Hotti und das liebe Geld

Minden/Saarlouis. Es klingt schon paradox, wenn sich Horst Bredemeier über die Reduzierung der finanziellen Möglichkeiten seines Vereins auslässt

Minden/Saarlouis. Es klingt schon paradox, wenn sich Horst Bredemeier über die Reduzierung der finanziellen Möglichkeiten seines Vereins auslässt. Dem Manager des Handball-Zweitligisten GWD Minden steht diese Saison mit rund 2,4 Millionen Euro der mit Abstand höchste Etat der Liga zur Verfügung - das ist in etwa doppelt so viel Geld wie der nächstbeste der Zweitliga-Geldrangliste zur Verfügung hat. Die HG Saarlouis - am Sonntag um 17 Uhr beim ostwestfälischen Traditionsverein zu Gast - muss mit einem Drittel des Betrags auskommen."Die großen Erfolge der Vergangenheit haben hier in Minden natürlich eine Erwartungshaltung geschaffen, der wir mit unseren momentanen finanziellen Möglichkeiten nicht gerecht werden können", lautet das Original-Zitat von Bredemeier, das in der vorletzten Ausgabe der "Handball-Woche" zu lesen war. Die Ausformulierung des Leitbildes, das man auf der Internetseite des Vereins herunterladen kann, sei "die Antwort auf die beschränkten finanziellen Mittel." In dem Ende August vorgestellten Leitbild ist viel von "Menschlichkeit" und "Wertschätzung" die Rede. "GWD ist mehr als nur reines Handballspielen", sagte Beirats-Sprecher Dirk Schlüter damals.

Verstehen kann man diese auf der einen Seite traditionell verankerte und emotionale, auf der finanziellen Seite verzerrt anmutende Wahrnehmung mit einer Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung des Vereins: Als dreifacher deutscher Pokalsieger (1975, 1976 und 1979), zweifacher deutscher Meister (1971 und 1977) und dreifacher Europapokalsieger im Feldhandball (1968, 1969 und 1970) hatte der "TSV Grün-Weiß Dankersen" seine erfolgreichste Zeit vor der Umbenennung zu "TSV GWD Minden" in den 80er Jahren. Das Gründungsmitglied der 1966 geschaffenen Handball-Bundesliga stieg bisher dreimal aus dem Oberhaus ab, spielte aber nie unterhalb der 2. Liga.

Vor dem letzten Bundesliga-Abstieg 2010 hielt sich Minden 15 Jahre lang in der stärksten Handball-Liga der Welt, danach verpasste die Mannschaft von Trainer Ulf Schefvert als Zweiter der 2. Liga Nord in diesem Jahr den direkten Wiederaufstieg nur knapp. Der TSV scheiterte in der Relegation am TV Hüttenberg (19:30 und 29:25). Der wurde wiederum von Saarlouis zum Nachsitzen verdonnert, weil die HGS den Spitzenreiter am letzten Spieltag der 2. Liga Süd mit einem furiosen 36:35 stürzte, ihm den direkten Aufstieg in die 1. Liga verwehrte und sich selbst in die Relegation um den Klassenverbleib kämpfte.

Am Sonntag treffen die ungleichen Teams nun aufeinander: Hüttenberg-Bezwinger HG Saarlouis und der von Hüttenberg bezwungene TSV GWD Minden. Die HG hat das Saisonziel Klassenverbleib, Minden will aufsteigen - auch wenn es sich in dieser Saison mit den "beschränkten finanziellen Mitteln" zurechtfinden muss.

Hintergrund

"Wenn wir es schaffen, uns an das enorm hohe Tempo von Minden zu gewöhnen, sind wir schon halb glücklich", sagt HG-Saarlouis-Trainer Andre Gulbicki vor dem Spiel beim Top-Favoriten. Er hat mit seiner Mannschaft verschiedene Deckungsvarianten ausprobiert, um Mindens Star Dalibor Doder (bisher 13 Tore) und Rückraum-Partner Nenad Bilbija (19 Tore) im Zaum zu halten. "Es kommt darauf an, wer von den beiden die meisten Probleme machen wird. Demnach werden wir reagieren. Aber unsere 6-0-Deckung hat in den ersten Spielen gut funktioniert und ist die Basis", kündigt Gulbicki eine flexible Spielweise an. Möglicherweise bietet Minden auch eine ungeahnte Angriffsfläche - wenn die Spieler schon ihr Pokalspiel gegen Erstligist SG Flensburg-Handewitt (Mittwoch) im Hinterkopf haben. zen

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