Hamilton bremst Vettel und Co. ausNürburgring-Chef ist sicher: "Die Formel 1 bleibt in der Eifel"

Nürburgring. Den so ersehnten ersten Heimsieg hat Sebastian Vettel beim Großen Preis von Deutschland gestern zwar verpasst, auf der Auslaufrunde winkte der Heppenheimer den 68 000 Fans dennoch zu

Nürburgring. Den so ersehnten ersten Heimsieg hat Sebastian Vettel beim Großen Preis von Deutschland gestern zwar verpasst, auf der Auslaufrunde winkte der Heppenheimer den 68 000 Fans dennoch zu. In einer dramatischen letzten Runde auf dem Nürburgring hatte der Red-Bull-Pilot unter dem Jubel der Zuschauer beim Boxenstopp noch Ferrari-Pilot Felipe Massa überholt und sich auf Platz vier vorgearbeitet.Während sich McLaren-Pilot Lewis Hamilton vor den Boxen anschließend bei der Siegerehrung feiern ließ, erklärte der WM-Führende Vettel hinter den Boxen die Gründe für seine schlechteste Platzierung seit gut zehn Monaten. "Ich habe mich das ganze Wochenende über nicht ganz wohl gefühlt. Die anderen arbeiten auch hart. Und es gibt nun mal Rennen, in denen man sich schwerer tut." So wie am Sonntag. Da hatte sich Vettel in Runde neun beim Anbremsen einer Kurve gedreht und viel Zeit verloren. Es war der erste Ausrutscher des Champions dieses Jahr. "Nach dem Dreher war Platz vier das Maximum", sagte Vettel.

Den Sieg schnappte sich McLaren-Pilot Lewis Hamilton. In packenden Duellen und Überholmanövern mit dem Trainingsschnellsten Mark Webber setzte sich der Brite in Runde 30 für den Rest des Rennens an die Spitze und verteidigte die Führung in einem makellosen Grand Prix. Am Ende rettete er bei 13 Grad und Nieselregen 3,98 Sekunden Vorsprung auf Ferrari-Pilot Fernando Alonso ins Ziel. "Wir sind wieder zurück", jubelte Hamilton. Webber, der zum dritten Mal in dieser Saison den besten Startplatz nicht in einen Sieg ummünzen konnte, hatte zehn Sekunden Rückstand.

Mit dem zweiten Saisonsieg nach China arbeitete sich Hamilton mit 134 Punkten auf Platz drei der Fahrer-Wertung nach vorne - hinter Vettel (216) und Webber (139).

Doch nicht nur Vettel war enttäuscht: Mit Ausnahme von Adrian Sutil (Force India), der auf einen starken sechsten Platz fuhr, war es kein guter Tag für die deutschen Fahrer. Mercedes-Pilot Nico Rosberg kam nicht über Platz sieben hinaus, sein Teamkollege Michael Schumacher drehte sich nach 23 Runden und wurde am Ende Achter. Schumacher hatte vergeblich auf Regen gehofft: "Vor allem zum Schluss, als es noch einmal ganz leicht nieselte. Der Hoffnungsschimmer war da, aber es sollte nicht sein."

Schumacher (1995, 2002, 2004 und 2006) bleibt gemeinsam mit seinem Bruder Ralf (2001) der einzige deutsche Pilot, der den Deutschland-Grand-Prix gewinnen konnte. Timo Glock (Virgin) kam als 17. ins Ziel. Nick Heidfeld (Renault) wurde schon in Runde elf von Sebastien Buemi (Toro Rosso) von der Strecke gerempelt.Nürburgring. Hoffnung für die deutschen Formel-1-Fans. Nürburgring-Geschäftsführer Karl-Josef Schmidt (63) geht davon aus, dass die Königsklasse auch weiterhin alle zwei Jahre in die Eifel kommt. "Meine Fantasie reicht nicht aus, um mir vorzustellen, dass es hier keine Formel-1-Rennen mehr gibt", sagte der Ringchef am Samstag im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Nachdem die rheinland-pfälzische Landesregierung angekündigt hatte, ihre Subventionen für das Rennen (in diesem Jahr 13 Millionen Euro) zu streichen, wurde bereits offen vom Aus für die Königsklasse in der Eifel gesprochen. Schmidt ist dagegen optimistisch, den ausgelaufenen Vertrag mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu verbesserten Modalitäten verlängern zu können. "Wir werden einen Weg finden", ist sich Schmidt sicher. "Beide Seiten haben ein Interesse daran." Ecclestone steht Verhandlungen offen gegenüber. "Ich werde mein Bestes geben, damit wir hier bleiben", sagte der Engländer. Die Verhandlungen sollen in den nächsten Wochen beginnen.

Was Schmidt hoffen lässt: "Es geht ja nicht nur ums Geld. Deutschland ist ein Kernland der Formel 1. Wir haben sechs Fahrer, mit Mercedes ein Werksteam, eine lange Tradition, eine tolle Motorsportstätte und mit die höchsten Zuschauerzahlen. Zudem kommt ein Großteil der technischen Komponenten der Formel 1 aus Deutschland." Schmidt, seit 1. Juli am Nürburgring, hat einen guten Draht zum allmächtigen Formel-1-Vermarkter. Bereits 2009 als Hockenheimring-Geschäftsführer hatte er mit Ecclestone einen Vertrag ausgearbeitet, der Hockenheim aus den tiefroten Zahlen führte. 2010 verzeichnete der Veranstalter sogar einen Gewinn. wip

Hintergrund

Timo Glock hat seinen Vertrag bei Marussia Virgin bis 2014 verlängert. Das gab der Rennstall gestern bekannt. Glock fährt seit der Gründung vor anderthalb Jahren für das Team - zumeist am Ende des Feldes. "Es war eine harte Zeit, jetzt aber sollte eine gute Zeit folgen", sagt Glock. Als einziges Team hatte Virgin sein Auto komplett am Computer entwickelt. Deshalb wurde Technikchef Nick Wirth kürzlich gefeuert. Stattdessen verpflichtete das Team mit Pat Symonds einen anerkannten Experten. Symonds arbeitete bei Benetton und Renault mit Michael Schumacher und Fernando Alonso. Nach dem Skandal um einen absichtlichen Unfall von Nelson Piquet wurde er bis 2012 gesperrt. Virgin erhält zudem technische Unterstützung von McLaren. Glock glaubt: "Mittelfeld-Platzierungen sollten nächstes Jahr möglich sein." wip

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort