Karate-Premiere bei Olympia „Für mich heißt das Ziel immer Gold“

Kaiserslautern · Der 31-jährige Karate-Weltmeister aus Kaiserslautern fiebert seiner Olympia-Premiere in Tokio entgegen.

Karate feiert in diesem Jahr in Tokio seine olympische Premiere. Der Kaiserslauterer Jonathan Horne gehört dabei zu den Goldfavoriten im Schwergewicht. Im Interview spricht der 31-Jährige, der oft am Heinrich-Heine-Gymnasium trainiert, über seine Vorbilder aus Hollywood, die deutsche Karate-Mentalität und seine Vorliebe, Geschichte zu schreiben.

Herr Horne, Chuck Norris, Bruce Lee oder Jackie Chan: In den 90er Jahren waren Kampfkünstler die großen Stars in Hollywood. Sind Sie selbst auch ein Kind dieser Zeit?

JONATHAN HORNE Auf jeden Fall. Insbesondere Jackie Chan und Bruce Lee haben mich geprägt. Das waren meine Idole und der Grund dafür, warum ich überhaupt mit der Kampfkunst angefangen habe. Die Philosophie und die Art und Weise, wie zum Beispiel Bruce Lee seinen Stil perfektioniert hat, fand ich schon immer faszinierend.

Die Filmstars vermischen oft verschiedene Kampfsportarten miteinander. Wieso hat es sie letztlich zum Karate verschlagen?

HORNE Ich habe damals schlichtweg mit Karate angefangen. Die ganze Philosophie, die dafür notwendige Selbstdisziplin, der gegenseitige Respekt untereinander, die Schnelligkeit, verbunden mit der Eleganz unserer Sportart – all das hat mich direkt gefesselt.

Ist Karate als Wettkampfsportart nicht wahnsinnig gefährlich?

HORNE Nein, auf keinen Fall. Wir schlagen und treten zwar so schnell und hart wie möglich, versuchen aber gleichzeitig, unseren Gegner dabei nicht zu verletzen. Das erfordert viel Disziplin und Respekt. Die Verletzungsrate bei Wettkämpfen ist minimal. Die meisten Unfälle passieren beim Training durch Unaufmerksamkeiten oder Ermüdung.

Ist ein Europäer in der Weltspitze einer asiatischen Kampfsportart wie Karate eigentlich ein Exot?

HORNE Nein. Anders als man vielleicht denkt, haben die asiatischen Länder im Karate nicht die Vormachtstellung inne. In den letzten Jahrzehnten hat es sich eher so entwickelt, dass die Weltspitze von Athleten aus Europa dominiert wird.

Mit Ihnen, aber auch Jana Bitsch oder Shara Hubrich bei den Frauen mischen auch mehrere Deutsche in der Weltspitze mit. Wie kommt das?

HORNE Ich gehe davon aus, dass das viel mit der deutschen Mentalität zu tun hat. Es wird sehr akribisch gearbeitet und trainiert. Außerdem muss man besonders im Kampfsport über seine Leidensgrenze hinausgehen können. Das zeichnet für mich die deutsche Mentalität aus.

In Tokio feiert Karate seine olympische Premiere. Waren die Spiele für Sie schon immer ein Traum?

HORNE Am Anfang meiner Karriere habe ich noch gar nicht über die Olympischen Spiele nachgedacht. Aber als ich älter wurde und mich auch mit anderen Sportarten identifiziert habe, ist meine Begeisterung gewachsen. Es ist das größte Sportevent der Welt. Jetzt bin ich einfach glücklich, dass wir dabei sind und dann auch noch im Geburtsland des Karate antreten dürfen.

Sie sind Weltmeister, Europameister und langjähriger Weltranglistenerster. Kann das Ziel deshalb nur Gold heißen?

HORNE Für mich heißt das Ziel immer Gold. Bei jedem Turnier liegt mein Fokus auf der Goldmedaille.

Ihre Sportart wird vorerst nur 2020 zum Programm gehören. Sie wären damit der erste und vorerst letzte Karate-Olympiasieger im Schwergewicht. Eine zusätzliche Motivation?

HORNE Natürlich. Man kann Geschichte schreiben. Und ich schreibe gerne Geschichte. Das habe ich für den Deutschen Karate-Verband ja schon das ein oder andere mal gemacht. Und das würde ich auch bei den Olympischen Spielen gerne wieder zu tun.

Was kann die große Bühne Olympia denn generell für die Sportart Karate bedeuten?

HORNE Ich glaube, wenn wir medial mehr Aufmerksamkeit bekommen, bietet das eine tolle Plattform, um den Sport öffentlicher zu machen. Dadurch können vielleicht mehr Mitglieder akquiriert werden. Außerdem kann zunächst dem Großteil unserer Gesellschaft noch mal gezeigt werden, was Karate wirklich ist. Im Moment wird unser Sport immer noch viel mit Bretter durchschlagen verbunden. (lacht)

Die Zeit der großen Kampfkunst-Filme schien zuletzt auch ein bisschen vorbei. Wird es mal wieder Zeit für einen neuen, modernen Klassiker?

HORNE Unbedingt. Vielleicht kann ich ja schon in Tokio einen Blockbuster liefern und einen neuen Film kreieren. Die Hauptrolle spiele ich da jedenfalls gerne.

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