Hiemer setzt auf die Fans in St. Wendel

St. Wendel. Die Diagnose war für Bernd Hiemer niederschmetternd: "Das rechte Handgelenk drohte zu versteifen. Für einen Motorradfahrer ist das der Super-Gau - da war das Karriere-Ende in greifbarer Nähe", erzählt der ehemalige Supermoto-Weltmeister

 Bernd Hiemer. Foto: Niegtsch

Bernd Hiemer. Foto: Niegtsch

St. Wendel. Die Diagnose war für Bernd Hiemer niederschmetternd: "Das rechte Handgelenk drohte zu versteifen. Für einen Motorradfahrer ist das der Super-Gau - da war das Karriere-Ende in greifbarer Nähe", erzählt der ehemalige Supermoto-Weltmeister. Bei der Saisonvorbereitung im Frühjahr 2009 hatte es ihn von seiner Maschine gehauen: "Ich hatte mir das rechte Handgelenk und den linken Ellenbogen gebrochen", erzählt der Leutkircher, der jetzt beim "Großen Preis von Deutschland" in St. Wendel an alte Glanzzeiten anknüpfen will: "Ich will aufs Podium kommen. Ganz oben ist die Luft definitiv am besten, darum will ich natürlich dorthin."

Dabei hofft er auf ähnliche Unterstützung des Publikums wie 2006, als er in St. Wendel den Grundstein für den späteren WM-Titel legte. "Damals hatte ich einen schlechten Tag, war körperlich in schlechter Verfassung und hatte auch die Trainingsläufe nicht gut bestritten", erinnert sich der gelernte Elektroinstallateur. "Aber im Rennen hat mich dann die Euphorie der Zuschauer getragen." Und zwar bis an die Spitze des Feldes. Besonders gut gefällt ihm am Wendelinuspark-Rundkurs, "dass es hier eine Stadion-Atmosphäre gibt. Wenn man nach dem Start in die erste Kurve geht, und nur fünf Meter weg sitzen und stehen die Zuschauer auf der Mauer und feuern einen an, das ist für die Fahrer prickelnd und spannend".

Dass Hiemer nach sieben Operationen und unzähligen Stunden Physiotherapie überhaupt wieder am Gasgriff drehen kann, verdankt er einer auf Handchirurgie spezialisierten Klinik in Bad Neustadt. "Als Rennfahrer hat man normalerweise gute Kontakte zu Ärzten, und so haben wir die Topadresse in Deutschland in diesem Bereich ausfindig machen können", erzählt der 27-Jährige, der inzwischen sein Handgelenk wieder um 55 Grad drehen kann. "Normal sind 90 Grad, aber 55 reichen gerade so zum Gasgeben." Damit ist auch sein tägliches Brot gesichert, denn Hiemer ist Profi - er lebt seit acht Jahren vom Supermoto. Geht das überhaupt? "Vor zwei Jahren, also vor meiner Verletzung und der Finanzkrise, war es einfacher. Aber in der Weltmeisterschaft, wenn man oben dabei ist, funktioniert es auch jetzt recht gut. Am meisten verdient man durch Preisgelder. Die Sponsorengelder reichen, um die Unkosten zu decken", erläutert er.

Und das alles funktioniert natürlich nur, wenn man Zuschauer und vor allem Fans hat. Den Kontakt zum Anhang will Hiemer in St. Wendel besonders pflegen: "Am Samstag zwischen 20 und 21 Uhr gibt es für alle, die sich beispielsweise durch eine Kappe oder ein T-Shirt als Hiemer-Fan outen, an meinem Lkw im Fahrerlager Freibier."

Auf einen Blick

Zeitplan des Großen Preises von Deutschland der Supermoto in St. Wendel:

Freitag: ab 18 Uhr freies Training der Amateure, ab 20.25 Uhr Amateur-Rennen, 22 Uhr Preisverleihung.

Samstag: ab 9 Uhr Training deutsche Meisterschaft (DM) S1 und S2, ab 11 Uhr Grand Prix-Training und Training Europameisterschaft (EM), ab 18 Uhr erste Rennen DM S1 und S2 sowie EM.

Sonntag: ab 8.30 Uhr Aufwärmen DM, EM sowie Grand Prix (GP), ab 10.15 Uhr zweites Rennen DM S1 und S2, 12.20 Uhr erstes Rennen Großer Preis (WM-Lauf), 13.20 Uhr zweites Rennen EM, 14.20 Uhr zweites Rennen GP (WM-Lauf), 15.20 Uhr drittes Rennen EM, 16.20 Uhr drittes Rennen GP (WM-Lauf). tog

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