"Hier wird gute Arbeit geleistet"

Herr Zamanduridis, sind Sie noch oft im Saarland?Zamanduridis: Ich bin oft hier und habe hier gute Erfahrungen gesammelt, als aktiver Ringer in der Bundesliga-Zeit beim KSV Köllerbach und natürlich jetzt als Bundestrainer, wenn ich immer wieder den Stützpunkt besuche und da die Zusammenarbeit mit den Trainerkollegen forciere. Wir haben hier gute Nachwuchsathleten

 Jannis Zamanduridis (rechts) ging fünf Jahre für den KSV Köllerbachs und Trainer Jürgen Both auf die Matte. Foto: Hartung

Jannis Zamanduridis (rechts) ging fünf Jahre für den KSV Köllerbachs und Trainer Jürgen Both auf die Matte. Foto: Hartung

Herr Zamanduridis, sind Sie noch oft im Saarland?

Zamanduridis: Ich bin oft hier und habe hier gute Erfahrungen gesammelt, als aktiver Ringer in der Bundesliga-Zeit beim KSV Köllerbach und natürlich jetzt als Bundestrainer, wenn ich immer wieder den Stützpunkt besuche und da die Zusammenarbeit mit den Trainerkollegen forciere. Wir haben hier gute Nachwuchsathleten. Hier wird eine gute Nachwuchsarbeit geleistet.

Welche Eindrücke haben Sie von der deutschen Meisterschaft mitgenommen, die in Völklingen stattfand?

Zamanduridis: Es war eine gut organisierte deutsche Meisterschaft. Das kennt man aber vom Saarland nicht anders. Wir haben spannende Kämpfe gesehen. Gerade Nachwuchsleute haben sich gut in Szene gesetzt. Sie machten eigentlich mit die schönsten Kämpfe. Es ist auch eine Situation, die die neue Regel hervorbringt, dass unheimlich offensiv und aktiv gerungen wird. Das ist ja auch das, was Zuschauer sehen wollen.

Gab es auch Ergebnisse, die Sie überrascht haben?

Zamanduridis: Große Überraschungen gab es meiner Meinung nach nicht. Die jungen Sportler, die ich natürlich besonders beobachtet habe, haben die inhaltlichen Vorgaben umgesetzt. Über eine solche Entwicklung, freue ich mich.

Die neue Regel hat Ihrer Ansicht nach das Ringen also attraktiver gemacht?

Zamanduridis: Unbedingt. Es war aller höchste Zeit, etwas zu verändern. Dem griechisch-römischen Stil hätte man sonst kaum eine Perspektive eingeräumt. Aber diese Regel vereint all das, was wir sehen wollen: Nämlich Aktivität im Stand. Da wird um jede Wertung gekämpft und gerungen, um einen Vorteil zu erzielen. Und dann natürlich die Bandbreite in der Bodenlage.

Es waren auch viele junge Athleten am Start. Wie bewerten Sie die Leistungen des saarländischen Nachwuchses?

Zamanduridis: Gerade die Nachwuchsathleten aus dem Saarland haben auch schon in den vergangenen Jahren eine starke Leistung gezeigt. Vor allem dann, wenn es bei internationalen Turnieren drauf ankam. Wenn ich an Timo Badusch denke, der 2008 auch die Medaille (Bronze bei der Junioren-Europameisterschaft, Anm. der Red.) geholt hat, muss man sicher sagen, dass sein Kampf, den er in Völklingen gezeigt hat, zwar etwas unglücklich, aber auch nicht zufrieden stellend war.

Ein Nachwuchsproblem scheint es im Saarland nicht zu geben. Doch fehlte bei diesen Titelkämpfen nicht auch ein wenig die Breite in der Spitze?

Zamanduridis: Das sehe ich nicht so. In diesem Bereich ist die Luft sehr, sehr dünn. Es gibt nur sehr wenige Athleten, die diesen Weg gehen können und die dafür geeignet sind. Deswegen ist es immer nur eine Hand voll von Athleten, die diesen Sprung in die Spitze schaffen und dann dort auch die Leistung bestätigen können. Das schafft halt nicht jeder.

Der KSV Köllerbach hatte in der abgelaufenen Saison einen kleinen Kader und bei Verletzungssorgen auf junge Nachwuchsathleten zurückgegriffen. Ist das ein Weg, den man anderen Bundesligisten empfehlen kann?

Zamanduridis: Unbedingt. Die Bundesliga ist ein wichtiger Ausbildungsbaustein in der Entwicklung eines Leistungssportlers. Dort kann er sich die Kampfpraxis aneignen, die er braucht. Denn Wettkämpfe sind das beste Trainingsmittel. Wichtig ist natürlich, dass man die Athleten sinnvoll einsetzt und nicht verheizt. Da muss auch eine Kommunikation stattfinden zwischen verantwortlichen Trainern und den Heimtrainern Es läuft offensichtlich in Köllerbach sehr gut, so dass alle Entscheidungen, die getroffen werden, gemeinsam getroffen werden - in Zusammenarbeit mit Verein, Trainer, Stützpunkttrainer und dem Athleten. Ich denke, das ist auch der richtige Weg. Man darf nicht vergessen, dass ohne Ausnahme alle erfolgreichen Athleten, die wir haben und hatten, den gleichen Weg gegangen sind und schon in jungen Jahren mit 16, 17 in der Bundesliga gerungen haben.

Sind Sie daher auch für eine Aufstockung des Kontingents der deutschen Ringer, die in einer Bundesliga-Mannschaft eingesetzt werden müssen?

Zamanduridis: Ja, selbstverständlich bin ich für diese Aufstockung. Natürlich muss das peu-à-peu geschehen. Es darf nicht dazu führen, dass jetzt die Vereine so darunter leiden, dass sie kaputt gehen. Wir brauchen die Vereine, wir brauchen die Zusammenarbeit mit den Vereinen. Andererseits brauchen wir die Nachwuchsarbeit. Denn es nützt uns nichts, wenn wir ausländische Athleten fit machen, deren Ausbildung finanzieren und diese Athleten dann bei Weltmeisterschaften gegen uns ringen. Wir müssen uns wirklich wieder auf die eigenen Athleten konzentrieren. Starke, deutsche Nachwuchsathleten formen, die eine Leistungsstärke haben, die dann im Grunde auch dem Verein zur Verfügung stehen und dort Punktegaranten sind. Das ist auf jeden Fall der richtige Weg.

Wie viele deutsche Athleten sollten in einer Mannschaft sein?

Zamanduridis: Wenn es nach mir ginge: So viele wie möglich, wobei sicherlich der ein oder andere ausländische Athlet von Nutzen ist, wenn er die Mannschaft verstärkt. Denn davon können die jungen Athleten profitieren. Ein leistungsstarker Ausländer, der international erfolgreich ist, ist auch für die Zuschauer immer von Interesse. Das war auch schon in der Vergangenheit so, dass man ausländische Athleten, die sehr leistungsstark waren, wie Weltmeister in die Mannschaft integriert hat, aber nicht die komplette Mannschaft mit ausländischen Athleten ersetzt hat.

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