Nationaltrainer Japans tritt bei WM an Sigurdsson sieht „Licht am Ende des Tunnels“

München · Kampf statt Fairplay-Sieger: Ex-Bundestrainer will Außenseiter Japan bei der WM gut präsentieren.

 Erfolgstrainer Dagur Sigurdsson hat mit dem Team Japans eine neue Mission.  Foto: Settnik/dpa

Erfolgstrainer Dagur Sigurdsson hat mit dem Team Japans eine neue Mission. Foto: Settnik/dpa

Foto: dpa/Bernd Settnik

Dagur Sigurdsson hat ein Problem. „Ich komme vom Bad-Boy-Image“, sagt der Mann, der die deutschen Handballer 2016 unter diesem Beinamen zu EM-Gold und Olympia-Bronze gecoacht hatte. Weil der emotionale Isländer diese Haltung auch heute noch lebt, kann es ihm nicht gefallen, dass seine Underdogs aus Japan noch zu oft „berührungslosen Handball“ spielen. „Sie sind ein bisschen schüchtern“, sagt Sigurdsson vor dem WM-Auftakt am heutigen Freitag (15.30 Uhr) in München gegen Mazedonien, „keine Bad Boys.“

Sigurdsson zieht gerne Vergleiche zwischen seiner derzeitigen Mannschaft aus Fernost und jener, die er bis Januar 2017 betreut hatte. Den krassen Außenseiter und den Titelkandidaten trennten „Welten“, sagt er, „der größte Unterschied ist die Erfahrung.“ Um dies mit Blick auf die olympischen Heimspiele 2020 in Tokio zu ändern, hat Sigurdsson ein einfaches Rezept: Spielen, spielen und noch mehr spielen. 2017, als er sein gut dotiertes Amt antrat, bestritt Japan zehn Länderspiele, 2018 waren es bereits 31. Doch mehr Praxis allein reicht nicht, um aus Amateuren, die fast ausnahmslos in einer der neun Firmenteams der japanischen Liga spielen und tagsüber arbeiten, konkurrenzfähige Profis zu machen. Deshalb hat der Star des Teams Japans Handball auf links gedreht und enorm viel verändert. Die japanische Mentalität hilft ihm dabei. In Deutschland habe er „nicht so gerne“ Teamsitzungen abgehalten, sagt Sigurdsson, europäische Spieler seien „immer müde. Die Hälfte hat keinen Bock, eine neue Taktik zu lernen, die anderen wollen das spielen, was sie immer gespielt haben.“ Seine Japaner dagegen „sind nicht müde, sondern fleißig. Da wird man selbst frisch.“

Taktisch habe sein Team inzwischen alles drauf, Wurf- und Sprungtechnik seien stark. Nach zwei Jahren harter Arbeit sieht der 45-Jährige „Licht am Ende des Tunnels, wir verlieren nicht mehr mit mehr als zehn Toren – okay, jetzt vielleicht wieder.“

Die WM, an der Japan nur dank einer Wildcard teilnimmt, komme „ein bisschen zu früh“, sagt Sigurdsson. Die Gruppe B mit Spanien, Kroatien und seinen Isländern sei „viel zu schwer“. Aber eines aber kann er versprechen: Bei der WM 2017 gewann Japan die Fair-Play-Wertung, „da waren sie natürlich stolz, aber das wird nicht noch mal passieren“. 

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