Nordische Kombination Hüttenabend als letzte Chance zur Wende

Seefeld · Die Kombinierer sind weit weg von ihrer überragenden Form des Vorjahres. Das dämpft die Medaillen-Aussichten für Olympia.

 Eric Frenzel, einer der einstigen „Dominierer“, sprang und fuhr auch bei seinem Lieblings-Weltcup in Seefeld hinterher. Die Olympia-Aussichten in der Nordischen Kombination sind bescheiden.

Eric Frenzel, einer der einstigen „Dominierer“, sprang und fuhr auch bei seinem Lieblings-Weltcup in Seefeld hinterher. Die Olympia-Aussichten in der Nordischen Kombination sind bescheiden.

Foto: dpa/Jfk

Als Fabian Rießle seine kleine Triple-Trophäe im Gepäck verstaute, waren Eric Frenzel und Johannes Rydzek schon auf dem Weg ins Hotel. Ohne Podestplatz verabschiedete sich das überragende Kombinierer-Duo des Vorjahres aus Seefeld, der erhoffte Befreiungsschlag war auch bei der Olympia-Generalprobe ausgeblieben. Langsam wird die Zeit knapp für die einstigen Dominierer. Helfen soll nun ein Trainingslager in Oberstdorf – inklusive Bergtour.

„Der Hüttenabend ist fest eingeplant“, sagt Hermann Weinbuch über sein besonderes Rezept. Schon vor der Erfolgs-WM 2017 in Lahti hatte der Bundestrainer sein Team zur Klettertour gebeten, in der Höhenluft wurde aus den verschiedenen Charakteren ein verschworenes Team. Nun hofft Weinbuch auf einen ähnlichen Effekt. Schließlich sollen die deutschen Kombinierer in Pyeongchang wie vor einem Jahr in Finnland Edelmetall schürfen.

Bei den Weltmeisterschaften 2017 in Lahti war Rydzek ein historischer Vierfach-Triumph gelungen: Er siegte in beiden Einzelwettbewerben, zusammen mit Frenzel, Rießle und Björn Kircheisen im Mannschaftswettbewerb und gemeinsam mit Frenzel im Teamsprint. Die Erwartungshaltung zu Saisonbeginn war gewaltig, und dieser konnten die Deutschen bislang nicht mal im Ansatz gerecht werden.

In der Kombination steht die erste Entscheidung in Pyeongchang am 14. Februar an. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Immerhin: Rießles dritter Rang in Seefeld ließ Weinbuch ebenso wie Platz vier durch Jungspund Vinzenz Geiger (20) ein wenig aufatmen. Der Gesamtsieg beim Höhepunkt des Weltcup-Winters, den Frenzel in den vergangenen vier Jahren immer erobert hatte, war aber vom ersten Tag an außer Reichweite. Zu stark lief der Japaner Akito Watabe, zu weit sprang der Norweger Jarl Magnus Riiber.

Für Rydzek blieb sogar nur Rang zwölf, der Rekordweltmeister gibt sich dennoch optimistisch. „Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen. Umso mehr wir uns einen Kopf machen, umso mehr verkrampfen wir, und dann wird es wirklich eine Krise“, sagt Deutschlands Sportler des Jahres 2017: „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das wieder aufgeht.“

Wie das gehen kann, zeigte zumindest in Ansätzen Eric Frenzel. Mit Rang sechs blieb der Olympia­sieger zwar erneut unter seinen Möglichkeiten, klopfte aber zumindest wieder oben an. „Im Springen war es für Eric ein Schritt nach vorne. Er ist aus der Talsohle raus“, sagt Weinbuch. Das Problem: Für die nächsten Schritte hat Frenzel, der am letzten Tag in Seefeld mit Erfolg seine Bindung wechselte, nur noch wenig Zeit.

Viel wird also von den Tagen in Oberstdorf abhängen. „Wir haben die Schanze gewählt, weil das Profil ähnlich zu dem in Pyeongchang ist. Das wird uns guttun, damit wir in Südkorea von Anfang an ein gutes Gefühl haben“, sagt Frenzel und betont: „Wir müssen jetzt akribisch weiterarbeiten, ohne uns in etwas zu verrennen und etwas auf Biegen und Brechen zu machen.“

Und dann soll es auch bei Olympia wieder klappen. Frenzel jedenfalls glaubt fest daran. „Ich hoffe sehr, dass wir die Talsohle durchschritten haben und es wieder bergauf geht“, sagt er. Zumindest für die Hüttentour gilt das auf alle Fälle.

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