Fußball Pokal-Krimi mit hitzigem Nachspiel

Augsburg · RB Leipzig zieht ins DFB-Pokal-Halbfinale ein und nimmt ersten großen Titel ins Visier.

 Die Spieler von RB Leipzig um Kapitän Willi Orban (Dritter von links) feiern ausgelassen den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale.

Die Spieler von RB Leipzig um Kapitän Willi Orban (Dritter von links) feiern ausgelassen den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Oliver Mintzlaff und seine Leipziger Pokal-Helden hatten die Augsburger Arena längst mit einem „großartigen Gefühl“ verlassen, da schäumte Stefan Reuter weit nach Mitternacht immer noch vor Wut. Ziel der heftigen Verbalattacken des Augsburger Geschäftsführers war sein RB-Kollege Mintzlaff, mit dem er kurz nach Spielschluss böse aneinandergeraten war. Der Zoff der beiden Manager löste auch unschöne Szenen auf dem Rasen mit Rudelbildung, Handgemenge und Provokationen aus.

„Das ist eine bodenlose Frechheit, wie er sich verhalten hat. Statt sich mit seiner Mannschaft zu freuen, stürmt er nach dem Spiel in unsere Coaching Zone. Das ist extrem arrogant und unverschämt“, schimpfte Reuter nach dem 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung im Viertelfinale gegen den Bundesliga-Konkurrenten, der dem FC Augsburg ohnehin schon seit Jahren als Feindbild dient.

Während Mintzlaff nach dem erstmaligen Einzug von RB ins Pokal-Halbfinale von einem „fantastischen Moment für unseren jungen Club“ schwärmte und sich halbwegs versöhnlich zeigte, war Reuter nicht zu beruhigen. „So verhält man sich einfach nicht“, wetterte Reuter. Überhaupt hätten sich die Leipziger nach ihrem Last-Minute-Erfolg „sehr arrogant“ verhalten. „Aber das“, sagte der Weltmeister von 1990, „wird ihnen ja auch so vorgelebt. Wenn ich gewinne, muss ich keinen provozieren.“

Mintzlaff erklärte indes, dass er sich ausschließlich über Augsburgs Assistenztrainer Jens Lehmann beschwert habe. „Ich habe Jens in normalem Ton gesagt, dass es nichts mit Fair Play zu tun hat, wenn er permanent in unserer Coaching Zone steht. Da sind die Gemüter hochgekocht“, sagte Mintzlaff. Auch Leipzigs Trainer Ralf Rangnick war um Deeskalation bemüht, nachdem es nach dem späten Siegtor durch Marcel Halstenberg (120.+1) per Handelfmeter auf dem Spielfeld Rangeleien gegeben hatte. „Dass die Emotionen nach so einem Spiel hochgehen, ist normal“, sagte Rangnick.

Während der Frust beim FCA riesig war, herrschte bei RB großer Jubel. Mintzlaff stellte eine „außerordentliche Leistung“ heraus. Rangnick war „überglücklich und stolz auf die Jungs“. Der Sieg gebe vor dem Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) weiteren Rückenwind. Zumal RB nach der Führung durch Timo Werner (74. Minute) den unglücklichen Ausgleich in allerletzter Sekunde durch Alfred Finnbogason (90.+4) wegstecken konnte. Leipzig, das als Liga-Dritter die Champions League fest im Visier hat, „will nun noch mehr“, wie Kapitän Willi Orban betonte. Das Halbfinale soll nur Durchgangsstation auf dem Weg nach Berlin und zum ersten großen Titel der Vereinsgeschichte sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort