„Heute haben wir andere Mentalität gesehen“

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken hat einen ersten Schritt aus der Krise gemacht. Nach zuletzt schwachen Auftritten in Liga und Pokal gewann der FCS am Samstag gegen den SV Saar 05 mit 3:0, ohne allerdings zu glänzen.

 Matthew Taylor (links) und seine Teamkollegen bejubeln einen wichtigen Erfolg in der Regionalliga Südwest. Das 3:0 gegen Saar 05 soll Auftrieb für die nächsten Wochen geben. Fotos: Wieck

Matthew Taylor (links) und seine Teamkollegen bejubeln einen wichtigen Erfolg in der Regionalliga Südwest. Das 3:0 gegen Saar 05 soll Auftrieb für die nächsten Wochen geben. Fotos: Wieck

Der Jubel nach dem Führungstreffer von Sven Sökler war bemerkenswert. Alle Spieler des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken rannten zur Trainerbank und feierten gemeinsam mit Funktionsteam und Reservisten das 1:0 gegen Saar 05. Die zuletzt kritisierte mannschaftliche Geschlossenheit wirkte für viele Zuschauer im Ludwigspark aufgesetzt. "Es geht nur um die Mannschaft. Wir müssen alles ausschalten, was Presse oder Fans sagen. Das ist nicht immer leicht. Wir haben uns in den letzten Wochen gegenseitig runtergezogen", erklärte Stürmer Matthew Taylor: "Elversberg hat es einfach: Die haben eine ähnlich starke Truppe. Die hatten voriges Jahr auch eine schwache Phase, aber da redete niemand drüber."

Wohl aber wurde am Samstag darüber geredet, dass Saar 05 im Derby eigentlich hätte führen müssen. Schiedsrichter Tobias Endriß hatte ein Handspiel von FCS-Spieler Steffen Schäfer im Strafraum übersehen. "Das hätte heute auch in die Hose gehen können", sagte Taylor. Wie dünn das Nervenkostüm geworden ist, zeigte Routinier Peter Chrappan. Der wurde 45 Minuten lang von Felix Dausend bearbeitet. Dann ließ sich der Slowake zu einem heftigen Einsteigen von hinten hinreißen, 60 Meter vom eigenen Tor entfernt - Platzverweis. "Als Trainer ärgert mich das natürlich, aber als ehemaliger Spieler kann ich ihn verstehen. Er hat auf dem Oberschenkel eine etwa 30 Zentimeter lange Wunde, die ihm vorher im Strafraum zugefügt wurde", sagte FCS-Trainer Falko Götz über eine "Schlüsselsituation": "Die Rote Karte hat bei dem einen oder anderen die Sinne noch mal geschärft für die zweite Halbzeit."

Da waren zehn Malstatter besser als elf St. Johanner. Mit dem schönen Spielzug vor Taylors 2:0 und vor allem durch das 3:0 von David Puclin deckten die Blau-Schwarzen die Unzulänglichkeit des Gegners auf, ohne aber selbst eine Klasse-Leistung zu vollbringen.

"Wir wollten einen Schnitt machen. Die erfahreneren Spieler, die vielleicht schon öfter solche Situationen erlebt haben, haben etwas gesagt. Aber wir wollten auch hören, was die Jungen zu sagen haben. Heute haben wir eine andere Mentalität gesehen. Auch in Unterzahl", sagte Taylor: "Saarbrücken ist mein siebter Verein, und die Erwartungshaltung hier ist sehr hoch. Es gibt einige, die denken, hier ist noch Bundesliga. Dabei sind wir in der Regionalliga. Und wenn wir oben mitspielen wollen, muss alles stimmen." Der Sieg am Samstag war ein Schritt in diese Richtung - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Saar 05 ergibt sich in Überzahl

Aufsteiger präsentiert sich in schwacher Form - Dausend verschießt Elfmeter


Das Stadtderby der Fußball-Regionalliga fand am Samstag einen klaren Gewinner. Mit 3:0 (1:0) setzte sich der 1. FC Saarbrücken gegen den SV Saar 05 durch. "Man nimmt sich Woche für Woche etwas vor - heute besonders. Aber dann bestrafst du dich durch individuelle Fehler wieder selbst. Wir waren eine Hälfte lang in Überzahl, aber das hat man überhaupt nicht gemerkt", schimpfte Saar-05-Stürmer Felix Dausend: "Es kann nicht sein, dass man sich quasi ergibt. Allein das dritte Gegentor war bezeichnend für unser Spiel."

Die Entstehung des angesprochenen Gegentreffers in der 82. Minute vereinte ungeschicktes Abwehrverhalten mit einer fragwürdigen Entscheidung des Schiedsrichters: Bevor Torwart Marc Birkenbach den Ball nach einem FCS-Angriff im Strafraum aufnehmen konnte, berührte Christian Hertel das Leder mit dem Fuß. Schiedsrichter Tobias Endriß entschied auf Rückpass und indirekten Freistoß im Strafraum . Während sich Hertel, Birkenbach und David Seibert noch über die Entscheidung wunderten, führte FCS-Angreifer Matthew Taylor den Freistoß gedankenschnell aus. David Puclin musste nur noch ins leere Tor einschieben. Die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Rückpass handelte, blieb für die 2100 Zuschauer ebenso unbeantwortet wie die, ob der Ball bei Taylors Kopfballtreffer zum 2:0 (49.) die Torlinie wirklich überquert hatte.

Unstrittig war die Entscheidung, die dem 1:0 durch Sven Sökler vorausging: Verteidiger Mathäus Gornik hatte Taylor zuvor im Strafraum gehalten. Den fälligen Strafstoß verwandelte Sökler sicher (17.).

Die größte Chance auf einen Treffer für die Heimmannschaft hatte Felix Dausend in der 59. Minute: Dausend scheiterte aber mit einem an ihm verursachten Foulelfmeter an FCS-Torhüter David Hohs. "Der muss drin sein", bekannte Dausend: "Dann steht's 1:2, wir sind dran und das in Überzahl. So gingen die Köpfe runter."

 Saar-05-Stürmer Felix Dausend (vorne, hier gegen Filip Luksik) verschoss einen Elfmeter.

Saar-05-Stürmer Felix Dausend (vorne, hier gegen Filip Luksik) verschoss einen Elfmeter.

Zum Thema:

Der befürchtete Auflauf von Hooligans rund um das Stadtderby in der Regionalliga Südwest zwischen Saar 05 und dem 1. FC Saarbrücken ist ausgeblieben. Wie die Polizei mitteilte, gab es keine Zwischenfälle. Der bundesweit bekannte Wortführer der Gruppierung "Hooligans gegen Salafisten", Andreas K., hatte Anfang der vergangenen Woche im Internet für eines der nächsten Spiele des FCS im Ludwigspark mobil gemacht, offenbar um sich an linken Gruppierungen zu rächen. Die Polizei hatte sich entsprechend gerüstet (die SZ berichtete). Der Mann aus Herne war am Samstag im Stadion. Das nächste und letzte Spiel des FCS vor dem Umbau des Ludwigsparks ist am 5. Dezember gegen Steinbach. mak

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