Sportpolitik Gegenwind und scharfe Kritik an Hörmann

Düsseldorf · Bei der Mitgliederversammlung muss sich der Präsident des DOSB unerwartet einem Gegenkandidaten stellen. Der Unmut wächst.

 Seine Miene ist finster, seine Stimmung gedrückt, auch wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte. Alfons Hörmann, der Präsident des DOSB, hat auf der Mitgliederversammlung ordentlich Gegenwind erhalten.

Seine Miene ist finster, seine Stimmung gedrückt, auch wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte. Alfons Hörmann, der Präsident des DOSB, hat auf der Mitgliederversammlung ordentlich Gegenwind erhalten.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Auf den ersten Blick schien alles wie immer. Als Alfons Hörmann nach seiner erfolgreichen Wiederwahl zum Podium schritt, gab es für ihn stehende Ovationen – und doch war alles anders: Erstmals in der Geschichte musste sich ein Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) einer Kampfabstimmung stellen, aber die Palastrevolution blieb aus.

Hörmann gewann gegen den kurzfristig nominierten Gegenkandidaten Martin Engelhardt klar mit rund 86 Prozent der gültigen Stimmen. Doch sollten die Vorwürfe des unterlegenen Präsidenten der Deutschen Triathlon Union (DTU) stimmen, herrscht in der deutschen „Sportfamilie“ ein ganz anderes Klima, als es der organisierte Sport nach außen so gerne propagiert.

„Der Präsident Hörmann ist aufgrund seiner rüden Umgangsformen kein Brückenbauer, er ist nicht teamfähig und sehr auf sich bezogen“, sagte Engelhardt nach der Niederlage: „Ich halte Herrn Hörmann nicht für einen guten Präsidenten. Die Olympiabewerbungen waren unprofessionell, über die Reform des Leistungssports kann man streiten, aber das Umgangsverhalten hat nicht dazu beigetragen, weitere Personen zu motivieren, für die Sache einzutreten.“

Der Mediziner gilt bereits seit einiger Zeit als scharfer Kritiker Hörmanns. Beim Parlamentarischen Abend in Berlin im Juni hatte es zwischen den beiden eine offene Konfrontation gegeben. Wirklich gerechnet habe er nicht mit einem Sieg, zumal er keinen Wahlkampf geführt hatte. Dennoch: Er wollte ein Zeichen setzen. Zumal er davon berichtete, dass viele Verbände Angst vor Repressalien hätten, wenn sie öffentlich Kritik äußern würden.

„Ein Athletenvertreter hat mich letztendlich vorgeschlagen, weil die anderen alle Angst gehabt haben, dass sie anschließend bestraft werden könnten“, sagte Engelhardt: „Meine Führungsmannschaft in der DTU hat mir davon abgeraten zu kandidieren. Ich habe es trotzdem gemacht, weil ich als geradliniger Mensch nicht anders kann, als das zu tun, was notwendig ist. Auch wenn das mit negativen Folgen verbunden ist.“ Er hoffe nun, dass diese nicht einträten.

Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, sprach von einer „hervorragenden“ Kandidatur, Engelhardt habe ihren „größten Respekt“. „Ich glaube, es ist blauäugig zu ignorieren, dass es eine gewisse Unzufriedenheit – zumindest in Teilbereichen – des deutschen Sports gibt“, sagte sie: „Auch das hat sich heute artikuliert.“

Hörmann selbst vermied Spitzen gegen seinen Kontrahenten und verwies vielmehr auf das „herausragende Ergebnis“ der Abstimmung. „Es ist ein demokratischer Prozess. Das Wahlergebnis bestätigt uns auf eindrucksvolle Art und Weise in unserem bisherigen Handeln“, betonte er: „Ich sage einfach: 86 Prozent sind Antwort genug.“

Direkt nach seiner Wahl hatte er Engelhardt noch direkt angesprochen. „Ich werde, lieber Herr Engelhardt, die Werte, die sie eingefordert haben, mit dem Team herzlich gern umsetzen. Ich werde einen Stil pflegen, der von Transparenz und Offenheit geprägt ist“, sagte er. An diesen Worten wird sich Hörmann in den nächsten vier Jahren messen lassen müssen. Schließlich steht in der viel diskutierten Spitzensportreform die Umsetzung grundlegender Punkte noch aus. Trotz der deutlichen Etaterhöhung auf 235 Millionen Euro.

„Ich bleibe bei meiner These: Wer meint, dass jetzt mit dem Mittelaufwuchs die Probleme gelöst sind und jetzt in den Wellness-Modus geht, der wird sich alsbald eines Besseren belehren lassen müssen“, betonte Hörmann: „Die nächsten vier Jahre werden kein Honigschlecken.“ Auch nicht für ihn selbst.

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