„Ich fahre für mich, nicht für ihn“
Budapest · Der „Krieg der Sterne“ geht in die nächste Runde. Nach der missachteten Stallorder ist der WM-Führende Nico Rosberg mächtig sauer auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton. Der will im Titelkampf aber nicht zurückstecken.
Als sich Nico Rosberg mit der WM-Führung im Gepäck in den Urlaub verabschiedete, war der Ärger über die neue Eskalation im "Krieg der Sterne" längst nicht verflogen. Das Missachten der Teamorder durch seinen Mercedes-Stallrivalen Lewis Hamilton wurmte den 29-Jährigen noch am Tag danach maßlos. Zu Beginn der Formel-1-Sommerpause herrscht bei den Silberpfeilen Explosionsgefahr.
"Wir müssen das intern besprechen, ich möchte dazu nichts sagen", teilte der wütende Rosberg mit und verpasste sich selbst einen Maulkorb. Gemeinsam mit Hamilton und der Teamführung soll es ein klärendes Gespräch geben, um die nächste Eiszeit zu verhindern. Wann und wo, ist noch offen. "Es gilt, daraus zu lernen. So etwas wird uns nicht noch einmal passieren", sagte Motorsportchef Toto Wolff: "Es sind im Rennen viele Dinge schief gelaufen, man sollte nicht alles an einer Situation festmachen."
Rosberg kostete es beim Großen Preis von Ungarn wohl den Sieg, dass Hamilton ihn in der Schlussphase nicht wie von der Teamführung gewünscht vorbeifahren ließ. Hamilton wollte für Rosberg, der auf einer anderen Strategie unterwegs war, nicht auf die Bremse treten und warf so eigensinnig den Triumph für sein Team weg. Er selbst erhielt sich damit allerdings alle Chancen im Kampf um den WM-Titel.
Hätte er Rosberg ziehen lassen, wäre sein Rückstand von 14 Punkten weiter gewachsen, so konnte er ihn sogar verringern. Rosberg wurde nur Vierter, Hamilton raste aus der Box als Dritter auf das Podest - und hat nach elf Rennen nur noch elf Zähler Rückstand. "Sehr, sehr schockiert" war der Engländer, dass ihn das Team überhaupt aufgefordert hatte, für seinen deutschen Kollegen zu bremsen: "Ich habe das Richtige gemacht. Ich fahre für mich, nicht für ihn."
"Wir können von den Fahrern in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr erwarten, dass sie für ihren Hauptkonkurrenten aus dem Weg gehen", sagte Wolff und zeigte genau wie Mercedes-Boss Niki Lauda Verständnis für Hamilton. "Nico war nicht dicht genug dran, warum hätte Lewis für ihn bremsen sollen? Lewis hat keinen Fehler gemacht", sagte Lauda. Kritik dafür, dass Hamilton eine eindeutige Anweisung missachtete, gab es nicht. "Ich will nicht den General spielen", meinte Wolff: "Wir hätten am Funk auch härter eingreifen können."
Das Team habe unter enormem Stress gestanden, so Lauda, der keinen Streit zwischen den Fahrern erwartet: "Ich sehe keine Anzeichen dafür." Die Realität sieht anders aus. Beide würdigten sich keines Blickes, als Hamilton das Mercedes-Motorhome am Hungaroring verließ. Der Weltmeister von 2008 wirkte entspannt und gelöst, freute sich über seinen Sprung aufs Podest, während es in Rosberg brodelte.
Der erwartet noch intensivere Duelle mit Hamilton. "Ich ändere nicht meine Vorgehensweise, ich werde so weiter machen: Mit Attacke", betonte der Wiesbadener. Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, wann es auch auf der Strecke zwischen beiden das erste Mal richtig kracht.