Hector feiert im Kreise des Nationalteams

Ascona/Auersmacher · Den letzten großen Titel, den WM-Sieg in Brasilien, feierte Jonas Hector noch als Fan der Nationalmannschaft im beschaulichen Auersmacher. Zwei Jahre später ist er nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken.

Für DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger und 13 weitere Spieler des aktuellen EM-Aufgebots war die WM 2014 in Brasilien das letzte große Turnier. Leroy Sané, Julian Weigl und andere Talente kickten zuletzt bei Welt- oder Europameisterschaften in den Nachwuchs-Mannschaften des DFB.

Bei Jonas Hector aus Auersmacher ist das etwas anders. Das letzte große Turnier des Fußballprofis vom 1. FC Köln war das saarländische Hallenmasters, das er 2010 mit dem SV Auersmacher gewann. "Seitdem habe ich kein richtiges Turnier mehr gespielt. Es wird mal wieder Zeit. Ich mag den Turnierrhythmus mit Vorrunde und Endrunde eigentlich sehr", sagt Jonas Hector, der heute seinen 26. Geburtstag feiert.

Auf eine Party mit Familie und Freunde muss der Auersmacher Bub diesmal verzichten. Nachdem der linke Verteidiger 2015 die meisten Länderspiele im DFB bestritt, steht Hector quasi selbstverständlich im Kader für die EM, der von Bundestrainer Joachim Löw derzeit im schweizerischen Ascona vorbereitet wird. "Das ist schon alles ganz groß. Es ist alles bis ins Detail perfekt organisiert. Wir haben alles, was man braucht und was man sich nur vorstellen kann. Jeden Tag begleiten und viele Fans zu Fuß oder auf dem Fahrrad zum Training", erzählt Hector.

Im Herbst 2014 lud Löw Hector zum ersten Mal zu einem Länderspiel ein. "Es soll keine Eintagsfliege sein, und ich will immer Vollgas geben", sagte Hector damals. Und heute? "Heute ist es im Prinzip das Gleiche. Wir haben eine wahnsinnige Qualität im Team, und es macht Spaß, in jedem Training Vollgas zu geben."

Aber genau das Gleiche wie 2014 ist es dann doch nicht mehr. Vor zwei Jahren schaute sich Jonas im DFB-Trikot die WM mit Freunden im Auersmacher Jugendclub an und fuhr nach gewonnenen Spielen im Autokorso bis nach Saarbrücken. "2014 war ich ja eigentlich Fan, und dann war ich im Herbst plötzlich bei der Mannschaft dabei. Ich war mega-aufgeregt. Das Gefühl war gar nicht richtig greifbar", erinnert sich Hector, "die Abläufe sind dann irgendwann Normalität geworden. Das Kribbeln vor Länderspielen und gerade vor der EM ist aber weiter da. Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern", beschreibt Hector seine Gefühlswelt.

Normalerweise bekommen Geburtstagskinder bei der Nationalmannschaft immer einen Kuchen, manchmal wird auch ein Ständchen gesungen. "Ich weiß nicht, was am Freitag alles passiert. Ich lasse mich einfach überraschen", sagt Hector. "Am meisten freue ich mich aufs Training. Aber wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es ein Streuselkuchen von unserem Bäcker aus Auersmacher oder einen Rhabarberkuchen von meiner Mama."

Da Auersmacher nur durch die Saar von Frankreich getrennt sind, ist die EM fast ein Heimspiel. "Es ist schon etwas anderes, als wenn die EM in Russland wäre. Irgendwie ist es ganz nah an der Heimat, viele Freunde und die Familie kommen zu den Spielen", sagt Hector, dem nicht wenige raten, den 1. FC Köln zu verlassen, um mit einem Verein Europa League oder Champions League spielen zu können. "So denke ich nicht. Mit gefällt die Stadt und der Verein. Zur Zeit zählt ohnehin nur die Nationalmannschaft", sagt Hector und freut sich auf den, wie er selbst sagt, "geilsten Sommerurlaub aller Zeiten".

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Auf einen Blick Abwehrspieler Mats Hummels hat sich beim DFB-Pokalfinale am vergangenen Samstag einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen und muss vorerst pausieren. "Für die EM sehe ich da aber keine Gefahr", sagte Bundestrainer Joachim Löw . Für das Benefiz-Länderspiel am Sonntag gegen die Slowakei (17.45 Uhr/ARD) fällt er aus. Auch hinter den Einsätzen von Marco Reus (Adduktorenprobleme) und Sami Khedira (Wadenprobleme) steht ein Fragezeichen. Auch Bastian Schweinsteiger werde "noch einige Tage brauchen, bis er an den Ball kann", erklärte der Bundestrainer . Der lange verletzte Kapitän selbst gab aber grünes Licht für einen Einsatz bei der EM in Frankreich. dpa/sid

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