3. Handball-Liga Saarlouis belohnt sich nicht für Aufholjagd

Saarlouis · Die HG verliert in der 3. Handball-Liga mit 24:25 gegen Balingen-Weilstetten II. Die Gäste profitieren dabei von einem „Phantomtor“.

 Ein enges Spiel: Peter Walz (links), bester Werfer der HG Saarlouis, zeigte gegen Balingen vollen Einsatz.

Ein enges Spiel: Peter Walz (links), bester Werfer der HG Saarlouis, zeigte gegen Balingen vollen Einsatz.

Foto: Ruppenthal

Nach einer wilden Achterbahnfahrt über 60 Minuten kommt es am Samstagabend zu wilden Szenen auf dem Spielfeld der Saarlouiser Stadtgartenhalle: Die Akteure der HG Saarlouis und die Gäste vom HBW Balingen-Weil­stetten II geraten nach ihrem Duell in der 3. Handball-Liga Süd aneinander. „Nettigkeiten“ werden ausgetauscht, es wird geschubst, geschrien, bis sich die „Rudelbildung“ wieder auflöst.

Während die Saarlouiser mit häng­enden Köpfen vom Feld schleichen, um sich von den gut 900 Zuschauern beim Jahresauftakt zu verabschieden, feiert der kleine Balinger Tross im Kreis tanzend seinen 25:24 (13:13)-Auswärtssieg.

Viele Besucher verlassen nach Spielende fluchtartig und enttäuscht die Halle. Kurz zuvor waren sie noch hoffnungsfroh, dass ein bereits verloren geglaubtes Spiel zumindest einen Punkt gegen den Tabellendritten mit sich bringen würde.

Zwölf Minuten vor Ende lag die HG am Samstag mit 17:23 schier aussichtslos zurück. Dann startete das Team von Trainer Philipp Kessler eine jener Aufholjagden, mit der es in der Hinrunde so manche Partie vor Heimkulisse noch umgebogen hatte. Der Jubel ist groß, als Philipp Leist per Siebenmeter das fünfte Saarlouiser Tor in Folge zum 24:24 markiert. Anderthalb Minuten sind da noch zu spielen.

57 Sekunden vor Schluss nehmen die in Unterzahl agierenden Gäste ihre letzte Auszeit. Sogar der Sieg scheint für die HG jetzt noch drin – doch es soll nicht sein: Einmal mehr kommt Balingens Topschütze auf Rechtsaußen, Moritz Strosack (sieben Tore), völlig frei zum Abschluss und überwindet HG-Torwart Patrick Schulz zum 24:25. Danach packen die Gäste hinten mit einem Spieler weniger clever zu, der letzte Wurf von Josip Grbavac wird abgeblockt – sofort danach ist Schluss, und die HG steht mit leeren Händen da. „Ich weiß gar nicht, wie oft der Gegner außen fast drei Meter Platz hatte. Da muss man ganz klar an die Abwehr appellieren, zumal es der Spieler mit den meisten Toren ist, der erneut frei zum Abschluss kommt – es ist eine Katastrophe“, ärgert sich Schulz.

Dabei hatte die Partie gut begonnen. Nach zwölf Minuten traf Kapitän und Topwerfer Peter Walz (sieben Tore) per Siebenmeter zum 8:4 – dann lief nix mehr zusammen: „Auf einmal ist ein Riesenbruch im Spiel. Wir machen keine Tore mehr, trauen uns nichts mehr zu, spielen ohne Tempo und machen einfache Fehler“, so Schulz. Nach 26 Minuten stand es plötzlich 9:12 aus HG-Sicht. Zu allem Überfluss bekamen die Gäste in dieser Phase sogar ein Tor geschenkt: Balingens Julian Thomann, der später für eine Hand im Gesicht von Peter Walz Rot sah (36.), hob einen Siebenmeter klar über das Tor – dennoch sprang die Anzeige um auf 8:7 und wurde auch nicht mehr korrigiert. „Wir haben es in der ersten Hälfte schon bemerkt. Die Zeitnehmer haben sich aber nicht drauf eingelassen“, sagte Kessler. Weil kein klarer Beweis zu erbringen sei, verzichte man auf einen Protest, gab HG-Manager Richard Jungmann später an.

Dank eines starken Saarlouiser Endspurts war zur Pause beim 13:13 dennoch alles offen – doch so selbstbewusst die HG die Halbzeit beendet hatte, so verunsichert kam sie aus der Kabine. „Wir nehmen uns in der Pause viel vor, kommen raus und machen dann drei einfachste Fehler. Der Gegner zieht weg, wir laufen wieder hinterher“, monierte Kessler: „Das ist offensichtlich auch eine Frage des Drucks, mit dem manch einer nicht so zurechtkommt.“ Der Druck wird für den Zweitliga-Absteiger nach der neunten Saisonpleite nicht kleiner. Saarlouis bleibt mit 16:20 Punkten Zehnter und muss den Schock des verpatzten Jahresstarts vor dem Auftritt am Samstag beim Schlusslicht TVS Baden-Baden (20 Uhr) erst mal verdauen.

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