"Ich will meinem Land Freude und Hoffnung geben"

Durban. Als Malis Fußballer den Einzug ins Viertelfinale des Afrika-Cups perfekt gemacht hatten, waren ihre Gedanken sofort bei der leidgeprüften Bevölkerung in der vom Krieg erschütterten Heimat. "Unser Land geht durch eine der schwierigsten Zeiten seiner Geschichte

Durban. Als Malis Fußballer den Einzug ins Viertelfinale des Afrika-Cups perfekt gemacht hatten, waren ihre Gedanken sofort bei der leidgeprüften Bevölkerung in der vom Krieg erschütterten Heimat. "Unser Land geht durch eine der schwierigsten Zeiten seiner Geschichte. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich über Mali spreche", sagte ein sichtlich bewegter Kapitän Seydou Keita nach dem etwas glücklichen 1:1 in Durban gegen Kongo.Der Punktgewinn reichte zum zweiten Platz hinter Gruppensieger Ghana, am Samstag wartet Gastgeber Südafrika in der Runde der letzten Acht. Auch dann will das Team von Trainer Patrice Carteron den Menschen in Mali ein wenig Freude schenken und von ihren großen Sorgen und Nöten ablenken. "Ich bin nicht an Medaillen für mich interessiert. Ich will nur eine Sache, meinem Land Freude und Hoffnung geben", versichert Keita, der inzwischen bei Dalian Aerbin in China sein Geld verdient.

Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler hat in seiner Karriere viel erlebt. Mit dem FC Barcelona hat er zweimal die Champions League gewonnen. Doch die derzeitige Lage ist auch für Keita eine Ausnahmesituation. Für Mali geht es bei den kontinentalen Titelkämpfen nicht nur um den Sport. Es geht auch um die Einheit des westafrikanischen Landes, das aus mehr als 30 Volksgruppen besteht. "Unsere Regierung wird alles versuchen, damit die Menschen wieder hoffnungsvoll nach vorne blicken können", meinte Keita. Französische und malische Soldaten gingen in den vergangenen Tagen erfolgreich gegen die Islamisten in Mali vor, aus den Hochburgen im Norden des Landes wie Timbuktu und Gao wurden die Extremisten vertrieben. Die Bilder aus der Heimat verfolgen natürlich auch die Spieler der Mannschaft mit dem Spitznamen "Die Adler" mit Spannung vor dem Fernseher. "Ich spüre die ganze Zeit, dass die Spieler und auch die ganzen Betreuer im Hintergrund alles geben wollen, um den Leuten in Mali Zuversicht zu schenken", sagte Nationaltrainer Carteron.

Dem Chaos im 15-Millionen-Einwohner-Staat, der vor 53 Jahren von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassen worden war, hat Carteron allerdings seinen Job zu verdanken. Der Franzose löste im Juli 2012 seinen Landsmann Alain Giresse ab, er unterschrieb einen Vertrag bis zum Ende der WM-Qualifikation 2014. Giresse machte damals keinen Hehl daraus, dass die unsichere Lage im Land der Grund für seinen Rücktritt war.

Aufgrund der sportlichen Situation hat Giresse den Afrikanern, die sich noch nie für eine WM-Endrunde qualifiziert haben, sicher nicht den Rücken gekehrt. Obwohl Mali von einem Militärputsch im vergangenen Jahr sowie von einem florierenden Waffen- und Drogenhandel gebeutelt wurde, steht die Nationalmannschaft so gut da wie selten zuvor. Das beweist der dritte Platz beim Afrika-Cup 2012 in Gabun und Äquatorialguinea. Diesen wollen sie in diesem Jahr noch überbieten. Nicht für sich, sondern für die Heimat. sid

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