"Ich war früher wesentlich verbissener"

Was hat Sie nach dreijähriger Pause bei Ihrer Rückkehr am meisten überrascht?Michael Schumacher: Definitiv überrascht haben mich die Reifen, die sehr gewöhnungsbedürftig sind. Sie sind trotz gleicher Mischung sehr unkonstant. Früher war es für uns relativ leicht zu verstehen, warum ein Reifen besser oder schlechter war

 Michael Schumacher hat seine gute Laune trotz seiner teils mäßigen Ergebnisse nicht verloren. Foto: dpa

Michael Schumacher hat seine gute Laune trotz seiner teils mäßigen Ergebnisse nicht verloren. Foto: dpa

Was hat Sie nach dreijähriger Pause bei Ihrer Rückkehr am meisten überrascht?Michael Schumacher: Definitiv überrascht haben mich die Reifen, die sehr gewöhnungsbedürftig sind. Sie sind trotz gleicher Mischung sehr unkonstant. Früher war es für uns relativ leicht zu verstehen, warum ein Reifen besser oder schlechter war. Heute bist du manchmal auf der Strecke, wie ich in der Türkei, eine halbe Sekunde langsamer, später wieder eine halbe Sekunde schneller. Woran das liegt, ist für uns ein großes Rätselraten.Was ist sonst noch anders?Schumacher: Anders ist das falsche Wort. Ich musste mich nach drei Jahren wieder in diesen konstanten Formel 1-Rhythmus und in die Feinheiten einarbeiten. Ich muss im Detail das Auto wieder spüren und fühlen können und vorausschauend Veränderungen vornehmen, von denen ich genau wissen sollte, welche Auswirkungen sie haben. Da bin ich mit diesem Auto sicherlich noch nicht weit genug. Es gibt Bereiche, da sind wir noch nicht eingespielt. Dieser Lern- und Anpassungsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Da stecke ich noch drin.Sind Sie mit 41 Jahren noch genau so offen für diesen Lernprozess wie zu Karrierebeginn?Schumacher: Definitiv. Darum geht es ja. Du musst jederzeit die Möglichkeit haben, auf eine Situation zu reagieren. Das war während der ganzen Karriere so. Der Unterschied ist, dass ich heute ein größeres Volumen an Erfahrungen habe. Aber dennoch stehe ich immer wieder vor Situationen, die ich so noch nicht kannte. Darauf muss ich reagieren und daraus neu lernen. Da darf man nicht die Einstellung haben: Das war früher so, das muss auch heute so sein.Wie haben Sie sich selbst denn verändert, beobachten Sie sich?Schumacher: Logisch. Ganz klar ist, ich kann einfach lockerer mit der Situation umgehen. Ich kann gewisse Dinge beeinflussen, andere eben nicht. Ich konzentriere mich auf das, was wirklich wichtig für mich ist, und bei dem anderen sagst du dir: Okay, lass' es halt so laufen.Ist diese Gelassenheit neu?Schumacher: Ich war früher wesentlich verbissener. Die drei Jahre Pause haben mir in dieser Hinsicht sicherlich gut getan.Hat Sie das Niveau, auf dem Ihr Teamkollege Nico Rosberg fährt, überrascht?Schumacher: In Anführungsstrichen ja, weil es von außen gesehen nicht ganz so offensichtlich war. Dass er stark ist, war klar. Aber wie stark, präzise und konstant, das war für mich von außen nicht vernünftig zu analysieren. Rosberg ist auf dem Papier bis jetzt schneller als Sie.Schumacher: Auf dem Papier ist richtig. Es gibt auch genügend Anhaltspunkte zu sagen, er ist besser. Ich weiß ja auch aus Details, warum er besser war: Ich frage mich dann, was ich hätte besser machen können. Aber ich weiß, was ich kann. Und das stimmt mich eigentlich zuversichtlich, dass ich es hinbekommen kann.Wie stark ist Rosberg im Vergleich zu Ihren früheren Teamkollegen?Schumacher: Er ist der schnellste und stärkste Teamkollege, den ich bis jetzt hatte. Sind Sie nicht mehr schnell genug? Ihnen wurde ja schon unterstellt, der Schumi hat alles verlernt . . .Schumacher: Mit kritischen Fragen kann ich sehr gut umgehen, solange sie nicht gemein werden. Ich bin mit mir selbst auch immer sehr kritisch.Warum sind Sie in der Formel 1?Schumacher: Weil es mir Spaß macht, sie mich motiviert und sie eine Herausforderung für mich ist.Werden Sie Ihren Dreijahresvertrag mit Mercedes erfüllen?Schumacher: Ja. Mein Ziel ist, in diesen drei Jahren die Meisterschaft zu holen. Realistisch gesehen, könnte nächstes Jahr schon dazu die Möglichkeit bestehen, und wenn nicht, dann halt übernächstes Jahr.

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