Hertha überrascht die Bundesliga Hertha im Hochgefühl des Startrekords

Berlin · Die Kurzzeit-Tabellenführung durch das 4:2 gegen Mönchengladbach sorgt für Euphorie beim Berliner Hauptstadtclub.

 „Janz Berlin is eene Wolke!“ ist ein bekannter Spruch aus der Hauptstadt. Das gilt derzeit auch für die Hertha um Doppel-Torschütze Vedad Ibisevic (Mitte), Salomon Kalou (links) und Valentino Lazaro: Dort läuft es richtig knorke.

„Janz Berlin is eene Wolke!“ ist ein bekannter Spruch aus der Hauptstadt. Das gilt derzeit auch für die Hertha um Doppel-Torschütze Vedad Ibisevic (Mitte), Salomon Kalou (links) und Valentino Lazaro: Dort läuft es richtig knorke.

Foto: dpa/Soeren Stache

Hertha als Bayern-Jäger? Im Überschwang der Euphorie nehmen zumindest die Fans der Berliner die Rolle als Verfolger der übermächtigen Münchner in der Bundesliga schon gerne an. „Deutscher Meister Hertha BSC“, skandierten die Anhänger des Hauptstadtclubs glückselig nach der 4:2-Heimgala über Borussia Mönchengladbach. Der beste Saisonstart der Vereinsgeschichte erinnert nicht nur langjährige Beobachter an längst vergessene Glanzmomente. „Es war wie damals zu meiner Zeit“, schwärmte Trainer Pal Dardai beim Training am Sonntag. „Als wir in der ersten hal­ben Stunde den Gegner fast auseinandergenommen haben. Das macht Spaß, auch den Fans.“

Fußball-Deutschland wundert sich vor der Englischen Woche mit Schlüsselduellen bei Werder Bremen morgen und dem FC Bayern am Freitag über die neue Stärke der Hertha. War Hertha unter Dardai lange für kompakten, eher wenig attraktiven und defensiv orientierten Fußball bekannt, überraschten die Berliner nun auch den Club vom Niederrhein mit offensiver Finesse. „Wir wollten es spielerisch lösen, nicht kämpferisch“, erläutert Dardai den neuen Ansatz.

Zehn Punkte aus den ersten vier Spielen holte Hertha in der Bundesliga noch nie, durfte sich zumindest drei Stunden lang vor dem Bayern-Sieg beim FC Schalke 04 über die Spitzenposition freuen. „Dieses Jahr strebt jeder nach mehr, das sieht man. Wir sind fit und heiß“, sagte WM-Teilnehmer Marvin Plattenhardt.

Die Kombination von älteren, erfahrenen Spielern wie Kapitän Vedad Ibisevic (34), Salomon Kalou (33) und Torwart Rune Jarstein (33) sowie jungen Talenten um Arne Maier (19) und den Neuzugängen Javairo Dilrosun (20) und Marko Grujic (22) bietet Hertha eine ungekannte Flexibilität. Dazu sorgte Ondrej Duda (23) mit seinem vierten Tor im vierten Saisonspiel mit dem Schlusspunkt gegen überforderte Gladbacher für eine weitere Bestmarke des Hauptstadtclubs.

„Momentan ist das einfach eine gute Mischung. Man sieht, dass die Jungs Qualität haben“, lobte Doppel-Torschütze Ibisevic die zahlreichen Youngster im Team. So wirbelte der überragende Dilrosun in seinem erst zweiten Bundesligaspiel die komplette rechte Seite der Gladbacher immer wieder durcheinander, legte das zwischenzeitliche 2:1 für Valentino Lazaro auf. „Er ist stark im Eins-gegen-Eins, ein Straßenfußballer, dynamisch, so einen Spieler hatten wir nicht im Kader oder in der Akademie“, sagte Dardai über die Neuverpflichtung aus der U23 von Manchester City.

Einzig die Verletzung von Grujic trübt das Berliner Hochgefühl. Durch das harte Einsteigen des Uchtelfangers Patrick Herrmann zog sich der Leihprofi vom FC Liver­pool einen Bänder- und Kapselriss im Sprunggelenk zu und wird lange fehlen. „Seine Verletzung ist schmerzhaft. „Seitdem ich bei Hertha bin, ist es der erste Ausnahmespieler im Mittelfeld. Er drückt dem Spiel den Stempel auf“, betonte Dardai und rechnete mit einer Ausfallzeit von „sieben, acht Wochen bis zu drei Monaten“.

Da Hertha am Dienstag die erste Bundesliga-Partie des kommenden Spieltags bestreitet, reicht schon ein Punkt in Bremen zur erneuten Kurzzeit-Tabellenführung. Zuletzt standen die Berliner nach dem Auftakt der Saison 2013/14 zum Ende eines Spieltags an der Spitze – dies könnte mit einem Coup gegen Bayern am Freitag erneut gelingen.

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