"Ich bin Rechenschaft schuldig"90 Minuten für die Zukunft der Handballfreunde

Saarlouis. In der Karriere eines Sportlers gibt es immer wieder Phasen, die anders verlaufen, als geplant, in denen Rückschläge kommen. Häufig kann der Sportler aus diesen Phasen Kraft gewinnen und gestärkt daraus hervorgehen. Christian Kühns Hinrunde eignet sich im besten Falle "zum Vergessen." Verletzung reihte sich an Verletzung

 Christian Kühn (Mitte) will die durchwachsene Vorrunde vergessen machen. Foto: Ruppenthal

Christian Kühn (Mitte) will die durchwachsene Vorrunde vergessen machen. Foto: Ruppenthal

Saarlouis. In der Karriere eines Sportlers gibt es immer wieder Phasen, die anders verlaufen, als geplant, in denen Rückschläge kommen. Häufig kann der Sportler aus diesen Phasen Kraft gewinnen und gestärkt daraus hervorgehen. Christian Kühns Hinrunde eignet sich im besten Falle "zum Vergessen." Verletzung reihte sich an Verletzung. Kaum war eine Blessur wieder verheilt, brach die nächste auf. "Ich hatte wahnsinniges Pech", untertreibt der linke Rückraumspieler des Handball-Regionalligisten HG Saarlouis seine monatelange Verletzungsserie. Doch die Winterpause hat ihm Hoffnung gegeben: "Ich bin auf dem aufsteigenden Ast. Es wird besser."

Für einen der Toptorjäger der Vorjahre geht es um einen neuen Vertrag - der alte läuft zum Saisonende aus - und um die Befriedigung der eigenen Ansprüche: "Ich bin mir und dem Verein Rechenschaft schuldig über das, was ich leisten kann." 27 Tore sind zu wenig - für Kühn selbst und für den Aufstiegskampf der HGS.

Kühns Verletzungsmisere war nur ein Stein im Mosaik der - gemessen an den eigenen Erwartungen - schwachen Hinrunde der HG. "Es war ja nicht nur bei mir so. Es fielen immer wieder Spieler aus", erklärt Kühn: "Wir konnten das mit dem kleinen Kader nicht immer kompensieren. Das geht drei oder vier Wochen, aber nicht über eine komplette Hinrunde." So stieg durch fehlende Alternativen die Belastung für die gesunden Spieler, "bei denen dann auch irgendwann die ersten Wehwehchen auftauchen". Und das kostete Punkte.

Das sollte jetzt eigentlich vergessen sein. Die Vorzeichen schienen gut. Spitzenreiter Gensungen hat die ersten Punkte liegen lassen, und HGS-Trainer Christoph Barthel freute sich, "dass ich nach der Winterpause endlich mit fast allen trainieren kann". Doch es wäre nicht die HGS in der Saison 2008/2009, wenn nicht der nächste Rückschlag gefolgt wäre. Unter der Woche hat sich Sven-Malte Hoffmann, mit 106 Toren bester Werfer, im Training einen zweifachen Bänderriss zugezogen und fällt vier bis sechs Wochen aus. Doppelt bitter, da Barthel damit und durch die WM-Teilnahme des Slowaken Peter Vozar kein Linkshänder mehr zur Verfügung steht.

Auch deshalb käme die Auferstehung des Christian Kühn gerade recht, geht es für Kühn und Barthel am morgigen Samstag (19.30 Uhr, Halle am Stadtgarten in Saarlouis) doch gegen den Ex-Verein HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim. Für beide ist es "etwas Besonderes".

Kühn hat zwar nicht mehr zu allen ehemaligen Mitspielern Kontakt ("Da hat man gar nicht die Zeit für"), freut sich aber auf das Wiedersehen. Barthel, der sechs Jahre bei der HSG aktiv war, warnt, den Tabellenzwölften zu unterschätzen: "Sie haben sehr gute Einzelspieler, wie den ehemaligen Erstliga-Spieler Thomas Schlich, und viele junge Talente, die sich auf die Atmosphäre hier freuen." Es scheint angerichtet für Christian Kühn, trotz leichter Probleme mit der Hand, den ersten Schritt zu tun, die Hinrunde vergessen zu machen. Merzig. Das Gespräch dauerte 90 Minuten. Trainer-Frage, künftiges Bild der Mannschaft, schlechte Punkte-Ausbeute, nachlassende Trainings-Moral waren Themen, die von Spielern, Trainer und Führung des Handball-Regionalligisten HF Untere Saar im Besprechungsraum der Merziger Thielspark-Halle diskutiert wurden.

"Wenn Männer eine gemeinsame Sache verfolgen und es mal nicht so läuft, kann Unzufriedenheit entstehen", sagt Trainer Berthold Kreuser (Foto: SZ). Er bewertet das Gespräch als positiv. Nun wisse er, wer vom Kader in der kommenden Saison zur Verfügung steht. Neben Dennis Koppenburg (wechselt zur HG Saarlouis) und Sebastian Bochem (hört aus privaten Gründen auf) falle Torsten Zimmer (wird Zeit-Soldat) voraussichtlich aus, sagt Kreuser. Auf den Positionen müsse der Club Ersatz finden. Man werde die Suche nach neuen Leuten verstärken. Kandidaten gebe es, versicherte der Vorstand, ohne Namen zu nennen. Ein Neuzugang steht fest: Rückraumspieler Tim Reinert aus der eigenen Jugend. Ob er seinen Vertrag verlängert, will Kreuser nach dem Spiel gegen den Tabellendritten TV Hochdorf am morgigen Samstag (19.30 Uhr, Thielspark-Halle) bekannt geben. "Planungssicherheit sollte für alle gegeben sein. Für die HF, den Regionalligisten aus der Region, der mir ein Angebot gemacht hat, und für mich selbst", sagt Kreuser. Dieser Regionalligist soll angeblich die VTZ Saarpfalz sein.

In Sachen Trainings-Moral sieht er nach einer "extremen Phase" Besserung. Der Einsatz unter der Woche habe ihm gefallen. Ob die Aussprache etwas gebracht hat, könne das Spiel zeigen. "Hochdorf ist Favorit. Wir können verlieren, aber der Einsatz muss wieder stimmen", sagt Kreuser. ros

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