Historisches Silber im "Wahnsinnsduell"

Schladming. Stolz schwenkte WM-Silbermedaillengewinner Felix Neureuther die deutsche und die bayerische Fahne, dann gönnte er sich den verdienten kräftigen Schluck aus der Schampusflasche. Am größten Tag in seiner Karriere verspürte der 28-Jährige "gewaltige Emotionen"

Schladming. Stolz schwenkte WM-Silbermedaillengewinner Felix Neureuther die deutsche und die bayerische Fahne, dann gönnte er sich den verdienten kräftigen Schluck aus der Schampusflasche. Am größten Tag in seiner Karriere verspürte der 28-Jährige "gewaltige Emotionen". Tief bewegt genoss er die Siegerehrung an der Seite von Slalom-Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich und war zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Schladming aus deutscher Sicht der große Held. "Historisch" war der WM-Abschluss durch erste Einzelmedaille eines deutschen Herren seit 2001 für Alpin-Direktor Wolfgang Maier - und aus der Ferne gratulierte die am Vortag im Slalom ausgeschiedene Maria Höfl-Riesch zu einem "Wahnsinnsduell".

In einem dramatischen Slalom-Spektakel hatte Neureuther die Nerven behalten. "Ja Mann", schrie er im Ziel seine Freude hinaus. Etwas mehr als eine Minute durfte er sogar auf Gold hoffen, doch dann unterstrich Hirscher seine Ausnahmestellung im Duell der beiden weltbesten Slalomfahrer. "Man kann die Geschichte eigentlich nicht besser schreiben", befand Neureuther, der sich über Gratulationen von Kindheitsidol Alberto Tomba freuen durfte. Beim Interview-Marathon musste er sich auch eine Träne aus dem Augenwinkel wischen.

Einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze lautete die Bilanz des Deutschen Skiverbandes (DSV) ein Jahr vor Olympia. Vier Medaillen - das gab es für die deutschen Alpinen zuletzt 1997 in Sestriere. Das mache Mut für Sotschi und die Zeit danach, sagte DSV-Präsident Alfons Hörmann.

Erstmals seit Florian Eckert 2001 gab es wieder Einzel-Edelmetall für die deutschen Alpinen. "Für uns ist das ein extremes Erlebnis, hier bei dem Slalom dieses Ergebnis zu erzielen", sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. "Man fährt mit vier Medaillen heim, unser Wunsch waren guter Sport und drei Medaillen. Die letzte Herrenmedaille 2001, die letzte Slalommedaille 89 - das ist für uns historisch. Ich bin extrem stolz auf diese Jungs." Am WM-Schlusstag präsentierte sich Schladming im totalen Ausnahmezustand. Über 50 000 Menschen machten die 4500-Einwohner-Gemeinde zur größten Après-Ski-Party der Welt.

So riesengroß der Jubel am Sonntag war - am Samstag hatte es noch Tränen aus Enttäuschung gegeben. Und das ausgerechnet bei der Besten im deutschen Team, Höfl-Riesch. In der Tiefgarage des Zielstadions hockte sie in ihrer rosafarbenen Jacke auf einer kleinen gelben Bank im Neonlicht. Tröstend legte Susanne Riesch den Arm um die große Schwester. "Du bist die Letzte, die hier weinen muss", munterte die verletzte Susanne auf. Vom Lob des Verbandspräsidenten hörte Höfl-Riesch nichts mehr. "Sie hat punktgenau zum richtigen Zeitpunkt gezeigt, dass sie einer der Topstars des alpinen Skizirkus ist", erklärte Hörmann. "Die vierte Medaille sollte nicht sein, schade. Da flossen schon ein paar Tränen. Aber, hallo, ich bin mit drei Medaillen nach Hause gefahren", bewertete sie die Titeltage überaus positiv.

Trotz seines Ausscheidens im Slalom verließ Ted Ligety (USA) nach dreimal Gold Schladming als großer Star. Auch dank ihm schloss das US-Team die WM als Nummer eins vor Österreich und Frankreich ab. "Platz eins der USA war schon überraschend. Wir wussten, dass sie sehr stark sind, aber diese Anzahl der Medaillen war eine große Überraschung", sagte Gian Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS und zog ein positives Gesamtfazit: "Es war sicherlich eine WM mit Herz." dpa

Foto: Hildenbrandt/dpa

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