Hoffen auf Aufklärung

Frankfurt · Am kommenden Freitag stellen Ermittler einer vom DFB beauftragten Wirtschafts-Kanzlei ihren Report zur Affäre um die Vergabe der WM 2006 vor. Der deutsche Fußball erhofft sich davon die Aufklärung des Skandals.

An wen genau flossen die Millionen? Welcher große Name wusste wann wovon? Und vor allem: Wurde die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland nun gekauft oder nicht? Viereinhalb Monate nach der Enthüllung der WM-Affäre erhofft sich der deutsche Fußball in dieser Woche Antworten auf diese Fragen. Am Freitag stellen Ermittler von Freshfields-Bruckhaus-Deringer in Frankfurt ihren Untersuchungsbericht vor. Die Wirtschaftskanzlei war vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit der Aufklärung des Skandals beauftragt worden. Eine Woche der Wahrheit also für den deutschen Fußball? Oder doch nicht?

Ein Problem der WM-Affäre ist ihre Dimension. Auf der einen Seite hat sie schon jetzt den Rücktritt eines DFB-Präsidenten bewirkt (Wolfgang Niersbach ), den Ruf von Franz Beckenbauer beschädigt und Steuer-Razzien bei weiteren Mitgliedern des WM-Organisationskomitees (OK) ausgelöst. Auf der anderen Seite sind aber zentrale Zusammenhänge noch immer nicht geklärt. Zum Beispiel: Was genau geschah mit den 6,7 Millionen Euro, die im Zentrum der Affäre stehen?

Als gesichert gilt, dass der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus diese Summe im Auftrag der deutschen WM-Organisatoren an die Finanzkommission des Weltverbands Fifa überwies. Beckenbauer als Chef des OK unterschrieb seinerzeit den Schuldschein. Der Franzose Louis-Dreyfus bekam sein Geld 2005 über den Umweg eines Fifa-Kontos wieder zurück - allerdings vom WM-OK bewusst verschleiert und falsch deklariert.

Was geschah mit dem Geld?

Was zwischendurch mit den 6,7 Millionen passierte, wissen nach wie vor nur die direkt Beteiligten. Sicherten sich die Deutschen damit einen Organisationszuschuss, wie Beckenbauer, Niersbach und Co. behaupten? Oder verwendete die Finanzkommission das Geld, um 2002 den Wahlkampf des damaligen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter zu finanzieren? Eine These ist nach wie vor auch, dass damit Stimmen von Wahlmännern der Fifa-Exekutive gekauft wurden.

Seit November vernahmen Freshfields-Mitarbeiter teilweise auch mehrfach Protagonisten wie Beckenbauer, Niersbach oder Theo Zwanziger . Hilfreich könnte auch sein, was parallel bei der Aufklärungsarbeit der diversen Fifa-Skandale herauskommt. Mit großer Wahrscheinlichkeit reichen aber auch eine monatelange Ermittlungsarbeit und eine Pressekonferenz an diesem Freitag nicht aus, um den Skandal vollständig aufzuklären. Es gebe noch viele "Ungereimtheiten, Merkwürdigkeiten, die zeigen, dass wichtige Akteure des Sommermärchens noch immer viel zu vergeben haben", schrieb das Magazin "Spiegel", der die Affäre im vergangenen Oktober ans Licht brachte.

"Wir werden am Freitag zunächst einmal die Untersuchungs-Ergebnisse zur Kenntnis nehmen und dann die Bewertungen vornehmen", sagte Rainer Koch, einer der beiden Interimspräsidenten des DFB. Sein Amtskollege Reinhard Rauball sagte noch einmal: "Es war immer unsere Grundauffassung zu sagen: Wir wollen das aufklären."

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