Horror-Szenario nimmt Konturen an

Naestvedn · Es wäre der Super-Gau für den Deutschen Basketball-Bund. Doch nach der 102:106-Blamage in Dänemark ist längst nicht mehr auszuschließen, dass erstmals nach 26 Jahren wieder eine EM ohne das Nationalteam stattfindet.

 Chris Fleming kann es nicht fassen. Am Samstag unterlag sein Team in Dänemark. Foto: dpa

Chris Fleming kann es nicht fassen. Am Samstag unterlag sein Team in Dänemark. Foto: dpa

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Auf der Insel Seeland, im Städtchen Naestved, nahm das Horror-Szenario erste Konturen an. Und doch klang es so, als hätte es bei den deutschen Basketballern nur einen kleinen Betriebsunfall gegeben. "An unserer Lage hat sich nicht viel geändert, mit zwei Siegen kommen wir zur EM", sagte Bundestrainer Chris Fleming nach dem Offenbarungseid am Samstag in Dänemark. Kaum zu glauben, auch wenn die Rechnung stimmt.

Doch die Nationalmannschaft steuert ungebremst auf eine Blamage zu. Denn durch das 102:106 beim kleinen Nachbarn, nach dreimaliger Verlängerung und fast drei Stunden Spielzeit, wird das Aus in der Qualifikation für die Euro-Basket 2017 immer wahrscheinlicher. Der Druck ist weiter gestiegen, und genau hier liegt das Problem. Beim Zittersieg eine Woche zuvor in Österreich (61:59) hatte es bereits erste Risse im Nervenkostüm der deutschen Basketballer gegeben, seit der Niederlage unter der Woche gegen die Niederlande (71:75) ist die letzte Sicherheit weg. Und es stellt sich die Frage, wie die angeschlagene Mannschaft mit dieser Situation klarkommen soll?

"Es bringt nichts, jetzt lange zu jammern", sagte Fleming nach der Niederlage bei den Dänen. Dafür ist auch keine Zeit, denn schon am Mittwoch wird es richtig ernst. Gibt es in Bamberg eine Niederlage gegen Österreich, ist das EM-Ticket wohl futsch. Und das in einer Gruppe mit zweitklassigen Gegnern wie Österreich und den Niederlanden sowie einem dänischen Team, das den zuvor letzten Sieg vor drei Jahren im Duell mit Luxemburg einfahren konnte.

Der Deutsche Basketball-Bund scheint die Situation unterschätzt zu haben. Das fing damit an, dass er Fleming eine Tätigkeit als Co-Trainer in der NBA erlaubte, obwohl dieser so das Jahr über seine Nationalspieler nicht live sehen oder besuchen konnte. Und ging damit weiter, dass Spieler und Vereine ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellten. Anders ist die Vielzahl an Absagen von Profis wie Dennis Schröder, Anton Gavel, Maxi Kleber, Elias Harris, Lucca Staiger, Per Günther, Maik Zirbes und zuletzt auch noch Tibor Pleiß nicht zu verstehen.

Nach dem Österreich-Spiel hatte sich Fleming noch vehement gegen die Kritik gewehrt, es mangele dem Team an Persönlichkeiten. Doch genau hier liegt das Grundproblem. Niemand taugt zum Anführer. Die Fäden muss der erst 24-jährige Maodo Lo ziehen, der einfach noch nicht so weit ist und im Moment überfordert wirkt. Zuletzt fand eine EM ohne deutsche Beteiligung übrigens 1991 statt.

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