Herzens-Angelegenheit Le Mans
Sie hatten sich viel vorgenommen für die 24 Stunden von Le Mans. Wie groß ist die Enttäuschung?Timo Bernhard: Ich habe mir natürlich ein besseres Ergebnis als Platz 17 vorgestellt. Aber von Anfang an war der Wurm drin. Wir hatten ein Problem mit der Kraftstoffpumpe. Nach der Reparatur hatte ich die Möglichkeit, das Rennen zu beenden
Sie hatten sich viel vorgenommen für die 24 Stunden von Le Mans. Wie groß ist die Enttäuschung?
Timo Bernhard: Ich habe mir natürlich ein besseres Ergebnis als Platz 17 vorgestellt. Aber von Anfang an war der Wurm drin. Wir hatten ein Problem mit der Kraftstoffpumpe. Nach der Reparatur hatte ich die Möglichkeit, das Rennen zu beenden. Für mich war es unheimlich gut, meine Qualitäten zu zeigen. Und es überwiegen die schönen Erinnerungen.
Worin liegt für Sie der größte Unterschied zwischen den 24 Stunden Nürburgring und Le Mans?
Bernhard: Beide 24-Stunden-Rennen sind für mich richtige Klassiker. Es sind die härtesten und zu Recht schwersten Langstreckenrennen, die es weltweit gibt. Der Nürburgring ist etwas ganz Besonderes: Es ist die längste, bekannteste und kurvenreichtse Rennstrecke der Welt. Alleine das bedeutet schon einen riesigen Unterschied zu allen anderen Rennen, die es gibt. Le Mans ist für mich der bekannteste Sportwagen-Langstrecken-Klassiker weltweit. Er fehlt mir noch in meiner Sammlung von Gesamtsiegen.
Welches der beiden Rennen ist fahrerisch härter?
Bernhard: In Le Mans geht es eher um hohe Geschwindigkeit, der Nürburgring ist kurvenreicher, aber auch schnell. Le Mans ist mental anstrengender, weil man so oft über 300 km/h fährt und auf Geraden wie in Kurven sehr, sehr schnell ist. Das schlaucht schon, wenn man in der Nacht drei Stunden am Stück fährt.
Wann ist für Sie während der 24 Stunden in Le Mans der kritischste Punkt ?
Bernhard: Kritisch ist es vor allem am Start und in den ersten beiden Stunden. Dann erst kommen die meisten Fahrer in einen richtigen Rhythmus. Wenn man nicht das ganze Jahr in der Le Mans-Series fährt, muss man erst einmal im Verkehr erleben, welcher Fahrer wie reagiert. Einen zweiten kritischen Punkt sehe ich morgens bei Sonnenaufgang. Man trägt bei einem offenen Auto wie dem R15 TDI ein helles Visier. Dann scheint die Sonne direkt in die Augen.
Ist die Konkurrenz der Fahrer bei den 24-Stunden-Rennen in Europa größer bzw. fahren die Piloten in Europa auf einem höheren Niveau als Ihre Gegner in Amerika?
Berhard: In Le Mans startet die Weltelite. Es ist toll, dass ich in diesem Jahr dazuzähle.
Die 24 Stunden Nürburgring haben Sie gewonnen. Wenn Sie einmal Le Mans gewinnen, welcher Sieg würde Ihnen mehr bedeuten?
Bernhard: Nürburgring war für mich eine Herzensangelegenheit, weil ich die Strecke im weiteren Sinne noch zu meiner Region zugehörig zähle. Viele Fans aus meinem Gebiet kommen dorthin und freuten sich immer, wenn ich Erfolg hatte. Ich habe vier Anläufe gebraucht, bis ich gewonnen habe. Den gleichen Plan habe ich für Le Mans. Das ist die nächste Herzensangelegenheit.
Als Porsche Werksfahrer waren Sie für Le Mans an Audi ausgeliehen. Wie hat Ihnen das Doppelprogramm gefallen?
Bernhard: Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich empfand es als eine Ehre für den Seriensieger der vergangenen Jahre starten zu dürfen. Das Team hat sich sehr gefreut, dass ich helfen durfte. Eine tolle Geschichte. Vielleicht funktioniert das noch einmal in dieser Zusammensetzung.