Handball-Saarlandliga Eine unglaubliche Geschichte mit Happy End

Diefflen/Lebach · Der HC Dillingen-Diefflen gewinnt den Titel in der Handball-Saarlandliga – vor allem für den Trainer ein ganz besonderer Moment.

 Die Jungs des HC Dillingen-Diefflen feiern den Meister-Titel in der Saarlandliga. Im Oktober war das Team noch Tabellenvorletzter, dann begann eine irre Aufholjagd, die nun mit dem vorzeitigen Titelgewinn gekrönt wurde.

Die Jungs des HC Dillingen-Diefflen feiern den Meister-Titel in der Saarlandliga. Im Oktober war das Team noch Tabellenvorletzter, dann begann eine irre Aufholjagd, die nun mit dem vorzeitigen Titelgewinn gekrönt wurde.

Foto: HCD

Als Kreisläufer Pascal Simon den Ball für den Handball-Saarlandligisten HC Dillingen-Diefflen am Sonntag zum letzten Mal ins Netz hämmert und die 32:12-Führung erzielt, sind in der Sporthalle Lebach noch 90 Sekunden zu spielen. Der gastgebende HC Schmelz sollte noch einen Treffer markieren. Die dezimierte Truppe von Spielertrainer Martin Rokay hatte aber nie eine Chance und war in der Ausweich-Halle nur Statist. Klarer Hauptdarsteller am vorletzten Spieltag war der Tabellenführer. In meisterlicher Manier machte Diefflen den Titel-Sack zu. „Und wir hatten vor 400 Fans ein Heimspiel. 80 Prozent der Zuschauer feuerten uns an“, beschreibt Thomas Schlink „die geile Stimmung“.

Die letzten zehn Sekunden habe er dann wie in Trance erlebt, erzählt der HC-Trainer. „Da war im Kopf diese Leere und nur pure Freude“, erinnert er sich an die Schlussphase. Wie seine Auswechselspieler war Schlink kurz vor dem Abpfiff ins T-Shirt mit der Aufschrift „Meister 2018/2019“ geschlüpft und auf die Bank gesprungen. Eingehängt in einer Männer-Kette hüpfte er auf und ab, während die Uhr lief.

„Dann kam der Platzsturm mit Weizenbier-Dusche à la Bayern München – und ich mittendrin“, lacht der Mann, der beim Handball fast gestorben wäre. Rückblick: Ausgerechnet im Punktspiel gegen den alten Verein TuS Elm-Sprengen ereignete sich ein Unfall, der das Leben des Schlossers vor vier Jahren drastisch veränderte. Im Angriff traf ihn ein gegnerischer Arm, drückte die Arterie zu. „Im Spiel wurde mein Blut mit Adrenalin verdünnt und konnte so die Engstelle passieren. Als ich zur Ruhe kam, kam es zu einem Verschluss und ich erlitt einen Herzinfarkt“, erzählt Schlink. Noch am selben Abend musste er notoperiert werden.

Mehrere Tage lag der HC-Torjäger auf der Intensivstation. „Mein Sport hat mir 2015 Lebensqualität genommen. Ich war Vollblut-Handballer und knabberte nach der Reha lange daran“, sagt er. Nach einiger Zeit war er dann in Diefflen Trainer der Damen geworden. Er lernte viel, die neue Aufgabe weckte wieder den Spaß und tat einfach gut. „Als man mich fragte, ob ich mit Andreas Altmeyer die erste Männermannschaft übernehmen will, habe ich kurz überlegt. Jetzt bin ich froh, dass ich es getan habe“, sagt der 37-Jährige, der sportlich kürzer tritt. „Ich trainiere im Fitness-Studio und kicke im Training mit, aber es ist nicht mehr so wie früher. Das Herz ist geschwächt.“

Kurios: Als das Trainer-Duo im Oktober 2018 antrat, war das von Ex-Trainer Patrick Grabenstätter über 16 Jahre aufgebaute Team Tabellenvorletzter. Wie in vielen Langzeit-Beziehungen war die Luft raus und frischer Wind der Antrieb für die famose Erfolgsserie. Das Team rollte die Tabelle von hinten auf. „Die Jungs haben Großartiges geleistet“, schwärmt Schlink.

 Thomas Schlink erlitt vor vier Jahren nach einem Spiel einen Herzinfarkt.  Foto: Heiko Britz

Thomas Schlink erlitt vor vier Jahren nach einem Spiel einen Herzinfarkt. Foto: Heiko Britz

Foto: Britz Heiko/Heiko Britz.www.digfot.de

Der Titel ist nun eingetütet, alle Mitfavoriten geschlagen und die Aufstiegsrunde zur Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar beginnt am 11. Mai mit dem Duell beim TuS Dansenberg II. „Wir wollen hoch“, betont Schlink und hofft auf einen guten Start in die Runde. Beim Saison-Finale gegen den Tabellenzweiten HSG TVA/ATSV Saarbrücken will sein Team am kommenden Samstag ab 19.15 Uhr in der Sporthalle Diefflen noch einmal Vollgas geben. „Wir werden unseren Fans zeigen, warum wir Meister sind“, sagt Schlink, für den ein Traum wahr wurde: „Als Spieler habe ich den Titel nicht gewonnen, aber als Trainer. Der Handball hatte mir ein Stück Leben genommen. Jetzt hat er mir einen Teil zurückgeschenkt.“

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