"Hockenheim-Fluch" über Kimi Räikkönen

Hockenheim/Saarbrücken. Lotus - in der Formel 1 ein Name wie ein Donnerhall. Bei diesem britischen Traditions-Rennstall muss man in der Vergangenheit kramen, um die Gegenwart zu verstehen. Untrennbar verbunden mit den Lotus-Boliden war deren Konstrukteurs-Genie Colin Chapman. Seine Autos siegten - oder waren rasende Särge

Hockenheim/Saarbrücken. Lotus - in der Formel 1 ein Name wie ein Donnerhall. Bei diesem britischen Traditions-Rennstall muss man in der Vergangenheit kramen, um die Gegenwart zu verstehen. Untrennbar verbunden mit den Lotus-Boliden war deren Konstrukteurs-Genie Colin Chapman. Seine Autos siegten - oder waren rasende Särge. 79 Siege bei 529 Grand Prix, sechs WM-Titel und sieben Konstrukteurspokale brachten den Rennstall zur Lotusblüte. Die 1994 verwelkt war. Patient Lotus lag auf der Intensivstation, Wiederbelebungsversuche scheiterten.18 Jahre später mischt ein Rennstall in der legendären schwarz-goldenen Lackierung unter dem Namen "Lotus F1 Team" die Königsklasse des Motorsports auf - und in ihr kräftig mit. Mit dem Team zu Chapmans Zeiten hat der Lotus-Rennstall der Neuzeit nichts am Hut. Nach langem und äußerst kompliziertem Rechtsstreit hat das Team Lotus 2012, das aus dem Renault-Werksteam hervorgegangen ist, das Namensrecht übernommen.

Gérard Lopez, Finanzinvestor des Luxemburger Technologie-Unternehmens Genii Capital, ist Lotus-Präsident und einer der Eigentümer. Mit der Verpflichtung des finnischen Weltmeisters Kimi Räikkönen (2007/Ferrari) gelang dem 40-jährigen Unternehmer ein sensationeller Coup. Mit dem Franzosen Romain Grosjean sitzt der Meister der GP2-Serie (Unterstufe der Formel 1) von 2011 im zweiten Lotus-Cockpit.

Beide Piloten fuhren mehrfach aufs Podium, Räikkönen (32 Jahre) wurde zweimal Zweiter, einmal Dritter, Grosjean (26) einmal Zweiter und einmal Dritter. "Mit ihren Ergebnissen bin ich bisher zufrieden. Wir haben eine starke Fahrerpaarung, und die Fahrer haben ein schnelles und starkes Auto, aus dem wir bei der Entwicklung viel herausgeholt haben", sagte Lopez der Saarbrücker Zeitung. Negativ beurteilt er, "dass wir auf verschiedenen Strecken 30 bis 40 Punkte liegen gelassen haben", und er erinnert an den Ausfall von Grosjean in Valencia, als dieser auf Platz zwei lag und dann mit defekter Lichtmaschine ausschied. Platz drei in der Team-WM will das Team auch am Saisonende belegen. Lopez meint dazu: "Platz vier wäre noch okay. Da sehe ich vier bis fünf Teams. Wenn wir Dritter werden, bin ich sehr happy."

Ob Kimi und Romain in dieser Saison einen Grand Prix gewinnen? "Bei dieser Fragestellung muss ich sagen: ja, denn das Auto läuft gut und funktioniert auf fast allen Strecken. Fragen Sie aber: Werden Kimi und Romain einen GP gewinnen, muss ich antworten: vielleicht." Lopez ist sich bewusst: "Um zu gewinnen, müssen die Fahrer im Qualifying auf jeden Fall unter die ersten Fünf kommen. Im Rennen muss dann alles passen."

Während Räikkönen und Grosjean insgeheim auf einen Sieg in Hockenheim hoffen, dämpft der Präsident die Erwartung: "Ich bin zufrieden, wenn beide unter die ersten Fünf kommen, wobei Romain ja wegen eines Getriebewechsels in Silverstone um fünf Startplätze nach hinten versetzt wird." Für Räikkönen war Hockenheim bisher kein gutes Pflaster. Ein "Hockenheim-Fluch" lastet über ihm. Vier Mal stand Kimi auf der Pole Position, aber bei neun Starts ist er sechs Mal ausgefallen. kosFoto: Imago

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