Frauenfußball Der „Klotz“ bleibt wie immer cool

Köln · Horst Hrubesch will die deutschen Fußballfrauen auf Island und gegen die Färöer erfolgreich durch die WM-Qualifikation führen.

 Als Interimstrainer führte Horst Hrubesch die deutschen Fußballerinnen um Mandy Islacker (links) und Kristin Demann zu drei Siegen in Folge. Jetzt soll das Ticket für die WM 2019 her.

Als Interimstrainer führte Horst Hrubesch die deutschen Fußballerinnen um Mandy Islacker (links) und Kristin Demann zu drei Siegen in Folge. Jetzt soll das Ticket für die WM 2019 her.

Foto: dpa/Sasa Pahic Szabo

Für den Deutschen Fußball-Bund bricht die nächste Woche der Wahrheit an, doch Horst Hrubesch bleibt cool. Mit den deutschen Fußballerinnen steht er in der WM-Qualifikation unter Zugzwang, von Druck will der Interims-Bundestrainer aber nichts wissen. „Es gibt immer Druck. Wenn ich nach Hause komme, kriege ich auch immer Druck“, scherzte Hrubesch. Die mit allen Wassern gewaschene DFB-Allzweckwaffe strahlt vor den letzten Spielen auf Island (Samstag, 16.55 Uhr/ZDF) und den Färöer-Inseln drei Tage später eine beinahe stoische Ruhe aus.

Die historische 2:3-Pleite im Hinspiel gegen die Isländerinnen noch unter Steffi Jones im Oktober 2017? Abgehakt. „Ich gehe davon aus, dass das eine Eintagsfliege war. Ein zweites Mal wird das nicht passieren“, sagte Hrubesch. Darf es auch nicht. Denn auf dem Weg zur WM 2019 in Frankreich liegt der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister in Gruppe 5 mit 15 Zählern einen Punkt hinter Island auf Rang zwei. Aber nur die Gruppensieger qualifizieren sich direkt, die vier besten Zweiten spielen in Playoffs um ein letztes Ticket. Am heutigen Dienstag versammelt Hrubesch seine Mannschaft in Grassau im Chiemgau, am Freitag geht es nach Reykjavik.

Der Showdown auf der Insel aus Feuer und Eis ist für die meisten Spielerinnen ein Kaltstart – eine Woche vor den ersten Pflichtspielen im DFB-Pokal. In einem dreitägigen Mini-Trainingslager verschaffte sich Hrubesch daher Mitte August einen Eindruck von seinen „Mädels“. Der war positiv. „Sie wissen, dass das Spiel damals in die Hose gegangen ist und dass sie etwas gutzumachen haben“, sagte der 67-Jährige, „aber sie wissen auch, was sie für eine Qualität haben.“

Weil im März der Sinkflug unter Jones gestoppt werden musste, sprang der frühere DFB-Sportdirektor in die Bresche und führte das Team seither zu drei Siegen. Der Europameister von 1980 schwärmt von seiner ersten Aufgabe im Frauenfußball, die seine letzte sein soll: „Mir würde ohne diese Erfahrung etwas fehlen. Ich habe vieles mitgenommen.“ Neymars Einlagen bei der WM, Spieler, die Schiedsrichter anfassen oder im Pulk reklamieren – all das geht Hrubesch im Männerfußball „auf den Zeiger. „Die Mädels haben mir gezeigt, dass es auch ohne geht.“ Auch die Zusammenarbeit mache ihm Spaß. „Ich kann mich nur bei ihnen bedanken, wie sie mich angenommen haben.“ Schließlich seien die Spielerinnen ja anderes gewöhnt gewesen: „Und dann komme ich daher, so ein Klotz . . .“

Dieser „Klotz“ flößt seinen Spielerinnen nach den schwierigen letzten Monaten seit dem EM-Debakel vergangenen Sommer Selbstvertrauen ein. „Für den Kopf bin ich zuständig“, lautet das Selbstverständnis des einstigen „Kopfball-Ungeheuers“, das die DFB-Frauen im Idealfall Mitte September an Martina Voss-Tecklenburg übergibt und am Jahresende in den Ruhestand geht. „Am 31. Dezember ist Schluss. Das habe ich dem Chef schon gesagt.“ Ob er sich nach der WM-Pleite der Männer große Sorgen um den deutschen Fußball mache? Hrubesch schüttelt den Kopf. „Wir hätten sicher früher an gewissen Stellschrauben drehen müssen. Du musst gewonnene Titel bestätigen.“ Bei der vorhandenen Qualität müsse er „keine Angst haben, dass es in den Keller geht“. Nicht bei den Männern – und auch nicht bei den Frauen.

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