Hinter den olympischen Kulissen

Furpach · Wenn die Wintersportler ab 7. Februar in Sotschi auf Medaillenjagd gehen, sind andere dafür verantwortlich, dass im Hintergrund alles rund läuft: etwa 25 000 sogenannte Volunteers – Freiwillige, die in etlichen Bereichen eingesetzt werden. Als einzige Saarländerin reist Ivana Pavlovich nach Russland.

 Ivana Pavlovich aus Furpach, hier mit der Flagge ihres Geburtslandes Serbien, reist heute als Volunteer nach Sotschi. Foto: ruppenthal

Ivana Pavlovich aus Furpach, hier mit der Flagge ihres Geburtslandes Serbien, reist heute als Volunteer nach Sotschi. Foto: ruppenthal

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Der 7. Februar wird für Ivana Pavlovich aus Neunkirchen-Furpach ein unvergesslicher Tag werden. Dann wird die gebürtige Serbin nicht nur als eine von 60 freiwilligen Helfern aus Deutschland bei der Eröffnungsfeier und während der gesamten Olympischen Winterspiele in Sotschi dabei sein. Sie feiert an diesem Tag auch ihren 25. Geburtstag. "Ein Vierteljahrhundert - und das kann ich bei einer riesigen Party feiern", freut sich Pavlovich. Ihr größter Wunsch sei es, das deutsche Team beim Einlaufen ins Stadion im olympischen Park zu begleiten. "Vielleicht kann ich diesbezüglich ja noch was drehen", hofft die 24-Jährige, die im Alter von 18 Monaten mit ihren Eltern aus Serbien nach Deutschland kam und sechs Sprachen spricht.

Ausgebildete Dolmetscherin

Doch selbst wenn nicht - einer ihrer größten Wünsche erfüllt sich auch so: einmal bei Olympischen Spielen dabei sein. Nicht als Sportlerin, aber als Übersetzerin. Im Gegensatz zu den meisten anderen Freiwilligen ist sie ausgebildete Dolmetscherin, im Sommer wird sie ihr Studium in Germersheim beenden. Pavlovich wird während der Spiele im Skigebiet Rhosa Khutor eingesetzt. Für wen sie während der drei Wochen in Russland dolmetschen wird, weiß sie noch nicht.

Auf den Tipp eines Bekannten hin hatte sie sich Anfang vergangenen Jahres als Freiwillige beworben. Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens standen drei Interviews mit dem Volunteers-Zentrum in Moskau über das Internet an - auf Englisch und Russisch. Die Zusage kam im Oktober. Für Sotschi ausgebildet wurden die deutschen Helfer dann vom Deutschen Olympischen Sportbund im Rahmen des Projekts "Integration durch Sport".

Pavlovich ist eine von insgesamt 53 Freiwilligen, die ihre Wurzeln in einem anderen Land haben. Ihr Ansporn, sich als Helferin zu bewerben, ist nach eigenen Angaben auch wegen ihrer serbischen Wurzeln mehr interkulturell als sportlich geprägt. "Die Vorstellung, wie viele Stereotype - vor allem gegenüber Russland- da aus dem Weg geräumt werden können, finde ich besonders schön. Viele vergessen, dass sich hinter dem politischen Gesicht Russlands eines der liebsten Völker verbirgt", ist Pavlovich überzeugt. Sie selbst verbrachte während ihres Studiums ein Jahr in Moskau.

Mit Wintersport hat sie nicht allzu viel am Hut, wie sie gesteht. Deshalb müsse sie noch verstärkt Vokabeln lernen - "und wer eigentlich wer ist bei den Sportlern". "Immerhin kenne ich Felix Neureuther", sagt die 24-Jährige und grinst verschmitzt. Zu sehr aufs Sportliche dürfe sie sich jedoch auch nicht versteifen, vor Ort müsse sie flexibel sein. "Da kann es um die Übersetzung bei Dopingproben, aber auch um den Kontakt mit Journalisten gehen", erklärt Pavlovich. Trotzdem will sie so viele Wettkämpfe wie möglich besuchen, am liebsten ein Eishockeyspiel, "bei dem es zur Sache geht".

Heute um 22.30 Uhr geht ihr Flug. Der Koffer ist gepackt, die Schneestiefel stehen bereit. Die restliche Winterkleidung sowie die Verpflegung und die Unterkunft stellt das Olympische Komitee. "Mein schlimmster Albtraum ist es, bei minus 10 Grad Celsius frieren zu müssen", sagt Pavlovich. Jetzt überwiegt aber erst mal die Vorfreude: "Ich bin einfach nur noch glücklich, wenn es losgeht. Und einmal bei Olympia dabei gewesen zu sein, das prägt fürs Leben."

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