Schwimm-WM in Budapest Hosszu begeistert, die Weltrekorde purzeln

Budapest · Der ungarische Schwimmstar wird bei der WM gefeiert. Der Brite Peaty schwimmt gleich zwei Bestmarken an einem Tag.

Nachdem Katinka Hosszu dem enormen Erwartungsdruck eines ganzen Landes standgehalten hatte, zeigte sich die ungarische Weltklasse-Schwimmerin von ihrer weichen Seite. „Danke für diese Erfahrung, es war unvergesslich“, sagte die dreifache Olympiasiegerin nach ihrem Goldrennen über 200 Meter Lagen überglücklich. Mit ihren Tränen kämpfte Hosszu auch bei der Siegerehrung, denn 12 000 Fans in der Duna Arena verbreiteten beim Singen der Hymne eine Gänsehautstimmung. Im Rennen zuvor hatten die Zuschauer, darunter Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, ihren Liebling mit einem ohrenbetäubenden Lärm nach vorne getrieben. „Es war unglaublich, wie mich jeder in rot, weiß und grün angefeuert hat“, sagte die 27-Jährige, die am Tag danach von der Titelseite der offiziellen WM-Zeitung strahlte.

Hosszu jagt nach der verpassten Olympiamedaille 2012 in London von Erfolg zu Erfolg. Das macht skeptisch, doch positiv getestet wurde die Weltrekordlerin noch nicht, und sie betont immer wieder: „Harte Arbeit zahlt sich immer aus.“ Und sie bringt Geld. Durch die extreme Wettkampfhärte der Vielstarterin entstand der Spitzname „Iron Lady“, der inzwischen eine eingetragene Marke ist. Unmittelbar nach ihrem Goldrennen setzte sich Hosszu eine Kappe mit dem Schriftzug auf – ein klarer Regelverstoß. Doch Sanktionen muss die Ungarin nicht fürchten, zu mächtig ist sie bei ihren Heimspielen.

Kurz vor den Titelkämpfen gründete Hosszu die weltweite Profischwimmer-Vereinigung GAPS, um die Entwicklung des Schwimmsports im Sinne der Athleten zu beeinflussen. Manche Medien schrieben gar von einer „Rebellion“. Zu den 30 Gründungsmitgliedern zählt auch der deutsche Weltmeister Marco Koch. „Wir sagen nicht: Wir sind gegen alles. Wir wollen erst mal zeigen, dass sich etwas von Schwimmerseite entwickelt“, sagte Koch, der am morgigen Donnerstag erstmals ins Wasser steigen wird.

Aus deutscher Sicht gab es nach zwei durchwachsenen Tagen durch den 19-jährigen Florian Wellbrock einen ersten Silberstreif. Er zog gestern überraschend in den Endlauf über 800 Meter Freistil ein. Mit persönlicher Bestzeit von 7:50,89 Minuten war der Magdeburger Siebtschnellster in den Vorläufen. Bisher war den Athleten von Chefbundestrainer Henning Lambertz bei allen Medaillen-Entscheidungen die Zuschauerrolle geblieben. Beim Vorlauf-Aus von Christian vom Lehn über 50 Meter Brust überragte Ausnahmekönner Adam Peaty in 26,10 Sekunden – Weltrekord. Der 22 Jahre alte Brite blieb 32 Hundertstelsekunden unter seiner alten Bestmarke von den Weltmeisterschaften in Kasan 2015. Im Halbfinale am Abend steigerte er sich noch einmal und schwamm 25,95 Sekunden.

US-Star Katie Ledecky (20) holte derweil ihr drittes Gold in Budapest. Die fünfmalige Olympiasiegerin gewann überlegen das Finale über 1500 Meter Freistil, am Ende des einseitigen Rennens hatte sie stolze 19 Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Spanierin Mireia Belmonte. Freistil-Königin Ledecky hat in Budapest noch drei weitere Chancen auf Gold. Bereits jetzt hat sie zwölf WM-Titel auf dem Konto – mehr hat keine andere. Wenige Minuten später sorgte die Kanadierin Kylie Masse bei ihrem Finaltriumph über 100 Meter Rücken für den vierten Weltrekord der Titelkämpfe, ehe Olympiasiegerin Lilly King (USA) über 100 Meter Brust die fünfte neue Bestmarke aufstellte.

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