Heute noch Doppelpässe mit dem OB

Neunkirchen. Er hatte sich schon meilenweit vom aktiven Fußballsport entfernt. Ein Kniegelenk war defekt. Sinnvoller Umgang mit dem Ball schien nicht mehr möglich zu sein. Während der Weltmeisterschaft 2006 kam überraschend die Wende. Dieter Harig hatte den Zustand seiner Knochen zuvor "untragbar" gefunden. Er fand Aufnahme in der Klinik Rodalben

 Dieter Harig wird am heutigen Freitag 75 Jahre alt. Foto: Burr

Dieter Harig wird am heutigen Freitag 75 Jahre alt. Foto: Burr

Neunkirchen. Er hatte sich schon meilenweit vom aktiven Fußballsport entfernt. Ein Kniegelenk war defekt. Sinnvoller Umgang mit dem Ball schien nicht mehr möglich zu sein. Während der Weltmeisterschaft 2006 kam überraschend die Wende. Dieter Harig hatte den Zustand seiner Knochen zuvor "untragbar" gefunden. Er fand Aufnahme in der Klinik Rodalben. Das Fazit nach seiner Heimkehr: "Es geht mir gut; ich habe ein neues Kniegelenk." Das vorherige Sorgen-Knie des früheren Neunkircher Bundesligaspielers ist seither so beweglich, "dass ich sogar wieder Fußball spielen kann". Das tut er auch. Fast jeden Montagabend kickt er in der Hirschberg-Halle eine Stunde lang mit der Mannschaft der Stadtverwaltung, in der auch OB Friedrich Decker Doppelpässe spielt. Am heutigen Freitag wird das frühere Borussia-Idol 75 Jahre.

Er war für jeden seiner Trainer pflegeleicht. Der Offensivmann Harig zog 15 Jahre lang im Ellenfeld wacker seinen Strang. In Oberliga und Regionalliga. In der ersten Bundesliga war ihm kein langes Gastspiel beschieden, 18 Einsätze. Beim legendären 2:0-Sieg in der Aufstiegsrunde 1964 in München gegen den FC Bayern musste er als Daumendrücker am Spielfeldrand bleiben: Schmerzhafte Bänderdehnung. Die Spielerkarriere wurde jäh am 6. März 1965 beendet: Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen (1:1). Harig zog sich einen doppelten Kieferbruch zu - Schluss aus! Er stand seinem Trainer Horst Buhtz noch eine Saison als Assistent zur Seite und sagte dann der Borussia "adieu".

Der heimatverbundene Kumpeltyp Dieter Harig, beruflich Bautechniker bei der Stadt Neunkirchen, trennte sich nicht leichten Herzens vom Ellenfeld. "Wir hatten eine gute Truppe, die mit dem Herzen bei der Sache war", lauteten seine Abschiedsworte. Er fand für seine Person diesen Kompromiss: Sich auf der Trainerbank niederlassen. Der SC Friedrichsthal interessierte sich für den Mann aus Ludwigsthal. Harig akzeptierte das Angebot. Auf dieser Station schrieb er ein gutes Kapitel saarländischer Fußball-Historie: Bei der Premiere für den Wettbewerb um den Saarlandpokal vor 33 Jahren führte er Friedrichsthal zum Gesamtsieg; der SCF gewann das aufregende Finale in Eppelborn gegen Hasborn mit 4:3. Der Lieblingsklub Borussia bereitete Harig einen schwarzen Tag während der neunjährigen Tätigkeit in Friedrichsthal: Als Neunkirchen aus der Zweiten Bundesliga abstieg, zwang es damit den SCF und dessen Trainer Dieter Harig zum Abstieg aus der Oberliga. Dennoch: Mit Friedrichsthal ist er zweimal Meister geworden.

Seine Borussia hat er nicht ganz aus den Augen verloren. "Das eine und andere Spiel" schaut er sich schon noch an. Doch die menschlichen Kontakte seien rar geworden.

Noch zwei Daten aus dem Tagebuch des Fußballers. Beide aus dem Jahr 1959: Das DFB-Pokalfinale in Kassel gegen Schwarzweiß Essen, "obwohl wir 2:5 verloren". Und als Mitglied der Saarauswahl in Saarbrücken gegen das brasilianische Weltklasse-Ensemble von Botafogo Rio de Janeiro (0:4) zu spielen. Am nächsten Tag vermeldete die Zeitung: "Dieter Harig spielte brasilianischer als die Brasilianer!"

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