Pfingstsportfest in Rehlingen Harting meldet sich zurück

Rehlingen · Der Diskuswurf-Star verfehlt in Rehlingen die WM-Norm nur um einen Zentimeter.

 Robert Harting bedankt sich bei den Zuschauern in Rehlingen für die lautstarke Anfeuerung. Foto: Ruppenthal

Robert Harting bedankt sich bei den Zuschauern in Rehlingen für die lautstarke Anfeuerung. Foto: Ruppenthal

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Ein Zentimeter liegt zwischen Robert Harting und London. Als der Diskuswerfer an diesem Nachmittag im Bungertstadion auf die Anzeigetafel blickt, verzieht er kurz das Gesicht. Das Publikum seufzt auf. 64,99 Meter steht da in weißen Punkten auf schwarzem Grund. Um im August zur Leichtathletik-WM in die britische Hauptstadt fahren zu dürfen, hätte Harting einen Wurf über exakt 65 Meter schaffen müssen.

Es war also knapp für den dreifachen Weltmeister und Olympiasieger von London. "Natürlich will man eine WM-Norm im ersten Wettkampf abhaken", sagt der 32-Jährige. Andererseits: Das Pfingstsportfest in Rehlingen war für Harting der erste Start nach einer Zwangspause von 275 Tagen. Daher sagt er auch: "Ich bin nicht unzufrieden." Er dürfte sogar mehr als zufrieden sein. Ein Zentimeter mehr oder weniger ändert nichts daran: Harting ist zurück.

Um seine Leistung wollte der Weltstar nicht zu viel Aufhebens machen. Aber klar ist: "Der erste Wettkampf, der ordnet nun mal ein." Vor diesem bemerkenswerten Auftritt hatte sein Trainer Marko Badura gesagt: "Wir sind verhalten optimistisch." Eine weitere Prognose hatte der Diskus-Bundestrainer nicht abgegeben. Er meinte: "Wir brauchen einen Wettkampf, eine Standortbestimmung." Deshalb kam Harting an Pfingsten erstmals nach Rehlingen. Hier endete vorerst sein Leidensweg.

Im September 2014 erlitt der Berliner einen Kreuzbandriss. Seitdem bereitet ihm sein rechtes Knie beständig Probleme. Badura offenbarte vor wenigen Tagen, dass der Trainingsplan durch das lädierte Gelenk bestimmt wird. Harting sagt: "Ich bin gut drauf für das, was ich trainieren konnte. Ich habe im Januar noch 55 Meter geworfen, das ist gar nichts."

In Rehlingen glückten ihm vier von sechs Versuchen. Alle lagen deutlich über 60 Metern, der schlechteste bei 63,36 Metern. Auch damit wäre Harting noch Tagessieger vor Martin Wierig (62,21 Meter) geworden. Und das alles unter erschwerten Bedingungen: "Es ist zwar schönes Wetter, aber wir hatten Rückenwind", ordnete Harting die Ergebnisse ein: "Das relativiert die Leistungen bei uns um ein bis eineinhalb Meter."

Dass das Publikum großen Anteil an seiner Leistung nahm, lag nicht nur an der Prominenz von Harting. Der als extrovertiert bekannte Riese wirkte in jedem Moment geerdet, entspannt und fokussiert. Auf dem Stadiongelände erstmals gesichtet wurde Harting an einem Maschendrahtzahn, hinter einer Würstchenbude. Dort wärmte sich der Werfer auf. Kaum zu glauben, dass hier an der Fortsetzung einer Weltkarriere gearbeitet wurde. Aber das ist der Reiz von Rehlingen. Harting peilt nun ein Meeting in Oslo an, um es nach London zu schaffen.

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