"Ich muss noch eine Menge Gras fressen"

Elversberg/Saargemünd. "Wenn ich ein Tor schieße, ist das für mich wie ein Orgasmus", sagt Haluk Türkeri mit einem breiten Lachen im Gesicht in seinem Lieblings-Café im französischen Saargemünd. "Das ist so ein geiles Gefühl", sagt der 22-jährige Stürmer des Fußball-Regionalligisten SV Elversberg

Elversberg/Saargemünd. "Wenn ich ein Tor schieße, ist das für mich wie ein Orgasmus", sagt Haluk Türkeri mit einem breiten Lachen im Gesicht in seinem Lieblings-Café im französischen Saargemünd. "Das ist so ein geiles Gefühl", sagt der 22-jährige Stürmer des Fußball-Regionalligisten SV Elversberg. Der Türke wechselte vom Liga-Konkurrenten Rot-Weiß Essen an die Kaiserlinde und wohnt mit Mannschaftskollege Jeton Arifi in einer Wohnung in Saargemünd. Am Mittwoch gewann die SVE in der zweiten Runde des Saarlandpokals auf einem Braschenplatz 8:0 gegen den Bezirksligisten TuS Wiebelskirchen. Türkeri schoss sechs Tore.

Und? Wie war es? Türkeri verschüttet fast seinen Kaffee vor Lachen. "Schön", schmunzelt er und fügt hinzu. "Es war wie früher im Ruhrpott. Dort sind wir auf Aschenplätzen groß geworden. Die sechs Tore haben natürlich Spaß gemacht. Aber wichtiger ist das Spiel in Bonn", blickt der gebürtige Duisburger auf die Partie heute um 19 Uhr beim Bonner SC voraus.

Türkeri galt als großes Talent - und tut es immer noch. in der A-Jugend-Bundesliga schoss er 2004/2005 35 Tore für den VfL Bochum. Das ist bis heute Rekord. "Spieler wie Lukas Podolski oder Mario Gomez hatten noch keine 30 Tore. Damals konnte ich mich vor Angeboten kaum retten", erinnert er sich. Während Poldi und Gomez in die Nationalmannschaft durchstarteten, versuchte Türkeri vergebens, Fuß zu fassen. Beim VfL Bochum und beim Karlsruher SC schaffte er den Durchbruch nicht.

Auch in Essen scheiterte er. Dort wurde Türkeri im März sogar für eine Woche suspendiert. "Ich habe mich aufgeregt, dass ich in der Zweiten nicht von Beginn an gespielt habe, obwohl ich in der Woche zuvor zwei Tore geschossen habe. Ich glaube, Duradj Vasic ist der erste Trainer, der auf mich zählt", sagt Türkeri, der aber auch eigene Fehler eingesteht. "Früher war für mich ein gelungener Übersteiger viel wert wie ein Tor. Vasic hat mir klar gemacht, dass ich direkt in den Strafraum und aufs Tor schießen muss. Das hört sich einfach an, ist aber für einen, der lieber mit der Sohle gespielt hat, nicht leicht."

Mit Wohnkumpel Jeton Arifi verteibt sich Türkeri abseits des Platzes die Zeit gerne auf der Spielkonsole. "Wir spielen darum, wer kocht oder wer abwäscht. Da kann mal ruhig mal zocken", sagt der Moslem, der sehr gläubig ist: "Natürlich bete ich. Zurzeit ist Ramadan. Leider kann ich nicht mit Fasten, da es sonst beim Fußballspielen zu Kreislaufproblemen kommen könnte", sagt Türkeri, der sich mit Landsmann und SVE-Innenverteidiger Cem Islamoglu stattdessen etwas anderes ausgedacht hat: "Wir legen jeden Ramadan-Tag zehn Euro in eine Kasse und spenden das Geld am Ende für einen guten Zweck."

Zuerst soll es aber steil nach oben gehen. Türkeri: "Ich glaube, dass alle Rückschläge Positives mit sich bringen. Ich hoffe, dass es irgendwann mit der Zweiten oder Ersten Liga klappt. Bis dahin muss ich noch viel Gras fressen."

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