Hamilton ist ruhig, Ferrari rätselt

Schanghai. Die Heimat wähnt Lewis Hamilton fast am Ziel - doch das Ferrari-rote Italien beschwört die "Gespenster der Vergangenheit". Der britische Formel-1-Spitzenreiter selbst wollte sich nach seiner umjubelten Siegesfahrt von Schanghai durch nichts vom Titelkurs abbringen lassen - schon gar nicht von Diskussionen um die offensichtliche Stallregie seiner Scuderia-Rivalen

 Schauen bedröppelt drein: Felipe Massa, links, Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt. Foto: dpa

Schauen bedröppelt drein: Felipe Massa, links, Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt. Foto: dpa

Schanghai. Die Heimat wähnt Lewis Hamilton fast am Ziel - doch das Ferrari-rote Italien beschwört die "Gespenster der Vergangenheit". Der britische Formel-1-Spitzenreiter selbst wollte sich nach seiner umjubelten Siegesfahrt von Schanghai durch nichts vom Titelkurs abbringen lassen - schon gar nicht von Diskussionen um die offensichtliche Stallregie seiner Scuderia-Rivalen. "Ich weiß, dass wir wahrscheinlich dasselbe tun würden", versicherte der 23-Jährige, der vor dem großen Finale in Brasilien eine ganze Motorsport-Nation hinter sich weiß.

Sieben Punkte Vorsprung hat Hamilton auf Felipe Massa. Eigentlich ein dickes Polster. So dick, dass in zwei Wochen Platz fünf in Sao Paulo für Hamilton reichen würde, um als jüngster Pilot der Formel-1-Geschichte mit 23 Jahren, neun Monaten und 26 Tagen den Titel einzufahren. "Der Formel-1-Titel gehört Lewis Hamilton, wenn er die Nerven behält", schrieb die Londoner "Times". Hamilton sei "ein Rennen vom Ruhm entfernt", befand "Daily Mail", und das Boulevardblatt "The Sun" meinte: "Lewis erlebt ein Shang-High und hat nun beinahe die Welt zu Füßen."

Kommt der fünfmalige Saisonsieger in Interlagos mindestens als Fünfter ins Ziel, ist ihm die Krone sicher. Fällt Rivale Massa, der von rund 100 000 Südamerikanern angefeuert werden dürfte, aus, könnte sich Hamilton sogar einen Nuller leisten. Kalkuliertes Risiko heißt die Devise. Das Wichtigste sei, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten, betonte McLaren-Teamchef Ron Dennis.

Selbst ein Doppelerfolg der Scuderia mit Massa an der Spitze und dem entthronten Weltmeister Kimi Räikkönen im Schlepptau brächte dem Brasilianer nichts, sollte Hamilton mindestens vier Punkte einfahren. Dies gelang dem Engländer allerdings in diesem Jahr schon fünf Mal nicht. Das allein würde aber noch keine bösen Erinnerungen wecken. Vor einem Jahr aber schaffte er eben auf dem Interlagos-Kurs nach Problemen am Silberpfeil nicht, einen Sieben-Punkte-Vorsprung auf Kimi Räikkönen zu verteidigen. Am Ende lag er einen Zähler hinter dem Finnen. "In Sao Paulo kann noch alles passieren", resümierte der "Corriere della Sera".

"Jetzt müssen wir es halt in Brasilien schaffen, was trotz des Vorsprungs nicht leicht wird", meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Ich reise lieber mit sieben Punkten Vorsprung als mit sieben Punkten Rückstand an", sagte der Schwabe.

In der Konstrukteurswertung stehen die Chancen der Scuderia mit 156 Punkten und elf Zählern Vorsprung auf McLaren-Mercedes sehr gut. Allerdings rätseln die Roten über die den Zeitrückstand auf Silber in Schanghai. Hamilton sei in einer "anderen Liga" gefahren, räumte Teamchef Stefano Domenicali ein. dpa

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