2. Handball-Bundesliga HC Elbflorenz plant den großen Durchmarsch

Dresden · Die finanzkräftigen Dresdner Handballer sind aus der fünften in die 2. Liga aufgestiegen. Geht es jetzt in die Bundesliga?

Richard Jungmann, der Vorsitzende des Zweitligisten HG Saarlouis, hatte es vor Wochen im Redaktionsgespräch bei der Saarbrücker Zeitung angedeutet: Aus dem Osten Deutschland erwächst den Spitzenvereinen des deutschen Handballs eine neue Konkurrenz. Und der Neuling ist aufmüpfig, angriffslustig, anders: Der HC Elbflorenz 2006 mischt die Szene auf. Unterstützt von einem zahlungskräftigen Mäzen kamen die Dresdner aus dem Nichts und erfüllten sich nach gerade einmal elf Jahren Vereinsgeschichte den Traum vom Profi-Handball. Die Macher sind von ihrem Projekt überzeugt – auch wenn dem Zweitliga-Aufsteiger am vergangenen Sonntagabend neun Sekunden für die ganz große Premieren-Party fehlten.

Aber das 27:27 gegen den Wilhelmshavener HV in der nagelneuen BallsportArena im Herzen der Elbmetropole darf trotz des späten Ausgleichs als Erfolg für das „Projekt Profi-Handball“ gewertet werden. „Es waren mehr als 1500 Leute da, das ist für Dresden ein Meilenstein. Und die Zuschauer haben jetzt hoffentlich Appetit auf mehr“, sagte Trainer Christian Pöhler.

Das „mehr“ ist in Dresden klar definiert: Die 2. Liga soll für den Club, der in seinen Grundzügen an das Fußball-Projekt von RB Leipzig erinnert, nur eine Durchgangsstation sein. Mittelfristig will Elbflorenz zur festen Größe werden und im Osten die Konkurrenz aus Berlin, Magdeburg und Leipzig das Fürchten lehren. In der Vergangenheit ging Dresden als Handball-Standort neben den prominenten Lokalrivalen unter. Die Konkurrenten waren Top­adressen mit jahrelanger Tradition. Zudem drehte sich alles um die Fußballer von Dynamo.

Auch Uwe Saegling war eingefleischter Fußball-Fan – bis er das erste Elbflorenz-Heimspiel in der Oberliga miterlebte. Der frühere Weltklasse-Ruderer, der Anfang der 90er Jahre ein Unternehmen für Medizintechnik in Dresden gründete, war sofort infiziert vom Handball-Virus und wurde zum starken Mann im Klub. 2008 stieg der 51-Jährige beim HC Elbflorenz in der fünften Liga ein. Die Marschroute war klar: Bundesliga. Wie am Reißbrett wurde Dresdens Handball-Zukunft geplant. Als dieser Plan mit zwei knapp verpassten Aufstiegen zu scheitern drohte, holte Saegling Trainer Pöhler ins Boot.

Unter dem neuen Trainer gelang im dritten Anlauf der Sprung ins Profi-Geschäft. Doch auch die 2. Liga soll perspektivisch nur Durchgangsstation sein, auch wenn die Verantwortlichen das nach außen nicht so offensiv kommunizieren. „Das Ziel kann nur Klassenverbleib heißen, alles andere wäre vermessen“, sagte Saegling.

Der Präsident stockte für die erste Zweitliga-Saison den Etat auf 1,4 Millionen Euro auf. Damit liegt der Aufsteiger im Mittelfeld der Liga. Mit namhaften Neuzugängen wie Torhüter Mario Huhnstock vom Bundesligisten HC Erlangen und dem tschechischen Nationalspieler Roman Becvar aus Leipzig soll die Zeit der Akklimatisierung auf neuem Terrain möglichst kurz gehalten werden.

Saeglings beeindruckendster Fingerzeig für Dresdens Handballzukunft steht allerdings mitten in der Stadt: Die hochmoderne Arena, die mit dem Heimspiel gegen Wilhelmshaven ihre Feuertaufe erlebte. LED-Lampen unter einem Plexi­glasboden lassen per Knopfdruck die Spielfelder im Handball, Basketball oder Volleyball aufleuchten – eine Weltneuheit. Die 15 Millionen Euro Baukosten übernahm Saegling selbst. Alles für den großen Traum. Für die 1. Liga.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort