Heile Welt gerät ins Wanken: Lakic, der Sündenbock

Kaiserslautern. Es war schwer zu sagen, ob in diesem Moment Wut oder Trauer überwog. Dafür ist Srdjan Lakic (Foto: dpa) zu sehr Profi, dafür wählte er seine Worte mit zu viel Bedacht: "Es ist schade. Und es ist enttäuschend." Es muss ein seltsames Gefühl für den Stürmer des Fußball-Bundesligisten 1

Kaiserslautern. Es war schwer zu sagen, ob in diesem Moment Wut oder Trauer überwog. Dafür ist Srdjan Lakic (Foto: dpa) zu sehr Profi, dafür wählte er seine Worte mit zu viel Bedacht: "Es ist schade. Und es ist enttäuschend." Es muss ein seltsames Gefühl für den Stürmer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern gewesen sein, in der zweiten Halbzeit auf diese Westkurve zu spielen. Dorthin, woher ihm und der Mannschaft des FCK eigentlich seit jeher die größte Unterstützung entgegen dröhnt.Waren es in der ersten Halbzeit vereinzelte Pfiffe nach misslungenen Aktionen - davon hatte er mehrere - wuchs sich der Unmut zu einem schrillenden Pfeifkonzert aus und gipfelte in "Lakic raus"-Rufen. Ein Verhalten der Fans, die vor der Partie in schöner Eintracht mit Hamburger Fans für den Erhalt des Namens Fritz-Walter-Stadion demonstriert hatten, das nicht nur Lakic beeinträchtigte.

Tobias Sippel schritt wutschnaubend wortlos in Richtung Kabine. Christian Tiffert fragte sich, wie es sein könne, "dass dem Spieler, der in der Hinrunde noch der gefeierte Held war, so in den Hintern getreten wurde". Lakic hatte elf Mal getroffen. Vielleicht war es ein Novum, wie FCK-Trainer Marco Kurz sagte: "So etwas habe ich in Kaiserslautern noch nie erlebt. Das ist Wahnsinn." Das 1:1 gegen den Hamburger SV am Samstag war da fast zum Beiwerk verkommen. Adam Hlousek hatte die Pfälzer nach 18 Minuten in Führung gebracht, Marcell Jansen glich zehn Minuten nach der Pause aus.

Es war kein schönes Spiel auf einem Rasen, der eher zum schottischen Hochland passte als zur Bundesliga. Selbst der gelinde gesagt mutige Wechsel in der Abwehr - Kurz verbannte seinen Kapitän Martin Amedick auf die Bank und ließ stattdessen Mathias Abel auflaufen -, geriet in den Hintergrund, auch weil Abel seine Aufgabe meist gut erledigte.

Am Ende blieben zwei beschädigte Kapitäne und eine Krise, die langsam an die Substanz zu gehen scheint. Die Reaktion der Zuschauer sei nicht nur gegen Lakic gerichtet, sondern auch aus "Ängstlichkeit", wie Kurz es nannte, geboren. "Es gibt nur einen Weg, und das ist ein Schulterschluss zwischen Verantwortlichen, Mannschaft und Fans", hatte FCK-Chef Stefan Kuntz vor einer Woche gesagt. Dieser Schulterschluss löst sich. Dass Lakic der alleinige Leidtragende der steigenden Angst der Fans sein muss, ist mit den Nebentönen seines Wechsels zum VfL Wolfsburg nicht zu erklären. Zumal der FCK Lakics Tore braucht. Alternativen gibt es keine. jbö

"Es ist schade. Und es ist enttäuschend."

Srdjan Lakic,

Stürmer des

1. FC Kaiserslautern

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