Hoffen auf hartes Durchgreifen

Antholz · Der Vorstand des Biathlon-Weltverbandes trifft sich an diesem Samstag zu einer außerordentlichen Sitzung. Die Athleten hoffen nach den schweren Doping-Vorwürfen gegen Russland auf hartes Durchgreifen.

Martin Fourcade hat in den vergangenen Wochen viel gesprochen. Der beste Biathlet der Welt erhob seine Stimme bei jeder Gelegenheit lautstark, war nach den schweren Doping-Anschuldigungen gegen Russland der Wortführer der Szene, sprach offen von Boykotten und forderte drastische Strafen. An diesem Wochenende wird sich zeigen, was sein Einsatz und der seiner Mitstreiter gebracht hat. Der Biathlon-Weltverband IBU steht vor einer richtungweisenden Entscheidung.

"Ich erwarte grundsätzlich noch gar nichts. Ich höre mir an, was die IBU zu sagen hat, und wenn ich und die anderen Athleten damit nicht zufrieden sind, werden wir das auch kundtun", sagte Fourcade. Der Vorstand des Weltverbandes hält an diesem Samstag eine außerordentliche Sitzung im italienischen Antholz ab, um sich erneut mit dem Fall Russland zu beschäftigen. Welche Entscheidungen getroffen werden, ist völlig offen - die Zeit drängt.

"Wir möchten jetzt konsequente Handlungen, am besten noch vor der WM", sagte Verfolgungs-Weltmeisterin Laura Dahlmeier. Vom 9. bis 19. Februar findet der Saisonhöhepunkt in Hochfilzen statt. Dahlmeier erhofft sich ein Zeichen, "um der Welt zu zeigen, wir stehen für einen sauberen Sport und die IBU steht hinter uns".

Der Druck auf dem Weltverband ist jedenfalls enorm. Der Franzose Fourcade und Co. übergaben in der Vorwoche in Ruhpolding einen von 170 Athleten unterschriebenen Brief an die IBU. Der Inhalt: Klare Forderungen nach einem härteren Kampf gegen Doping und knallharte Strafen für die Sünder. Viele fürchten um den Ruf ihrer Sportart. "Wir stellen uns vor, dass bei einem ganz klaren Doping-Verstoß die Höchststrafe bei einer Sperre von acht Jahren liegen sollte", sagte der ehemalige Doppel-Weltmeister Erik Lesser. Außerdem sollten betroffene Nationen nach positiven Doping-Fällen einen Teil ihrer Startplätze verlieren und finanziell härter bestraft werden. Aktuell liegt die Höchststrafe der IBU für Doping-Vergehen bei 100 000 Euro - Russland musste diese nach nachgewiesenen Vergehen in der Vergangenheit bereits zahlen. "Es gibt natürlich die großen Nationen , da nenne ich bewusst Russland zuerst, da spielt Geld nicht unbedingt eine Rolle. Wenn du denen sagst, überweise 100 000 Euro, dann sagen die: Wollt ihr nicht 300 000 haben? Das ist denen wurscht", sagte Lesser.

Nachdem Doping-Chefermittler Richard McLaren in seinem Bericht festgestellt hatte, dass zu den doping-verdächtigen Athleten aus Russland 31 Biathleten gehören, hatte die IBU zuletzt zwei Sportler vorläufig gesperrt und von weiteren Untersuchungen gegen die 29 anderen gesprochen. Zudem wird der Weltcup in dieser Saison nicht wie geplant im russischen Tjumen Station machen.

Vielen ist das zu wenig. Aber das Problem der IBU mit dem Report ist klar. "Man hat keine Beweise, wer gedopt hat. Man kann den Athleten nicht anlasten, dass Proben geöffnet werden", sagte der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer . Lesser erklärte: "Wir erhoffen uns zumindest eine Reaktion der IBU. Es wäre schön, wenn sie in einigen Punkten auf uns zukommen und den Athleten zuhören. Die Athleten bilden ja die IBU, nicht die Funktionäre."

Bei einer Pressekonferenz an diesem Samstag sollen Ergebnisse veröffentlicht werden, als Termin wurde 20 Uhr genannt. Auch die Sportler wurden eingeladen, um einen Dialog zu führen. "Ich werde da sein", sagte Fourcade. Viele Kollegen wollen dem fünfmaligen Gesamtweltcupsieger folgen.

Zum Thema:

Auf einen Blick Biathlet Simon Schempp ist bei der WM-Generalprobe in Antholz im Einzel als bester Deutscher auf Platz fünf gelaufen. Beim letzten Weltcup drei Wochen vor der WM kassierte der Schwabe nach zwei Schießfehlern zwei Strafminuten. Der 28-Jährige lag am Freitag 1:09,8 Minuten hinter dem Sieger Anton Schipulin. Der Russe gewann über die 20 Kilometer nach einem Schießfehler vor dem Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade aus Frankreich. Dritter wurde Sergej Semenow aus der Ukraine vor Rekord-Weltmeister Ole Einar Björndalen aus Norwegen. Zweitbester deutscher Skijäger war Arnd Peiffer als Neunter. Elfter wurde Benedikt Doll. Erik Lesser beendete das Rennen als 21. nicht in den Top 20. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort