Hooligans auf dem Weg nach Saarbrücken?

Saarbrücken · Vor dem Derby Saar 05 gegen FCS hat ein bundesweit bekannter Wortführer der Gruppierung „Hooligans gegen Salafisten“ im Internet dazu aufgerufen, nach Saarbrücken zu reisen. Es geht offenbar um Rache an FCS-Fans.

Aufregung vor dem Stadtderby in der Regionalliga an diesem Samstag um 14 Uhr im Ludwigspark-Stadion zwischen Gastgeber Saar 05 Saarbrücken und dem 1. FC Saarbrücken : Der bundesweit bekannte HoGeSa-Wortführer Andreas K. aus Herne hat unter dem Motto "Kalle und Familie - Deutschland Hooligans reisen nach Saarbrücken" im Internet über eines seiner beiden Facebook-Profile seine "Familie" für eines der nächsten FCS-Spiele im Ludwigspark-Stadion mobilisiert. HoGeSa steht für "Hooligans gegen Salafisten ". Die Gruppierung besteht größtenteils aus gewaltbereiten Fußball-Fans und Rechtsextremen.

Auf der Facebook-Seite von Andreas K. gab es Einträge wie "Rache ist süß" und "Wir sehen uns". Die mittlerweile nicht mehr öffentlich zugänglichenen Einträge fanden große Resonanz im Freundeskreis des 47-Jährigen. Sie gelten juristisch gesehen nicht als direkte Androhung von Gewalt. "Aufgrund von Vorfällen in Homburg und beim Spiel gegen Kassel werden sie aber Ernst genommen", sagt Eric Schweizer. Er ist beim Derby mit Udo Schneider Einsatzleiter der Polizei . Ob Andreas K. mit Gleichgesinnten tatsächlich aufschlagen wird, um womöglich FCS-Fans aufzumischen? "Es gibt keinen Indikator, dass es so kommt - und keinen, dass es nicht so kommt", sagt Schweizer.

Andreas K. war in Begleitung der wegen Volksverhetzung verurteilten Saarbrücker NPD-Politikerin Jacqueline S. und einer weiteren Frau beim Spiel des FCS am 31. Oktober beim FC Homburg (0:0). Laut Polizei wurde er vor dem Stadion von drei der antifaschistischen Szene (Antifa) zugeordneten Personen beobachtet. Der Ordnungsdienst berichtete der Polizei , Andreas K. sei nach dem Betreten des Waldstadions im FCS-Fanblock kurz nach dem Anpfiff von mehreren Personen aus der Ultra-Szene attackiert worden. Ordner brachten ihn aus Block 5, um die Situation zu entschärfen. Andreas K. und seine Begleiterinnen hätten das Spiel von der Sitzplatz-Tribüne aus zu Ende verfolgt.

Beim FCS-Heimspiel am 6. November gegen Hessen Kassel (0:1) sei Jacqueline S. mit einer Begleiterin durch den E-Block gegangen. Dabei wurde sie laut Polizei von FCS-Ultras verbal angegangen. Die 49-Jährigie soll, so Aussagen gegenüber der Polizei , Fotos gemacht haben.

Die beiden Vorfälle stehen am Ende einer Kette, in deren Mittelpunkt Personen mit rechtem und linkem Gedankengut stehen. "Seit dem Spiel des FCS in Elversberg 2014 wird im Saarland Sport als politische Bühne genutzt", sagt Schweizer. Sein Kollege Frank Schmelczyrsch ergänzt: "Es geht um die Austragung politischer Gesinnung auf der Bühne Fußball ." In Elversberg hatte es während und nach dem Saarderby Ausschreitungen unter FCS-Fans gegeben.

Damit so was im Stadtderby nicht passiert, kooperiert Gastgeber Saar 05 mit der Polizei . Der Sicherheitsdienst wurde für das Spiel, zu dem der Aufsteiger 3000 Zuschauer erwartet, von 24 auf 39 Ordner aufgestockt, berichtet der Vorsitzende Frank Seibert. Er sagt zur Frage der Sicherheit: "Ich mache mirnicht ganze große Sorgen." Schweizer erklärt: "Ein Unbeteiligter soll einen normalen Fußball-Nachmittag wie immer verbringen dürfen. Es sind professionell Vorkehrungen getroffen worden. Wir sind gut vorbereitet und aufgestellt."

Denkbar sind einige Maßnahmen, die die Polizei anwenden kann, um Gewalt zu verhindern: Kontrolle auf Zufahrtswegen und am Stadion, Platzverweis, Gefährder-Ansprache, Aufenthalts-, Betretungsverbot, vorbeugende Gewahrsamnahme.

Andreas K. hat nach SZ-Infos in der Polizeilichen Kriminalstatistik einen Eintrag. Während der WM wurde er am 5. Juli 2006 in Bochum erkennungsdienstlich behandelt. Es ging um gefährliche Körperverletzung. Sollte er Straftaten mit politischem Hintergrund begangen haben, sind Verfassung- und Staatsschutz zuständig. Die Behörden teilten der SZ in Bezug auf Andreas K. und seinen Aufruf zur Hooligan-Reise nach Saarbrücken nur mit, es würden "Maßnahmen getroffen, um mögliche Gefährdungslagen zu verhindern". Die Antifa Saar erklärt: "Auch uns sind die Androhungen gegen den antifaschistischen Teil der Saarbrücker Fanszene nach den Vorfällen in Homburg und im Ludwigspark eine Woche später bekannt. Die Drohung aus dem Hooligan-Milieu, im Saarbrücker Fanblock ,mal aufzuräumen', sollte man ernst nehmen. Es bleibt sicherlich abzuwarten, wieviele und welche Hooligans und Nazis aus anderen Städten den Aufrufen Folge leisten und nach Saarbrücken kommen werden."

Dausend ist von Punktgewinn gegen seinen Ex-Club überzeugt



Der SV Saar 05 steht in der Fußball-Regionalliga vor seinem aufregendsten Spiel der Saison. Der Aufsteiger trifft an diesem Samstag um 14 Uhr auf den Stadtrivalen 1. FC Saarbrücken . Wie schon das Hinspiel, das am 4. September mit 3:1 für den FCS endete, wird auch das Rückspiel im Ludwigspark ausgetragen, dem "Wohnzimmer" des strauchelnden Aufstiegskandidaten. Aus Sicherheitsgründen wurde das Spiel terminlich vorgezogen, um es noch im künftig wegen des Umbaus gesperrten Saarbrücker Stadion auszutragen.

Einer bei Saar 05 fühlt sich im Ludwigspark so wohl wie der kommende Gegner: Felix Dausend, der zuletzt in der Saison 2012/2013 das blau-schwarze Dress trug. "Ich habe mit der Jugendzeit insgesamt zwölf Jahre für den FCS gespielt. Es ist mein Heimatverein und deshalb ein besonderes Spiel für mich", sagt er: "Für so ein Spiel braucht es keine Worte. Allein der Name 1. FC Saarbrücken muss bei jedem anderen ausreichen, um die Motivation auf Maximum zu stellen."

Während sich der "große" Nachbar nach schwachen Ergebnissen in der Liga und dem erneuten vorzeitigen Pokal-Aus in einer Krise befindet, geht es beim Liganeuling trotz ausbleibender Punktgewinne aufwärts, findet Dausend: "Ich bin mir sicher, dass für uns etwas drin ist. Wir haben eine ansteigende Formkurve und können frei aufspielen, während der FCS total unter Druck steht."

Dausend ist mit fünf Treffern derzeit bester Torschütze des SV Saar 05. Drei seiner Tore erzielte er nach einer von Trainer Timon Seibert verordneten Denkpause Mitte Oktober, zu der er sich aber nicht mehr äußern möchte.

Charakterfrage beim FCS: Götz fordert Reaktion des Teams



Beim Stadtderby in der Fußball-Regionalliga zwischen dem SV Saar 05 und dem 1. FC Saarbrücken waren die Rollen zumindest vor Saisonbeginn klar verteilt: Abstiegskandidat gegen Titelanwärter. "Im Augenblick hören wir von überall, der 1. FC Saarbrücken ist schlagbar", spricht FCS-Trainer Falko Götz aus, was viele derzeit denken. Nach fünf Liga-Spielen ohne Sieg und dem Aus im Saarlandpokal beim Oberligisten Hertha Wiesbach (1:2 nach Verlängerung) ist der Auftritt beim noch immer sieglosen Schlusslicht Saar 05 auch eine Charakterfrage. "Wir haben genug gesprochen jetzt. Die Reaktion kann nur die Mannschaft zeigen", sagt Trainer Falko Götz .

Doch vor allem die steht in der Kritik. Gerüchte über undiszipliniertes Verhalten und unprofessionellen Lebenswandel machen plötzlich die Runde - Themen, die im Erfolgsfall keinen interessieren. "Wir müssen zeigen, dass wir eine Mannschaft sind", sagt Stürmer Felix Luz: "Das waren wir letztes Jahr, und das sind wir heute. Eine Mannschaft kann nicht innerhalb von sechs Spieltagen alles verlernen."

Torwart David Hohs, Abwehrchef Peter Chrappan und Kapitän Jan Fießer werden gegen Saar 05 wohl wieder zur Startformation gehören. Doch Trainer Götz wollte in der Pressekonferenz am Freitag keine Personaldiskussion beginnen: "Da ist jeder einzelne Spieler gefordert, der da involviert ist. Da muss eine Antwort kommen, dann kann es nur eine einziges Ergebnis geben." Und das soll ein Sieg des FCS sein.

Zum Thema:

Die SV Elversberg nutzt das spielfreie Wochenende in der Regionalliga Südwest zur Regeneration. Trainer Michael Wiesinger sagte ein zunächst geplantes Testspiel ab, um die vielen angeschlagenen Spieler im Aufgebot zu schonen. Auch die zweite Mannschaft der SVE hat Pause, weil auch die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar pausiert.Der FC Homburg bestritt am Freitagnachmittag ein Testspiel in Homburg-Erbach gegen den Drittligisten Stuttgarter Kickers . Die Partie endete 5:0 für Stuttgart (Halbzeit 1:0). Trainer Jens Kiefer setzte insgesamt 16 Spieler ein. leh/rti

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