"Ich bin allein auf weiter Flur"

Saarbrücken. Nach dem Aufstieg in die Frauenfußball-Bundesliga im vergangenen Jahr ging es beim 1. FC Saarbrücken drunter und drüber. Vor allem der Abgang von sieben Leistungsträgerinnen wog schwer. In dieser Saison hat der FCS trotz der schlechten Vorzeichen in der ersten Saison nach dem Aufstieg ein Ausrufezeichen gesetzt

Saarbrücken. Nach dem Aufstieg in die Frauenfußball-Bundesliga im vergangenen Jahr ging es beim 1. FC Saarbrücken drunter und drüber. Vor allem der Abgang von sieben Leistungsträgerinnen wog schwer. In dieser Saison hat der FCS trotz der schlechten Vorzeichen in der ersten Saison nach dem Aufstieg ein Ausrufezeichen gesetzt. Der Klassenverbleib ist gesichert und die Basis für eine erfolgreiche Zukunft gelegt - dachte man.

Doch schon wieder kommen Probleme auf, die der Misere in der vergangenen Saison ähneln. Die Grundproblematik scheint der Stellenwert der Frauenabteilung zu sein. Diskussionen über eine eventuelle Ausgliederung der Frauenabteilung aus dem Hauptverein sind spätestens nach dem Aufstieg der Männer in die 3. Liga aufgekeimt. Hinzu kommt das Vakuum in der sportlichen Leitung, das der Rücktritt von Denise Gorges als Teammanagerin hinterlassen hat. Daraus resultieren schleppende Transfervorgänge, die für FCS-Trainer Stephan Fröhlich ohne jegliche Unterstützung schwierig zu handhaben sind.

Fröhlich ist derzeit als Einzelkämpfer unterwegs. "Das ist brutal. Ich bin allein auf weiter Flur", beschreibt der Trainer seine Lage. Dementsprechend sind noch keine Neuzugänge zu vermelden. Gespräche werden unter anderem mit einer Spielerin des 1. FFC Frankfurt und mit einer neuen Torfrau geführt. Bei dieser Kandidatin soll nach einem ersten missglückten Versuch nun große Hoffnung auf eine Verpflichtung bestehen. Nicht geklappt hat eine Verpflichtung bei der Schweizer Nationaltorhüterin Marisa Brunner (SC Freiburg) und bei U19-Nationalspielerin Nicole Rolser (VfL Sindelfingen).

Im aktuellen Team sollen die wichtigsten Spielerinnen verlängert haben. "Alle Gespräche sind geführt", sagt Fröhlich. FCS-Schatzmeister Dieter Weller ist nicht der Meinung, dass Dinge brach liegen. Zumal Gorges noch einen Vertrag bis Ende dieses Monats hat. "Da brennt nichts an. Unser Etat nur für die Frauen beträgt 600 000 Euro, das ist mehr als mittelmäßig in der Bundesliga", sagt Weller.

Noch nicht fest steht der Verbleib von Sif Atladottir, der isländischen Innenverteidigerin des FCS. Die Rahmenbedingungen sind problematisch. Wohnungssuche und persönliche Faktoren der Spielerin stehen im Weg.

Solche Dinge sind für Friedrich Neufang, den Ehrenpräsidenten der FCS-Frauen, anders als bei den Männern. Dort herrschen andere Thermen vor, die bei Transfers wichtig sind. "Die Frauen sind keine Profis. Die Spielerinnen müssen ihr Leben, sprich Beruf oder Ausbildung, dem Fußball anpassen, weshalb die Rahmenbedingungen stimmen müssen", erklärt er. Dafür werden Leute benötigt, die solche Dinge koordinieren. "Man braucht Personen, die Erfahrung haben und die nötigen Beziehungen vorweisen können", sagt Neufang, "das war und ist bei uns alles nicht gegeben."

Wer den Posten des Managers übernehmen soll, steht noch nicht fest. "Dazu habe ich am Freitag ein Gespräch", kündigte FCS-Präsident Horst Hinschberger an. Sowieso: Es fehlt nach Neufangs Meinung grundsätzlich an Struktur: "Sogar die Amateurabteilung der Männer hat einen gewählten Vorstand. Wieso wird der Frauenabteilung so etwas nicht zugesprochen? Zusätzlich haben sich viele kompetente Leute angeboten, den FCS ehrenamtlich zu unterstützen, aber es bestand kein Interesse. Warum werden solche Leute nicht in Boot geholt?"

Auch die Probleme mit der Spielstätte und den Trainingsplätzen plagen die Verantwortlichen. "Wenn bis zum Trainingsbeginn im Juli nichts passiert, sehe ich schwarz", sagt Neufang, "es hängt alles wochenlang in den Seilen". Hinschberger kündigte gestern Bewegung in dieser Sache an, ohne allerdings schon konkret werden zu wollen.

Zum Thema Ausgliederung der Abteilung sagt Neufang: "Eine Auslagerung wäre schlecht. Alles wird vom Kostenfaktor aus betrachtet." Neufang legt sogar noch nach und empfindet die Diskussion über die Planungen als "eine Diskriminierung der Frauen". Ob eine selbstständige Frauenabteilung überleben könnte, sei eine andere Geschichte. "Die Kompetenzen müssten anders verteilt werden, dann wäre unter gewissen Rahmenbedingungen die Selbstständigkeit ein Vorteil", sagt Trainer Stephan Fröhlich, "das würde aber alles noch Jahre dauern".

Trotz der vielen Probleme - der sportliche Erfolg der FCS-Frauen ist vorhanden. "Der ist gar nicht hoch genug einzuschätzen", sagt Neufang stolz. "Es hängt alles wochenlang in den Seilen. Wenn bis zum Trainingsbeginn nichts passiert, sehe ich schwarz."

Friedrich Neufang, Ehrenpräsident

der FCS-Frauen

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