Hörmann attackiert Spitzenfunktionäre

Hannover · „Tage der Wahrheit, Stunden der Klarheit“, lautete das Motto des Deutschen Olympischen Sportbundes am Samstag in Hannover. Präsident Alfons Hörmann nahm es wörtlich: Er las deutschen Funktionären die Leviten.

Präsident Alfons Hörmann hat nach dem Schiffbruch in Hamburg den Deutschen Olympischen Sportbund als Vorreiter und Instanz für Glaubwürdigkeit auf neuen Kurs gebracht. "Tage der Wahrheit, Stunden der Klarheit", lautete das Motto der DOSB-Mitgliederversammlung am Samstag in Hannover . Für Hörmann waren dies keine Phrasen. Couragiert prangerte er die Rolle deutscher Repräsentanten wie Theo Zwanziger und Helmut Digel bei den Skandalen in den Weltverbänden der Fußballer (Fifa) und Leichtathleten (IAAF) an. Eine Kurskorrektur machte er im Hinblick auf eine mögliche neue Olympia-Kandidatur.

Mit einer mutigen Rede fegte Hörmann eine Woche nach der Havarie an der Elbe die Olympia-Tristesse weg und schwor die 465 Delegierten auf Zukunftsthemen ein. "Es war eine erfolgreiche Mitgliederversammlung. Wir können mit gutem Gewissen sagen: Sportdeutschland bewegt sich", resümierte Hörmann.

Anerkennung für seinen Auftritt der Stärke erhielt er von mehreren Seiten. "Eine starke Rede, mit der die richtigen Signale gesendet wurden", sagte Christoph Niessen, der eher DOSB-kritische Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes NRW. Auch von Bundesinnenminister Thomas de Maizière gab es Lob: "Das war eine Rede mit einem starken Führungsanspruch."

Für Aufsehen und empörte Reaktionen sorgten vor dem Hintergrund der Korruptions- und Bestechungsaffären in Fifa und IAAF Hörmanns Attacken gegen das frühere Fifa-Exekutivmitglied Zwanziger und den einstigen IAAF-Vizepräsidenten Digel. Er warf ihnen vor, zu lange weggeschaut zu haben. "Das ist ein schäbiger Versuch, von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken", sagte Zwanziger. Digel sprach von einer "unglaublichen Verleumdung". Hörmann spreche damit den Verdacht der Mitwisserschaft aus, und "das werde ich nicht hinnehmen", sagte Digel.

Dass eine neue deutsche Olympia-Bewerbung - trotz des Scheiterns der Versuche in München und Hamburg - nun doch früher als nach zehn Jahren kommen könnte, wie der DOSB zunächst erklärte, ist nicht ausgeschlossen. "Wir waren nur vorsichtig mit einer offensiven Darstellung", erklärte Hörmann: "Wir leben allerdings in einer schnelllebigen Zeit. Stimmungen und Bewertungen können sich schneller ändern, als man für möglich hält." Wenn man in einigen Jahren zu einem anderen Urteil komme, dann hat der DOSB "die Möglichkeit, den Schalter in die andere Richtung umzulegen".

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