„Ich bin auch traurig“

Merzig · Bei der Pressekonferenz zum großen Handball-Jugendturnier in Merzig Ende Dezember war Nationaltrainer Dagur Sigurdsson am Dienstagabend im Saarland zu Besuch. Warum er aufhört, darüber wollte er aber nicht im Detail sprechen.

 Nur bei einem Thema verlor Handball-Nationaltrainer Dagur Sigurdsson am Dienstagabend in Merzig kurz seine Lockerheit: als es um seinen Abschied aus Deutschland ging. Foto: Ruppenthal

Nur bei einem Thema verlor Handball-Nationaltrainer Dagur Sigurdsson am Dienstagabend in Merzig kurz seine Lockerheit: als es um seinen Abschied aus Deutschland ging. Foto: Ruppenthal

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Als er ankommt, macht Dagur Sigurdsson einen angespannten Eindruck. Doch als der Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft dann im Forum der Sparkasse Merzig-Wadern auf dem Podium sitzt und über sein Leben, seine Karriere und sein Buch "Feuer und Eis: Mit Leidenschaft zum Erfolg" befragt wird, taut er langsam auf. In seiner stoischen, coolen, isländischen Art erzählt er unter anderem diese Geschichte und hat die Lacher - wie so häufig an diesem Abend - auf seiner Seite: "Ich habe die 16 National-Spieler auf vier Zimmer eingeteilt. Eins musste zaubern, eins tanzen, eins ,Romeo und Julia' aufführen und eins ein Lied schreiben. Am Abend war die Vorstellung, und Uwe Gensheimer hat einen fantastischen Romeo abgegeben", sagt der 43-Jährige und muss lachen. "Ich glaube, Patrick Groetzki hat die Julia gespielt."

Ein besonderer Tag

Am Dienstagabend waren Sigurdsson und Jugend-Bundestrainer Jochen Beppler zu Gast in Merzig . Bei der Pressekonferenz zum 30. Sparkassen-Cup, bei dem sich vom 27. bis zum 29. Dezember die Jugend-Nationalmannschaften vieler Länder messen, standen sie Rede und Antwort. Für Sigurdsson war es ein besonderer Tag, denn zuvor hatte er verkündet, dass er den Deutschen Handball-Bund im kommenden Jahr nach der Weltmeisterschaft in Frankreich (ab 11. Januar) in Richtung Japan verlassen wird.

Es war das einzige Thema des Abends, bei dem er seine Lockerheit ein wenig verlor und stockte. Nach kurzem Überlegen äußerte sich der Isländer knapp. "Ich hatte viele gute Angebote vor mir liegen, die alle etwa gleich gut waren. Aus persönlichen Gründen - und das heißt nicht wegen des Geldes - war Japan das Beste", erklärte er den etwa 150 Zuhörern - unter ihnen auch die saarländische Handball-Legende Joachim Deckarm . Sigurdsson ergänzte: "Ich bin auch traurig, dass ich die Jungs verlasse, aber ich musste die Entscheidung so treffen."

Für sein letztes großes Turnier mit der DHB-Auswahl in Frankreich hat der scheidende Bundestrainer - nach Gold bei der Europameisterschaft und Olympia-Bronze - wieder Großes vor: "Ich möchte die Platzierung im Vergleich zur letzten WM verbessern. Das heißt, wir sollten unter die Top Sechs kommen", sagte der ehemalige U17-Fußball-Nationalspieler Islands: "Es reicht nicht, einer der Favoriten zu sein. Wir müssen ein gutes Turnier spielen."

Dass das Thema Vertragsverlängerung vom Tisch ist, spielt für Sigurdsson eine wichtige Rolle: "Jetzt wissen alle Bescheid. Wir können uns nun voll auf die WM konzentrieren und fokussieren", erklärte er. Und ihm war anzumerken, dass er sich einen gelungenen Abschied wünscht. Seine legendäre verbeulte, blaue Taktik-Tafel wird die Reise nach Japan mitmachen. Dort, wo es ihn nach seiner Zeit als Spielertrainer bei Wakunaga Hiroshima nun auch als Nationaltrainer hinzieht. Eines weiß er jedenfalls schon: "Auf Japanisch coachen kann ich."

Zum Auftakt des Abends hielt Jochen Beppler ein Impulsreferat, in dem er die wichtigen Stufen eines Handball-Talents hin zum Profi erläuterte. "Man kann nicht sagen, wer den Sprung in den Profi-Bereich schafft. Man kann nur ein bestmögliches Umfeld für die Talente schaffen", sagte der Jugend-Koordinator und Leiter des DHB-Trainer-Centers.

Saarländer Eisel ist nominiert

Für das saarländische Publikum, das Jahr für Jahr in Scharen in die Merziger Thielspark-Halle kommt, hatte Beppler eine gute Nachricht: "Marc-Robin Eisel wird diesmal mit dabei sein. Er hat sich die Nominierung total verdient."

Eisel ist Jahrgang 1999 und wechselte als D-Jugend-Spieler von seinem Heimatverein HWE Erbach/Waldmohr zum SV 64 Zweibrücken. Mit der B-Jugend des SV sorgte er vergangenes Jahr für Aufsehen, als die Junglöwen in der deutschen Meisterschaft bis ins Halbfinale kamen.

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