Herthas bitterer Gang in die 2. Liga

Leverkusen. Der Präsident gezeichnet, die Profis am Boden zerstört und die Fans im Tal der Tränen: Die Endgültigkeit stürzte Hertha BSC in tiefe Trauer und eine ungewisse Zukunft. "Wir hatten das Szenario seit Wochen vor Augen, nun ist es Gewissheit

 Konsterniert und mit hängenden Köpfen verlassen die Spieler von Hertha BSC nach dem 1:1 in Leverkusen den Platz. Berlin ist nun die einzige europäische Hauptstadt ohne Fußball-Erstligist. Foto: dpa

Konsterniert und mit hängenden Köpfen verlassen die Spieler von Hertha BSC nach dem 1:1 in Leverkusen den Platz. Berlin ist nun die einzige europäische Hauptstadt ohne Fußball-Erstligist. Foto: dpa

Leverkusen. Der Präsident gezeichnet, die Profis am Boden zerstört und die Fans im Tal der Tränen: Die Endgültigkeit stürzte Hertha BSC in tiefe Trauer und eine ungewisse Zukunft. "Wir hatten das Szenario seit Wochen vor Augen, nun ist es Gewissheit. Wir sind alle zerrissen", sagte Manager Michael Preetz nach dem 1:1 bei Bayer Leverkusen, das den fünften Abstieg aus der Bundesliga nach 1965, 1980, 1983 und 1991 besiegelte. "Heute überwiegt die Depression", sagte Vereinschef Werner Gegenbauer mit feuchten Augen. Berlin ist nun die einzige europäische Hauptstadt ohne Fußball-Erstligist.

"Das hat der Verein nicht verdient", stammelte Arne Friedrich. Der vom Hamburger SV umworbene Kapitän wird wie viele andere nun von Bord gehen. Es droht der Ausverkauf. Insgesamt laufen zwölf Spielerverträge und der von Trainer Friedhelm Funkel aus. Ein Zukunftskonzept für den mit rund 30 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Club mochte Gegenbauer nicht vorstellen.

Die seit dem sechsten Spieltag auf dem letzten Tabellenrang stehenden Berliner agierten auch diesmal keineswegs wie ein Absteiger, scheiterten wie so oft aber an der Chancenverwertung. Insgesamt 14 Mal blieb Hertha ohne Torerfolg in dieser Saison. Gegen Bayer reichte es nur zum Treffer von Raffael (12. Minute), Manuel Friedrichs Ausgleich (59.) raubte den Gästen den letzten Funken Hoffnung. "Nun muss man den bitteren Gang in die 2. Liga antreten", sagte Funkel, der aber eher nicht dabei sein wird. "Wir haben eine Abmachung und führen nach Saisonende ein Gespräch", sagte er.

Ein paar Kilometer weiter feierten die Fans des SC Freiburg nach dem rettenden 2:2 beim 1. FC Köln ihre Helden im Stadion. "Mir sind ein paar Steine vom Herzen gefallen", sagte SC-Trainer Robin Dutt nach dem vorzeitigen Klassenverbleib. Die Freiburger streiften nach dem Spiel ihre Aufstiegs-T-Shirts mit verändertem Text über. Statt "Wir sind jetzt mal oben . . ." hieß es am Samstag: "Wir bleiben dann mal oben . . .". Garant für den Punkt war mit seinen Treffern Mohamadou Idrissou (31./57.), mit acht Toren bester Freiburger Schütze. "Wir sind den anderen Weg gegangen", sagte Dutt. "Andere Vereine hat die Unruhe und mangelndes Vertrauen in die handelnden Personen viele Punkte gekostet. Wir aber wurden selbst in der größten Krise von Fans und Vorstand vertrauensvoll behandelt."

Hoffnung, doch noch erstklassig zu bleiben, schöpfte Hannover 96 nach der 6:1-Gala gegen Borussia Mönchengladbach. "Das war ein geiles Spiel", kommentierte Kapitän Arnold Bruggink das unglaubliche Schützenfest, mahnte aber zugleich: "Aber wir haben es noch nicht geschafft." Tatsächlich benötigt Hannover im "Abstiegs-Endspiel" beim VfL Bochum einen weiteren Sieg, um ganz sicher zu sein. Der Gladbacher Auftritt war nahe an einer kompletten Leistungsverweigerung, doch den 96-Fans war das völlig egal. Sie feierten den Sprung auf Platz 15 ausgelassen, und die Spieler mussten eine Ehrenrunde absolvieren. dpa

Auf Einen Blick

Vor dem letzten Spieltag ist neben dem VfL Bochum und Hannover 96 auch noch der 1. FC Nürnberg vom Abstieg bedroht. Das Team um den Ex-Saarbrücker Mike Frantz ging beim Hamburger SV mit 0:4 unter. Nun droht dem auf Rang 16 liegenden Rekordabsteiger schon zum achten Mal der Gang in die Zweitklassigkeit. Am letzten Spieltag empfängt der FCN den 1. FC Köln. dpa

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