Hamilton beginnt mit den ersten Sticheleien

São Paulo · Nico Rosberg will im Formel-1-Finale den Titel mit einem Sieg holen. Dass der Deutsche 2016 noch keine Defekte hatte, beschäftigt seinen Rivalen. Auch sonst fühlt sich Brasilien-Sieger Lewis Hamilton in der Rolle des Stichlers.

 Lewis Hamilton (links) verpasste Nico Rosberg in Brasilien eine Champagner-Dusche. Nach dem Rennen schoss er die ersten zarten Giftpfeile in Richtung seines WM-Konkurrenten. Foto: Moreira/dpa

Lewis Hamilton (links) verpasste Nico Rosberg in Brasilien eine Champagner-Dusche. Nach dem Rennen schoss er die ersten zarten Giftpfeile in Richtung seines WM-Konkurrenten. Foto: Moreira/dpa

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Nico Rosberg zog die Augenbrauen hoch und schaute verwundert. "Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen?", entgegnete er im Motorhome seines Arbeitgebers auf die Frage, ob er sich auch über einen dritten Platz beim Finale der Formel-1-WM in knapp zwei Wochen freuen würde. "Ich möchte da gewinnen", sagte Rosberg nach dem Regen-Drama von Brasilien und seinem erneuten zweiten Platz hinter Lewis Hamilton .

Rosberg will die Serie des Briten brechen und sich mit einem eigenen Sieg zum Weltmeister krönen, selbst wenn es in Abu Dhabi auf dem Podest Rosenwasser statt Champagner gibt. Dabei reicht ihm bereits Platz drei für den ersten WM-Triumph seiner nun elf Jahre dauernden Formel-1-Karriere. Über "hätte, wenn und aber" will er sich den Kopf nicht zerbrechen in den Tagen bis zum letzten Saisonrennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hamilton, der 2011 und 2014 auf dem Yas Marina Circuit gewann, muss hingegen das Optimale rausholen - und selbst das allein wird nicht reichen. Er muss darauf hoffen, dass andere wie der neue Regenkönig Max Verstappen oder Abu-Dhabi-Rekordsieger Sebastian Vettel von Ferrari sich zwischen ihn und Rosberg setzen - oder dass Rosberg anders gestoppt wird.

Also versucht der Brite, seinen deutschen Widersacher zu verunsichern. "Nico ist bisher jedes Rennen zu Ende gefahren - außer Barcelona, wo wir es beide nicht geschafft haben", sagte Hamilton - die beiden waren dort kollidiert. "Er hatte eine fantastische Zuverlässigkeit", sagte Hamilton. Zwischen den Zeilen stand da: Ich hatte sie nicht. Der Brite wurde ein paar Mal von Motorproblemen zurückgeworfen. Rosberg hörte sich die Sätze an, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und warf Hamilton nur einen Seitenblick zu. Später im Mercedes-Streckenquartier setzte Hamilton den nächsten kleinen Stich. "Ich bin glücklich. Nico fährt im Moment so gut wie nie, aber heute hatte er mir nichts entgegenzusetzen", meinte er.

Rosberg indes hatte sich im Rennen mit Platz zwei abgefunden, wollte im Wetter-Chaos keinen Ausfall riskieren. Am Ende schaltete er die Leistung seines Antriebs runter. "Das macht ihn für Abu Dhabi schneller", erklärte Rosberg. "Jetzt erwartet uns ein Showdown in Abu Dhabi", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Unsere Aufgabe ist einfach: Wir müssen beiden Fahrern ein Auto geben, mit dem sie bis zur Zielflagge kämpfen können."

Rosberg machte sich fix auf den Heimweg, wirkte zufrieden. Zwölf Punkte Vorsprung nimmt er mit ins letzte Saisonrennen. Platz eins, zwei oder drei - und er ist dort Weltmeister. Bei Platz vier bis sechs dürfte Hamilton maximal Zweiter werden, bei Platz sieben und acht von Rosberg darf der Brite höchstens auf Rang drei kommen.

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