"Ich habe den Rhythmus noch nicht gefunden"Sebastian Bayer attackiert DLV

Zweibrücken. "Mir fehlt einfach die Sprungpraxis", bringt es Raphael Holzdeppe auf den Punkt

Zweibrücken. "Mir fehlt einfach die Sprungpraxis", bringt es Raphael Holzdeppe auf den Punkt. Der ambitionierte Stabhochspringer des Leichtathletikzentrums (LAZ) Zweibrücken, der sich im vergangenen Jahr sensationell für die Olympischen Spiele in Peking qualifiziert hatte, musste wegen einer Oberschenkelverletzung im Trainingslager in Cesenatico rund acht Wochen auf jegliches Sprungtraining verzichten und stieg verspätet in die WM-Saison ein. "Mir fehlen allein rund 120 Trainingssprünge", listet der 19-jährige Abiturient auf. Die Folgen: Der Olympia-Achte konnte erst Anfang Juni in die WM-Saison einsteigen und hat bis zur Deutschen Meisterschaft in Ulm an diesem Samstag gerade einmal sechs Wettkämpfe bestritten.

Zwar hat sich der U20-Weltmeister und Junioren-Weltrekordler (Bestleistung 5,80 Meter) von 5,40 Metern in Ingolstadt auf 5,60 Meter bei der Junioren-Gala in Mannheim gesteigert. Doch hinkt er immer noch der WM-Norm von 5,70 Metern hinterher. Darüber kann auch die Deutsche Juniorenmeisterschaft am vergangenen Wochenende mit 5,50 Metern nicht hinwegtäuschen.

"Ich habe meinen Rhythmus noch nicht gefunden", erklärt er. Was so viel bedeutet, dass ihm die Sicherheit beim Absprung fehlt. "Bis zur Hälfte meines 16-Schritte-Anlaufes ist alles noch normal. Doch bei den letzten drei Schritten vor dem Absprung fehlt die Feinabstimmung." Das verunsichert.

Eine Situation, mit der der 19-Jährige, für den es bisher immer nur aufwärts ging, erst einmal zurecht kommen musste. "Zunächst war ich einmal froh, dass ich überhaupt wieder springen konnte", erzählt er. "Entweder war ich bisher gesund und konnte die ganze Saison über springen, oder ich war verletzt und musste die Saison abhaken." Als Seiteneinsteiger während der Saison hat er aber keine Erfahrung. Dennoch hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Die WM ist mein Ziel. Um das zu erreichen, werde ich am Samstagnachmittag in Ulm mein Bestes geben."

Noch gut in Erinnerung ist ihm die Situation des vergangenen Jahres, als er sich als Dritter mit 5,75 Metern in Nürnberg noch die Fahrkarte für die Olympischen Spiele in Peking sicherte. "Warum soll mir in Ulm nicht Ähnliches gelingen?", fragt er.

Die Erwartungshaltung im Umfeld ist durch seine Erfolge des Vorjahres enorm gestiegen. Raphael Holzdeppe lässt sich davon aber nicht unter Druck setzen: "Ich habe keine schlaflosen Nächte." Für das Abitur hat er die Wintersaison geopfert, um dann frei von jeglichem schulischen Ballast in die Sommersaison einzusteigen. "Bis zur Verletzung in Italien ist mein Plan super aufgegangen", resümiert er. "Doch durch die Verletzung ist alles über den Haufen geworfen worden."

Auch die anderen deutschen Stabhochspringer - außer Alexander Straub (LG Filstal) - sind bisher "noch nicht so richtig in Fahrt gekommen", sagt Holzdeppe und wittert seine Chance. Mut macht ihm auch Trainer Andrei Tivontchik: "Noch ist nichts verloren." Hamburg. Drei Tage vor den nationalen Meisterschaften in Ulm legt sich Weitsprung-Hoffnung Sebastian Bayer mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) an. "Der Verband setzt uns Sportler mit den Normen extrem unter Druck", beklagt der 23-Jährige in der "Sport Bild". Bei der Hallen-EM Anfang März in Turin war Bayer mit sensationellen 8,71 Metern zum Titel geflogen, die A-Norm für die WM (8,15 Meter) hat er aber bisher nicht erfüllt. 8,02 Meter schaffte Bayer bisher im Freien.

DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow reagierte mit Unverständnis: "Dass er die Norm bisher nicht ein einziges Mal erfüllt hat, spricht nicht gerade für sein Selbstbewusstsein", sagte Mallow. Bayer kritisierte, dass er und seine Freundin, Hürdensprinterin Carolin Nytra, von Krankheiten in der Vorbereitungsphase zurückgeworfen wurden. Dies hätte "mit zwei Wochen mehr Training" wieder aufgeholt werden können. "Stattdessen muss sie Wettkämpfe machen, um die Norm zu laufen. Das ist Gift."

Bisher hat noch kein deutscher Weitspringer die Normen erfüllt. "Nach der DM hat Sebastian alle Zeit der Welt, seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen", betont Mallow. "Bis dahin gibt es noch Meetings in Hülle und Fülle. Auch Ende Juli in Dillingen kann er die Norm noch erfüllen." dpa

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