Hertha feiert seinen neuen Star

Berlin · Eigentlich ist Trainer Jos Luhukay ein Verfechter flacher Hierarchien. Doch in Salomon Kalou könnte Hertha BSC bald wieder einen herausragenden Führungsspieler in seinen Reihen haben – wie einst Marcelinho oder Marko Pantelic.

Trotz der herbstlichen Kälte zog Salomon Kalou sein Trikot aus und warf es einem Fan auf der Tribüne zu. Nach seinem ersten Bundesliga-Tor beim 1:0 (1:0)-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg präsentierte sich der Champions-League-Sieger von 2012 als Star zum Anfassen - wohl wissend, dass man sich Erfolg im Leben hart erarbeiten muss.

"Er ist ein fantastischer Mensch", lobte Trainer Jos Luhukay seinen Neuzugang vom FC Chelsea: "Ich glaube, dass er sich wohl fühlt. Wenn der sportliche Erfolg dazu kommt, sind wir auf einem guten Weg." Auch Mitspieler Per Skjelbred wusste über den 67-maligen Fußball-Nationalspieler und zweimaligen WM-Teilnehmer der Elfenbeinküste Gutes zu berichten: "Ein netter Kerl und ein toller Spieler."

Kalou strahlte über das ganze Gesicht. "Das Tor war für die Mannschaft wichtig", sagte der 29-Jährige. Mit seinem Kopfball hatte der drei Millionen Euro Ablöse teure Einkauf seinem neuen Club den ersten Saisonsieg beschert. "Der Trainer hat mich Schritt für Schritt aufgebaut. Das war gut", sagte der Stürmer, der nach zwei Einwechslungen erstmals von Beginn an spielte - und die Hertha prompt aus dem Tabellenkeller hievte.

Das bescheidene Auftreten neben dem Platz hat viel mit dem entbehrungsreichen Weg zu tun, den der Ivorer in seiner afrikanischen Heimat gehen musste. Seine Füße sind vernarbt, weil er in der Fußball-Akademie von Abidjan lange ohne Schuhe spielen musste. Schuhe gab es nur für die älteren Jahrgänge. "Immer, wenn die Großen das Gefühl hatten, dass wir gewinnen könnten, sind sie uns auf die nackten Füße getreten", erzählte Kalou jüngst.

Geprägt wurde "Kalounho", wie der Torjäger in seiner Heimat genannt wird, in seiner Chelsea-Zeit (2006 bis 2012) von Stars wie Michael Ballack oder Didier Drogba : "Sie sind eben die mit den großen Namen. Selbst, wenn du alles gibst, kommst du nicht an denen vorbei." Mit Sonderschichten arbeitete er sich aber aus dem Schatten. "Jetzt habe ich selbst die Erfahrung und kann den jungen Spielern bei Hertha etwas davon mitgeben", sagte er.

Hertha kann die Erfahrung gut gebrauchen. Der Club hat sich vom Diktat des Kollektivs gelöst, will sich auch mit individueller Stärke in der Bundesliga etablieren. Kalou kann einer der Wegbereiter sein, der in Spielen den Unterschied macht, so wie einst Marcelinho oder Marko Pantelic. Trainer Luhukay wollte von einer Sonderrolle aber nichts wissen: "Wir haben darauf geachtet, Spieler mit Charakter zu holen. In dieses Gefüge passt er rein."

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