Hülkenbergs gewaltiges Debüt beschert Porsche den Sieg

Le Mans · Rennfahrer Timo Bernhard aus Homburg hat den erhofften Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans hauchdünn verpasst. Sein Porsche-Team konnte aber dennoch den Sieg bejubeln – den ersten seit 17 Jahren.

Als die Zielflagge fällt, ist Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard ein bisschen hin und her gerissen. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans hat der Homburger mit seinen Teamkollegen Brendon Hartley und Mark Webber gerade den zweiten Platz eingefahren. Und doch ist da auch etwas Wehmut. Denn den Sieg vor mehr als 250 000Zuschauern feierten gestern die Markenkollegen Nico Hülkenberg , Earl Bamber und Nick Tandy. Bernhard dagegen verpasste den großen Triumph bei dem Langstrecken-Klassiker zum zweiten Mal in Folge ganz knapp. Im vergangenen Jahr war er zwei Stunden vor Schluss in Führung liegend ausgerollt. Nun fehlte ihm am Ende eine Runde zum Sieg. Den Ruhm des historischen Sieges fuhren damit andere ein.

Der Triumph gestern war der 17. Sieg für Porsche bei dem Klassiker - 17 Jahre nach dem letzten Erfolg. Selbst gestandene Männer wie Porsche-Projektleiter Fritz Enzinger und Porsche-Chef Matthias Müller weinten bei der Zieldurchfahrt. Im zweiten Rennen nach dem Wiedereinstieg 2014 hat die Werks truppe einen Doppelsieg eingefahren. Hinter Bernhard, Webber und Hartley wurden die Titelverteidiger Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer im besten Audi Dritte.

Bei der Pressekonferenz kann auch Bernhard wieder lachen: "Dieses Rennen wird uns allen noch lange in Erinnerung bleiben. Ich habe noch nie so Gas gegeben", sagte er. "Natürlich ist es schade, selbst nicht ganz oben gestanden zu haben. Aber ich bin stolz. Das ist ein ganz toller Erfolg für uns alle. Wir haben vor drei Jahren bei Null angefangen, ich war der erste Fahrer, der zu dem Projekt kam."

Für Bernhard hatte das Rennen eigentlich gut begonnen. Schon wenige Meter nach dem Start schob sich der von Platz zwei gestartete Homburger in Führung. Anschließend rasten die vier Erstplatzierten, zwei Porsche und zwei Audi , stundenlang im Formationsflug um die Strecke. Teilweise nur um Zentimeter getrennt. Bis Bernhards Teamkollege Brendon Hartley gegen halb zwölf in der Nacht ein kleiner, aber folgenschwerer Fehler unterlief. Der 25-jährige Neuseeländer überholte, kurz nachdem er das Cockpit übernommen hatte, unter gelber Flagge einen Konkurrenten. Die Rennleitung zitierte das Auto danach für eine Minute zum Strafstopp an die Box - von Platz eins fiel der Porsche auf Rang fünf zurück. "Das waren die schwierigsten Runden meines Lebens", stöhnte Hartley später: "Die Scheibe war ölverschmiert, ich habe kaum noch was gesehen."

Den großen Lorbeerkranz bekamen am Ende daher jene drei Porsche-Piloten umgelegt, von denen man den Sieg am wenigsten erwartet hatte: Hülkenberg und Bamper fuhren ihr erstes Rennen in Le Mans überhaupt. Und vor allem für Hülkenberg war der Sieg Balsam für die Seele. "Es ist der größte Erfolg meiner Karriere", sagte er. In der Formel 1 fährt der 27-Jährige im Force India derzeit nur hinterher.

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