asti Spumante. Nur Fünfter wurde der viermalige Olympia-Sieger Ludger Beerbaum, der nach seinen Bekenntnissen zum Umgang mit Medikamenten für die Nationalmannschaft suspendiert wurde, bei nationalen Titelkämpfen aber starten darf. Dressur-Reiterin Isabell Werth gewann den Special-Titel. In der Kür-Entscheidung wurde sie von Matthias Alexander Rath geschlagen.

Mit Weishaupt gewann ein Außenseiter. Der 23-Jährige, der seit drei Jahren bei Ludger Beerbaum arbeitet, feierte den größten Erfolg seiner Karriere. Er ritt im Stechen fehlerfrei, während der zweitplatzierte Thomas Mühlbauer aus Kötzting einen Abwurf hatte. Dritter wurde Carsten Otto-Nagel aus Wedel mit Corradina vor Janne Frederike Meyer (Hamburg) mit Lambrasco.

Beerbaum sorgte nach seinen Geständnissen dieses Mal sportlich für Aufsehen. Der 45-Jährige stürzte in der ersten von vier Runden, erwies sich als Stehaufmännchen und ritt stark weiter. Während der leicht verletzte Coupe de Coeur nach dem Unfall in einer Tierklinik behandelt wurde, schaffte Beerbaum mit Zweitpferd Couleur Rubin drei fehlerfreie Umläufe, ehe er seinen neunten Titel durch einen Abwurf in der Abschlussrunde verpasste und auf Rang fünf zurückfiel.

Früh gescheitert war Titelverteidigerin Meredith Michaels-Beerbaum aus Thedinghausen. Die Siegerin des Vorjahres zog es vor, ihr Top-Pferd Shutterfly am Samstagabend bei einem hoch dotierten Turnier in Cannes einzusetzen, wo sie Achte wurde. Bei der deutschen Meisterschaft ritt sie ihr Zweitpferd Checkmate - und gab nach der Rückkehr von ihrer Reise an die Côte d'Azur vor der letzten Runde auf.

Mitfavorit Marcus Ehning aus Borken hatte auf einen Start mit Vulkano verzichtet, weil das Pferd leicht angeschlagen war. "Zur Not hätte er ihn reiten können", erklärte Bundestrainer Otto Becker und lobte den Verzicht des in aussichtsreicher Position liegenden Ehning: "Das ist sehr verantwortungsbewusst." Insgesamt war er zufrieden mit den gezeigten Leistungen: "Es kommen ein paar neue Namen, an die wir am Anfang des Jahres noch nicht gedacht haben." Für die Europameisterschaft plant er vor allem mit Meredith Michaels-Beerbaum, Marcus Ehning und Carsten-Otto Nagel.

Für Unruhe hinter den Kulissen hatte Isabell Werth mit ihrer heftigen Verbands-Kritik gesorgt. "Tatsache ist, dass da Aktionismus entstanden ist", sagte Werth zur Einsetzung der Untersuchungs-Kommission und zur Auflösung der Nationalmannschafts-Kader. Werth kritisierte, dass es zu wenig Informationen über die Befragung durch die Kommission gebe. "Ist das ein Beichtstuhl?", fragte die examinierte Juristin: "Welches Rechtsinstitut ist das?" Im Dressur-Viereck gewann sie den Titel im Special, wurde in der Kür aber von Rath geschlagen. Der 24-jährige Student aus Kronberg siegte überraschend im Sattel von Sterntaler mit 81,450 Prozent und hängte Seriensiegerin Werth mit Warum nicht (81,050) ab.

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