„Ich hatte einen Feind“

Saarlouis · Trotz interner Probleme und der Trennung von Trainer Saulius Vadopalas hat Saarlouis wie 2015 die Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft erreicht. Gegner ab Freitag ist der neunmalige Meister Wasserburg.

 Der Saarlouiser Trainer Saulius Vadopalas (links) steht mit seiner Mannschaft in der Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft. Foto: Ruppenthal

Der Saarlouiser Trainer Saulius Vadopalas (links) steht mit seiner Mannschaft in der Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Es ist ein Wiedersehen zweier alter Bekannter. Von kommenden Freitag an stehen sich der TSV Wasserburg und die Saarlouis Royals in der Endspielserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft der Frauen gegenüber und ermitteln in maximal fünf Spielen den Titelträger. Diese Spiele werden die letzten für Saulius Vadopalas als Royals-Trainer sein. Er bestätigte der Saarbrücker Zeitung gestern, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. "Es ist schade, aber ich bin sehr dankbar für die Zeit hier. Gerade Dieter und Petra Therre haben mich sehr unterstützt. Leider hatte ich von Beginn an einen Feind, der gegen mich geschossen hat", erklärte der Litauer. Wer dieser Feind ist, wollte er nicht verraten. Stattdessen gab Vadopalas die Marschroute für die Finalserie vor: "Wir werden alles versuchen."

Wasserburgs Trainer Schorsch Eichler hat Respekt vor den Saarländerinnen: "Es ist nicht verwunderlich, dass Saarlouis im Finale steht. Die Mannschaft hat viele Qualitäten und musste in der Saison auch nur drei Niederlagen einstecken - zwei davon gegen uns, die auch recht knapp ausfielen." Er kann sich allerdings nicht dagegen wehren, dass Wasserburg als haushoher Favorit ins Rennen geht. Seine Mannschaft ist in der gesamten Saison ohne Niederlage geblieben, hat alle 22 regulären Partie in der Runde gewonnen, alle Pokalspiele inklusive des "Final 4" und alle bisherigen Endrundenspiele. Und so knapp, wie Eichler behauptet, war auch das Hinspiel in Saarlouis am 2. Oktober nicht. Es endete 38:90. Im Rückspiel in Wasserburg am 10. Januar führten die Royals immerhin zur Pause (39:34), musste sich am Ende aber mit 61:72 geschlagen geben. Im Pokal-Viertelfinale eine Woche zuvor war es noch deutlicher - 61:81.

Es wäre eine Sensation, sollten die Royals die Serie, in der drei Siege zum Titel benötigt werden, ausgeglichen gestalten können. Zumal mit Angela Tisdale eine wichtige Stütze für die komplette Finalserie ausfallen wird. "Sie hat große Problem mit ihrem Fuß. Das ist ein schwerer Verlust, aber Jamailah Adams und Levke Brodersen werden versuchen, das aufzufangen", sagte Vadopalas. Doch unmöglich scheint die Überraschung trotzdem nicht. Der Glaube daran ist auf jeden Fall da. "Es gibt immer Chancen, man muss sie nur nutzen. Wir werden uns sicher nicht ergeben, aber es wird sehr schwer", sagte Vadopalas.

Nicht zuletzt dank der eigenen Entwicklung in den vergangenen Monaten ist das Selbstbewusstsein bei den Royals gestiegen. Die souveränen Erfolge im Viertelfinale gegen die BG Rotenburg und Halbfinale gegen den Herner TC geben den Spielerinnen Schwung - zumal die jüngsten Diskussionen um die Zukunft einfach abprallten. Vor dem zweiten Halbfinalspiel gegen Herne am Freitagabend hatten die Royals erst auf SZ-Anfrage den Wechsel von Spielführerin Stina Barnert zu Ligakonkurrent RS Keltern bestätigt. Fragt sich, wie die Mannschaft jetzt auf die Bestätigung reagiert, dass Vadopalas nicht weitermachen darf. Der 61-Jährige bedauert die Entscheidung: "Ich hätte gerne weitergemacht. Ich habe mit der Mannschaft eine gute Basis geschaffen." Diese Basis soll bei seinem Abschied die Sensation gegen den alten Bekannten Wasserburg möglich machen.

Meinung:

Unruhe selbst verschuldet

Von SZ-RedakteurKai Klankert

Die Saarlouis Royals greifen nach ihrer dritten Meisterschaft. Die Leistung der Mannschaft ist beeindruckend und hat eine große Kulisse in den Spielen gegen den Serienmeister TSV Wasserburg verdient, egal wie wahrscheinlich ein Erfolg ist.

Die Leistung der Verantwortlichen des Vereins ist hingegen zu hinterfragen. Stina Barnerts Entscheidung pro Keltern stand schon länger fest, wurde aber erst bestätigt, kurz vor dem zweiten Halbfinale gegen Herne, als es gar nicht mehr anders ging. Haben die Royals geglaubt, einen solchen Wechsel, der in der gesamten Bundesliga für Aufsehen sorgt, wochenlang unter der Decke halten zu können? Zumal er in Keltern bereits ein offenes Geheimnis war.

Das Argument, in den Playoffs Ruhe zu haben, zählt nicht. Die hätte man gehabt, wenn der Wechsel frühestmöglich veröffentlicht worden wäre. So aber hat der Verein klar sein Misstrauen gezeigt - gegenüber der eigenen Mannschaft und den eigenen Fans, die die Argumente zu Barnerts Lebensplanung durchaus nachvollziehen können.

Und noch schlimmer ist das Verhalten gegenüber Trainer Saulius Vadopalas. Am Freitag noch sagte der Verein, eine Entscheidung würde nach Saisonende fallen. Dann wäre der Abschied vom Litauer in der Tat so unwürdig verlaufen wie bei René Spandauw vor einem Jahr, der sich nicht mal vom eigenen Publikum verabschieden konnte. Dieser Schmach hat sich Vadopalas nun entgegen gesetzt und seinen Weggang ohne Absprache mit dem Verein bestätigt. Das sagt alles.

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