Motorsport Hamiltons Dominanz sorgt bei Vettel für großen Frust

Austin · Das Rennen um die Weltmeisterschaft in der Formel 1 ist so gut wie entschieden. Vor allem, weil der deutsche Ferrari-Pilot seit der Sommerpause patzt.

 Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (rechts) gratuliert Lewis Hamilton vom Team Mercedes zum Sieg.

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (rechts) gratuliert Lewis Hamilton vom Team Mercedes zum Sieg.

Foto: dpa/Darron Cummings

Lewis Hamilton zog an seiner Sieges-Zigarre, blies den Rauch aus und schaute ihm zufrieden nach. „Ich fühle mich so gut wie nie zuvor, physisch und mental“, sagte der Mercedes-Pilot, der nach seinem souveränen Sieg am späten Sonntagabend in den USA allen Grund zum Feiern hatte. Sebastian Vettel war geschlagen, seinen vierten WM-Titel hat Hamilton so gut wie in der Tasche.

„So viel Spaß hatte ich wahrscheinlich seit einer ganzen Weile nicht mehr in einem Rennen“, sagte Hamilton und erinnerte sich beim Rauchen an den Hollywood-Blockbuster „Independence Day“. Da habe Will Smith am Ende auch eine Zigarre geraucht, als die Aliens besiegt waren. „Aber ganz ehrlich: Schmeckt widerlich“, sagte Hamilton und erntete großes Gelächter.

Vettel war nach einem weiteren enttäuschenden Tag hingegen überhaupt nicht zum Spaßen zumute. Der Mund ein Strich, grimmiger Blick und die Stirn in Falten – frustriert musste der Ferrari-Star seine Niederlage eingestehen. „Wir sind noch nicht gut genug“, sagte der Heppenheimer. Beim Start hatte der 30-Jährige seinen Rivalen noch überholt, dann aber keine Chance mehr. „Wir müssen zugeben, dass wir heute nicht mithalten konnten“, sagte er. Was der Beginn einer spektakulären Aufholjagd werden sollte, endete in der nächsten herben Schlappe und dem fast sicheren Aus im Titelrennen. Nach Hamiltons neuntem Saisonsieg hat Vettel bei drei ausstehenden Rennen jetzt 66 Punkte Rückstand auf den Briten. Hamilton reicht am Sonntag in Mexiko schon Platz fünf, um sich nach 2008, 2014 und 2015 wieder Weltmeister nennen zu dürfen. Mathematisch hat Vettel noch die Chance auf das Wunder. Doch natürlich weiß er, dass sein ganz großer Traum, mit Ferrari endlich Weltmeister zu werden und in die Fußstapfen seines Idols Michael Schumacher zu treten, zumindest für dieses Jahr geplatzt ist.

„Ich kann nicht zufrieden sein“, sagte Vettel und sparte nicht mit Kritik an sich selbst und seinem Team. Seit der Sommerpause sei es „schwach von uns“ gewesen, mit dem eigentlich guten Ferrari „nicht die Ergebnisse eingefahren zu haben“. Und tatsächlich: Seit der Sommerpause holte Vettel – nicht zuletzt wegen technischer Probleme – 73 Punkte weniger als sein Rivale. Für Niki Lauda liegt der Grund auf der Hand. „Lewis war schon immer der Beste, im Moment ist er noch besser“, sagte der Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-Rennstalls, der sich zudem über den vierten WM-Titel in Serie bei den Konstrukteuren freuen konnte.

Vettel schien nach all den Pleiten, Pech und Pannen dann schon irgendwie an das nächste Jahr zu denken. „Es liegt an uns, die letzten Schritte konsequent zu gehen“, sagte er über die Konsequenz aus der so gut wie verlorenen WM. Dann verließ er bedröppelt das Fahrerlager. Hamilton kostete hingegen den Triumph genüsslich aus. Schon auf dem Podium feierte der 32-Jährige mit Sprintlegende Usain Bolt, begoss ihn mit Champagner und posierte mit dem Jamaikaner in der berühmten Blitzpose. Einen kleinen Seitenhieb auf Vettel konnte er sich dann auch nicht verkneifen. „Ich hatte nicht erwartet, dass wir Ferrari so gut im Griff haben würden“, sagte Hamilton: „Nun habe ich ein neues Ziel – ich will die letzten drei Rennen gewinnen.“ Das würde seine Dominanz noch unterstreichen. Und dann würde es auch nicht bei einer Sieges-Zigarre bleiben.

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