Heimatbesuche sind seltener geworden

Saarbrücken. Zu Hause ist es doch am Schönsten. Das weiß auch Dzsenifer Marozsan, die vor dem Beginn der Vorbereitung auf die Frauenfußball-Weltmeisterschaft für zwei Tage bei ihren Eltern in Saarbrücken-Malstatt zu Besuch war. "Es ist wichtig, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Und ich kann Freunde von früher treffen", sagt die Stürmerin des 1. FFC Frankfurt

Saarbrücken. Zu Hause ist es doch am Schönsten. Das weiß auch Dzsenifer Marozsan, die vor dem Beginn der Vorbereitung auf die Frauenfußball-Weltmeisterschaft für zwei Tage bei ihren Eltern in Saarbrücken-Malstatt zu Besuch war. "Es ist wichtig, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Und ich kann Freunde von früher treffen", sagt die Stürmerin des 1. FFC Frankfurt. Etwa Laura Vetterlein, mit der sie beim FCS zusammenspielte und die jetzt zum VfL Wolfsburg wechselt.Seit Marozsan in Frankfurt unter Vertrag steht, ist Freizeit rar und kostbar geworden. Nachdem die 18-Jährige mit dem Vize-Meister das DFB-Pokalfinale gegen Turbine Potsdam mit 2:1 gewann, hatte sie lediglich zwei Wochen frei, ehe Bundestrainerin Silvia Neid zum ersten Nationalmannschafts-Lehrgang rief. Diese Freizeit nutzte Marozsan, um Urlaub zu machen, um in Berlin Freunde zu besuchen und eben zu Hause vorbeizuschauen. "Ich war viel unterwegs", sagt die 18-Jährige. Trotzdem hat sie Kraft getankt, um in den kommenden drei Monaten voll da zu sein.

Denn am Montag begann für Marozsan die bislang aufregendste Zeit ihrer jungen Karriere. Sie ist als jüngste Spielerin in den vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft im eigenen Land nominiert worden. Für die Ex-Spielerin des 1. FC Saarbrücken (2003 bis 2009) ist das "einfach das Größte". Der Satz gewinnt aus ihrem Munde noch mehr an Bedeutung, weil bei Marozsan Superlative an der Tagesordnung stehen.

Erst im vergangenen Jahr wurde sie mit der U20 in Deutschland Weltmeisterin. Doch im Vergleich dazu wächst in puncto Stadion-Atmosphäre die Vorfreude in ihr. "Bei der U20-WM waren die Stadien teilweise schon voll, aber bei dieser WM wird die Stimmung unglaublich sein. Es ist zwar ein riesiger Sprung, aber ich bin glücklich, ihn geschafft zu haben", sagt sie.

Schon die saarländische Verbandstrainerin Margret Kratz bescheinigte der 18-Jährigen, dass sie "sowieso bei jedem Verein Nationalspielerin geworden wäre". Dass es jedoch jetzt so schnell ging, daran hat der 1. FFC Frankfurt großen Anteil. "Die Zeit in Frankfurt hat mir sehr viel geholfen. Der Wechsel vor zwei Jahren hat sich gelohnt", sagt Marozsan, die noch bis 2013 unter Vertrag steht.

Die 18-Jährige gehört zu einem 26 Spielerinnen umfassenden WM-Kader, aus dem am 21. Mai fünf Spielerinnen gestrichen werden. Auf ihrer Position, dem Angriff, wird wohl eine Spielerin nicht bei der WM dabei sein. "Die Konkurrenz ist sehr groß", weiß Marozsan angesichts der großen Namen auf der Liste. Mit Birgit Prinz (Frankfurt), Inka Grings (FCR Duisburg), Martina Müller (VfL Wolfsburg) und Anja Mittag (Turbine Potsdam) stehen gestandene Welt- und Europameisterinnen im vorläufigen Kader. Nur Alexandra Popp (Duisburg), ebenfalls U20-Weltmeisterin, befindet sich in ähnlicher Rolle wie Marozsan.

Die Konkurrenz-Situation sei nie ein Problem, sagt die Saarbrückerin: "Das gehört in allen Mannschaftsarten dazu." Deshalb will sie kämpfen und Leistung bringen, um es in den WM-Kader zu schaffen: "Ich gehe positiv an die Sache heran. Ich kann nur etwas gewinnen, nichts verlieren, ich mache mir keinen Druck." Aufregung oder gar Angst, sich gegen die Etablierten nicht durchzusetzen, sind bei Marozsan nicht zu erkennen. Vielleicht auch, weil ihre Familie so sehr hinter ihr steht. Vater János, ein ehemaliger ungarischer Nationalspieler, der auch beim FCS kickte, und Mutter Elisabeth wollen sich jedes Spiel anschauen, sollte ihre Tochter im Kader sein. Und viel Kraft tankt Marozsan auch, wenn sie mit ihrem Bruder im Garten Tischtennis spielt. "Das kann ich ganz gut" erzählt sie, "damals habe ich beide Sportaren parallel gemacht, musste mich dann aber irgendwann entscheiden". Diese Entscheidung für den Fußball scheint ohne Zweifel die richtige gewesen zu sein.

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