Handball-WM Russen versetzen Deutschland ersten Dämpfer

Berlin · Handball-Nationalmannschaft verpasst durch spätes 22:22 frühzeitigen Einzug in die nächste WM-Runde. Heute gegen Frankreich.

 Mit nachdenklicher Miene applaudiert Kapitän Uwe Gensheimer nach dem Spiel den Fans. In seinen Augen spiegelt sich die Enttäuschung über den verpassten Sieg. Mit acht Treffern war er erneut der beste deutsche Schütze.

Mit nachdenklicher Miene applaudiert Kapitän Uwe Gensheimer nach dem Spiel den Fans. In seinen Augen spiegelt sich die Enttäuschung über den verpassten Sieg. Mit acht Treffern war er erneut der beste deutsche Schütze.

Foto: dpa/Soeren Stache

Dem Rausch folgte der Kater: Die deutschen Handballer haben bei der Heim-WM den vorzeitigen Einzug in Hauptrunde nach einem Krimi verpasst. Die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop musste sich gegen Russland gestern Abend mit einem 22:22 (12:10) begnügen und steht auf ihrer Medaillen-Mission vor dem wegweisenden Duell gegen Frankreich am heutigen Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) unter Druck. Der letzte Freiwurf von Steffen Fäth landete in der Schlusssekunde in der Abwehrmauer.

Bei einem Unentschieden gegen Titelverteidiger Frankreich hätte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) die Hauptrunde erreicht, bei einer Niederlage wäre das angestrebte Halbfinale schon in Gefahr. Bester deutscher Werfer vor 13 500 Zuschauern in Berlin war wieder einmal Kapitän Uwe Gensheimer mit acht Toren.

„Es war ein extrem enges Spiel, die Russen haben es richtig gut gemacht. Ich mache diesen dummen Fehlpass kurz vor dem Ende, der uns das Genick bricht. Das ist ein verlorener Punkt“, sagte Rückraumspieler Paul Drux: „Wir sind gefestigt. Wir müssen jetzt runterkommen, morgen Abend spielen wir wieder.“

Nach den lockeren Erfolgen gegen Korea (30:19) und Brasilien (34:21) stieß der Gastgeber auf deutlich mehr Gegenwehr. Das bisher so starke Abwehr-Bollwerk um den Mittelblock mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek hatte mit den beweglichen Russen einige Mühe, Torhüter Andreas Wolff kam zudem auch nicht so gut ins Spiel. Die DHB-Auswahl ging daher erst durch den starken Kieler Steffen Weinhold beim 4:3 erstmals in Führung (7.).

Das Duell der Ex-Weltmeister blieb aber hart umkämpft, die Russen ließen sich nicht abschütteln. Erst nach und nach griff die deutsche Defensive etwas beherzter zu.

Dafür leistete sich das deutsche Team nun im Angriff einige überhastete Aktionen und Stürmerfouls. Die russische 5:1-Deckung bereitete dem EM-Neunten einige Probleme. Für die Zwei-Tore-Führung zur Pause musste der Favorit daher in die Trickkiste greifen. Nach einem sehenswerten Rückhandanspiel des Berliners Fabian Wiede traf Kreisläufer Pekeler zum 12:10-Pausenstand.

Der Start in die zweite Halbzeit war vielversprechend. Weinhold hämmerte den Ball nach einer kraftvollen Einzelaktion zum 15:11 unter die Latte (35.). Die einstige Handball-Großmacht Russland blieb aber in Schlagdistanz, auch weil sich die DHB-Auswahl im Positionsspiel in der Offensive immer schwerer tat.

Der Einsatz stimmte aber. Und in der kritischen Phase Mitte des zweiten Durchgangs war auf die deutschen Topstars Wolff und Gensheimer Verlass. Der Kieler Schlussmann kam immer mehr auf Betriebstemperatur, der Linksaußen von Paris St. Germain traf mit einem sehenswerten Dreher zum 17:14 (46.).

Die Partie blieb aber packend. Als die Russen auf ein Tor herangekommen waren, behielt Gensheimer beim Siebenmeter die Nerven und traf per Herber zum 21:19 (58.). Nach einem fatalen Fehlpass des Berliners Paul Drux glichen die Russen zum 21:21 aus (59.). Fabian Böhm brachte die deutsche Auswahl noch einmal in Führung, doch neun Sekunden vor dem Abpfiff wurde der Gastgeber aus seinen Siegträumen gerissen. „Es überwiegt die Enttäuschung. Wir haben beim 20:17 den Sack nicht zugemacht“, sagte Prokop. Er ergänzte: „Heute dürfen wir uns ärgern. Das Schöne an diesem Turnier ist aber, dass wir binnen 24 Stunden das besser machen können mit dem tollen Publikum.“

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