Im Ellenfeld rumort es richtig

Neunkirchen · Große Verletzungssorgen, Undiszipliniertheiten im Team und ein Trainer, der angeblich schon vor der Ablösung steht: Bei Borussia Neunkirchen, kurz vor dem Ende der Hinrunde der Fußball-Oberliga auf Rang zwölf, ist Feuer unterm Dach.

 Trainer Valentin Valtchev (links) gibt Ruddy M'Passi einen aufmunternden Klaps. Doch wirklicher Optimismus herrscht bei der Neunkircher Borussia derzeit nicht – im Gegenteil. Foto: Ruppenthal

Trainer Valentin Valtchev (links) gibt Ruddy M'Passi einen aufmunternden Klaps. Doch wirklicher Optimismus herrscht bei der Neunkircher Borussia derzeit nicht – im Gegenteil. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Trotz eines laufenden Insolvenz-Eröffnungsverfahrens schaffte der Fußball-Oberligist Borussia Neunkirchen vergangene Saison unter Trainer Michael Petry (jetzt FC Hertha Wiesbach) Platz vier. Obwohl sich die nun von Valtentin Valtchev trainierte Erfolgsmannschaft kaum veränderte und das Insolvenzverfahren abgewendet wurde, hat die Borussia nach der jüngsten 1:5-Klatsche gegen den FV Diefflen nur noch zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Vor dem erneuten Duell mit Diefflen am Samstag (14.30 Uhr) im Saarlandpokal-Achtelfinale rumort es im Ellenfeldstadion - und zwar richtig.

"Die Mannschaft hat viel zu viel Qualität, um akzeptieren zu können, was in den letzten Wochen angeboten wurde", sagt der Vorsitzende Martin Bach. Ein Grund für die achte Niederlage im 16. Spiel (sechs Siege, zwei Unentschieden) ist die Personalsituation. Vor dem Spiel am Sonntag fehlten acht potenzielle Stammspieler. Mit Cordt Flätgen (verletzt) und Godmer Mabouba (Rot wegen grobem Fouls) kommen zwei Ausfälle hinzu. Seit Wochen müssen überforderte Spieler des Bezirksliga-Kaders aushelfen. Selbst Ersatztorwart Francesco Rino war schon als Feldspieler im Einsatz.

Auch disziplinarisch läuft es nicht rund. Die krankheitsbedingt fehlenden Jannik Schliesing und Moussa Dansoko sowie der rotgesperrte Ruddy M'Passi waren am Sonntag trotz vertraglicher Pflicht nicht im Stadion. Mit drei Roten, einer Gelb-Roten und 48 Gelben Karten ist die Borussia Schlusslicht der Fairness-Tabelle. Am Montag letzter Woche gab es schon eine Krisensitzung. "Die Kritik richtet sich nicht an die gesamte Mannschaft. Es sind nur drei, vier Spieler, die ein schlechtes Vorbild abgeben", sagt Vereins-Chef Martin Bach, ohne Namen zu nennen: "Klar ist, dass wir uns als Arbeitgeber gewisse Dinge nicht auf Dauer gefallen lassen." Zum Beispiel habe nicht jeder Spieler Krankenscheine vorgelegt. "Der Verein wird im Rahmen seiner Möglichkeiten reagieren", sagt Bach und schließt arbeitsrechtliche Maßnahmen nicht aus.

Auch der Trainer steht in der Kritik. So sagte Bach am Sonntag, dass Valtchev einigen Spielern eine "zu lange Leine" lasse. "Er ist ein feiner Kerl, der schon als Spieler eine professionelle Einstellung hatte. Er ist nicht der Hauptschuldige. Das Verhalten der Spieler ist nicht in Ordnung", erläutert Bach, gibt Valtchev aber keine Jobgarantie: "Wir müssen alles und jeden hinterfragen."

Valtchev wehrt sich allerdings: "Ich bin Trainer und kein Zauberer. Was soll ich tun, wenn sich die Spieler verletzt oder krank abmelden? Ich bin jetzt seit 15 Jahren Trainer. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Das ist eine Charakterfrage und hat nichts mit einer langen oder kurzen Leine zu tun." Nach SZ-Informationen soll der Verein schon mit Guido Hoffmann Kontakt aufgenommen haben. Der Ex-Profi war zuletzt für die Jugendabteilung des 1. FC Kaiserslautern tätig. Auf Anfrage sagte Hoffmann gestern: "Im Moment kann ich das nicht bestätigen."

Kapitän Yannick Bach steht "voll und ganz" hinter dem Trainer: "Er kann im Moment halt keinen bestrafen, der nicht alles gibt. Dazu fehlen die personellen Möglichkeiten." Bach schlägt sich seit Wochen mit Kniebeschwerden herum. Für die Partie gegen Diefflen entschuldigt er sich: "Am Sonntag standen elf Spieler auf dem Platz, die in der Oberliga spielen wollen. Ich habe mich für die Leistung in der letzten Viertelstunde richtig geschämt."

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