Hecker verkörpert die Zukunft

Essen. Bei aller Tradition, die sich in der 2. Handball-Bundesliga Süd tummelt, verströmt die Liga nicht gerade den Duft der großen, weiten Handball-Welt. Wäre da nicht diese eine Ausnahme: Tusem Essen. Drei Mal deutscher Meister, drei Mal deutscher Pokalsieger, Gewinner des Europapokals der Pokalsieger, des EHF-Pokals und des Euro-City-Cups - und damit Vorgänger des TV Niederwürzbach

Essen. Bei aller Tradition, die sich in der 2. Handball-Bundesliga Süd tummelt, verströmt die Liga nicht gerade den Duft der großen, weiten Handball-Welt. Wäre da nicht diese eine Ausnahme: Tusem Essen. Drei Mal deutscher Meister, drei Mal deutscher Pokalsieger, Gewinner des Europapokals der Pokalsieger, des EHF-Pokals und des Euro-City-Cups - und damit Vorgänger des TV Niederwürzbach. Wer erinnert sich nicht an die Duelle mit Essen? Und jetzt? Niederwürzbach ist nicht mehr als eine schöne Erinnerung, und Tusem Essen dümpelt vor dem Gastspiel am Samstag bei der HG Saarlouis (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle) auf Platz 14 der 2. Liga herum.Zwei InsolvenzenDie Geschichte, wie es zu dem Absturz kam, ist schnell erzählt. 2005, im Jahr des EHF-Pokal-Gewinns, sprang der entscheidende Großsponsor ab. Essen verlor die Lizenz und musste als amtierender Pokalsieger in der Regionalliga einen Neuanfang wagen. Und tatsächlich: Der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelang binnen zwei Jahren, und Essen hielt die Klasse. Wäre da nicht die fehlende Bereitschaft gewesen, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Denn ein Jahr später, im November 2008, stellte Essen erneut einen Insolvenzantrag und stieg ab. Rückblickend kann das auch Stefan Hecker nur mit Humor nehmen: "Immerhin dürfte das deutscher Rekord für einen Sportverein sein. Zwei Insolvenzen in drei Jahren - nicht schlecht." Dabei ist der ehemalige Weltklasse-Torhüter und Rekord-Bundesligaspieler als neuer Leiter des Marketings so etwas wie der Inbegriff des Essens von heute. Hecker verkörpert sowohl die Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit, als auch die Hoffnung auf eine rosigere Zukunft. Auch wenn er weiß, "dass es verdammt schwer wird, irgendwann wieder dort oben hinzukommen". Zumal seine momentanen Aufgaben weitaus weltlicher sind als alle Träumereien vom Handball-Olymp. Das Sponsoring soll umverteilt werden. Weg von der Abhängigkeit von wenigen Groß-Sponsoren hin zu einer breiten Basis aus kleineren Sponsoren. "Mit dem Konzept, auf große Geldgeber zu setzen, sind wir überhaupt erst hierhin gekommen. Das soll sich ändern", sagt Hecker.Erfahrung mit diesem System hat Hecker bereits im Management des VfL Gummersbach gemacht, als am Ende ein Pool aus 187 mittelständischen Unternehmen die Finanzierung stemmte. "Wir hatten jetzt in Essen das Glück, dass einige der größeren Sponsoren geblieben sind. Darauf bauen wir jetzt auf", erklärt Hecker."Saarlouis ist Favorit"Auch wenn sich dabei das Sportliche gedulden muss. Einen Gewaltakt, nur um aufzusteigen, will Hecker nicht: "Wir wollen dieses Jahr den Klassenverbleib schaffen, um nächste Saison bei der Umstrukturierung unter die ersten Acht zu kommen." Und so ist für Hecker Saarlouis am Samstag "der Favorit". Das wäre vor Jahren kaum vorstellbar gewesen. Doch das ist das Hier-und Jetzt von Tusem Essen 2009.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort